"BLAU" Ausstellung zum Thema Sucht
Vom 19. bis 22. September konnte man im Ricarda Huch-Gymnasium in Gelsenkirchen eine facettenreiche Ausstellung – „Heiter bis tödlich – Ansichten zum Umgang mit Alkohol“ - in der Schulaula besuchen. Ein Schüler des Gymnasiums, dessen Vater bei der DAK angestellt ist, initiierte diese Ausstellung der Krankenkasse, wie von der Schulleitung erklärt wurde. Und der Termin war günstig, denn in den 9.Klassen ist Suchtprävention ein Thema im Biologieunterricht. Doch auch bei Schülerinnen und Schülern des benachbarten Grillo Gymnasiums erregte die Ausstellung Aufmerksamkeit. Es waren 32 großformatige Aufnahmen, die das Thema Alkohol zum Inhalt hatten. Die Motive wurden von Design-Studenten ins Bild gesetzt, die im Rahmen eines Wettbewerbs der DAK das Thema Alkohol fokussiert haben. Eine Jury von Experten aus dem Suchtbereich und Profi-Künstler hatte die besten Fotografien von ca. 70 Studenten des Institute of Design in Hamburg, Berlin und Düsseldorf ausgewählt.
Neben den Fotografien wurden Zitate von Jugendlichen und Kindern aus suchtbelasteten Familien gezeigt:
Gemischt trinken, das tun ja auch die Mädels ganz gern. Wir sind dann alle richtig locker drauf – man traut sich mehr (Fabian, 16 Jahre). - Letzten Samstag hat einer meiner Kumpels den ganzen Rettungswagen vollgekotzt. Der hat richtig abgereiert und dann haben sie ihm ne Windel verpasst. Was säuft er auch so viel (Jonas, 15 Jahre). - Ich habe als Kind so oft gelauscht, meinen Vater lallen und meine Mutter schreien gehört. Oft musste ich natürlich nicht einmal lauschen. Ich möchte mal loswerden, dass ich damals meinen Vater in Pampers durch das Haus kriechen gesehen habe…(Abszesse, etc.)…Heute hat er durch den Alk kaum noch eigene Zähne! Ich denke, dass ich vieles verdrängt habe, aber einiges hat sich einfach eingebrannt (Aus einem Internetforum, User Silvester).
Ebenfalls waren recht kontroverse Aussagen zum Thema Alkohol und Trinken, von berühmten und bekannten Persönlichkeiten zu lesen. Hier eine kleine Auswahl der Zitate:
Es ist ein Brauch des Alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör. Doch wer zufrieden und vergnügt, sieht zu, dass er auch welchen kriegt. (Wilhelm Busch, deutscher Zeichner und Dichter). - Nach dem ersten Glas siehst du die Dinge so, wie du sie gern hättest. Nach dem zweiten Glas siehst du die Dinge so, wie sie nicht sind. Und ganz zum Schluss siehst du die Dinge so, wie sie wirklich sind (Oscar Wilde, irischer Schriftsteller). - Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt, sind jene aus denen man trinkt (Joachim Ringelnatz (deutscher Schriftsteller). - Die Welt ist voller Leute, die Wasser predigen und Wein trinken (Giovanni Guaresch, italienischer Journalist und Schriftsteller). - Sorgen ertrinken nicht im Alkohol. Sie können schwimmen (Heinz Rühmann, deutscher Schauspieler). - Kein Mann trinkt zu seinem Vergnügen (Ernest Hemingway, amerikanischer Schriftsteller)
Ferner waren es auch Aussagen aus der Werbung, die in dem Genuss von Alkohol rein positive Aspekte sehen, aber bei genauem Hinsehen eine Aufforderung zur Sucht sind. Für die Alkoholindustrie sicherlich eine profitable Angelegenheit:
Nicht immer, aber immer öfter – Genau meine Art los zulassen – Knackiger Spaß im Glas – Man gönnt sich ja sonst nichts.
Und wer noch nicht gewusst hat, warum man „blau“ ist, wenn man zu viel Alkohol getrunken hat, der konnte es im Rahmen der Ausstellung erfahren und ich möchte dieses Wissen an dieser Stelle weitergeben:
Wie vieles, so geht auch diese Redewendung auf die Zeit aus dem Mittelalter zurück, der Blaufärberei. Zur Produktion der blauen Farbe, war die Zugabe von Alkohol notwendig, um dem pflanzlichen Rohstoff, dem Färberwaid, die blaue Farbe zu entziehen. Aus Kostengründen und weil er zu schade für die Färberei war, hatte man eine wirkungsvolle Methode entwickelt, bei denen die Färber einen Umweg über den eigenen Körper gewählt hatten, indem sie reichliche Mengen an Bier tranken und hinterher auf den Waid urinierten.
Natürlich sollte diese Ausstellung auch Aufmerksamkeit erzeugen, zum Beispiel über den eigenen Umgang mit dem Alkohol. Denn Alkohol hat seinen festen Platz in unserer Gesellschaft. So gehört er zu Familienfeiern, zum Besuch eines Fußballspiels im Stadion oder vor dem Fernseher, auf Volksfesten, zu einem guten Essen im Restaurant. Jedoch darf man nicht außer Acht lassen, das Alkohol ein Suchtmittel ist, was man legal erwerben kann und an dem jedes Jahr viel Tausende Menschen sterben. Hierzu passt dann das Zitat von Erhard Blanck, einem deutschen Heilpraktiker, Schriftsteller und Maler: Alkohol ist eine der teuersten und langwierigsten Arten Selbstmord zu begehen.
Aber die Ausstellung will nicht moralisieren, sie bietet Anlass zu Diskussionen. Sicherlich kann man darüber zu streiten, ob Jahrtausende altes Genussmittel oder tödliche Droge. Wenn ich in diesen Dialog einsteigen darf, so kann der Konsum durchaus risikoreich sein und man ist schnell in der Gefahr, die Diagnose F10.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol: Abhängigkeitssyndrom diagnostiziert zu bekommen. Wovon in Deutschland 1,3 Mio. Menschen betroffen sind.
Wer also im Umgang mit dem Alkohol versagt - aus welchen Gründen auch immer - und alkoholkrank wird, der findet sicherlich Hilfe und Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe für Alkoholkranke (Kreuzbund, Blaues Kreuz, Anonyme Alkoholiker, Guttempler, Freundeskreis) und/oder bei Beratungsstellen der Caritas oder der Diakonie.
Um dem Tenor der Ausstellung gerecht zu werden, noch als Abschluss ein Zitat von mir: Es ist in Ordnung wenn man trinken kann. Aber es ist schade um jeden Menschen der trinken muss.
Autor:Uwe Müller aus Gelsenkirchen |
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