Bild für Bild zum Trickfilm

Linda (12), Simon (12), Annika (8) und Romy (8 – v.r.n.l.) bewegen die Figuren. Jonas (12) am Laptop speichert Bild für Bild, das die kleine Kamera von der Decke der Trickboxx aufnimmt. „Regisseur“ Robert Schuster (18 –li.), ein Trickfilmkid der ersten Stunde, leitet das Projekt.
  • Linda (12), Simon (12), Annika (8) und Romy (8 – v.r.n.l.) bewegen die Figuren. Jonas (12) am Laptop speichert Bild für Bild, das die kleine Kamera von der Decke der Trickboxx aufnimmt. „Regisseur“ Robert Schuster (18 –li.), ein Trickfilmkid der ersten Stunde, leitet das Projekt.
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Der Filmclub URMZ im Jugendzentrum feierte fünfjähriges Bestehen

Dass aus einem kreativen Ferienprogramm ein preisgekrönter Kinderfilmclub entsteht, hatten die jungen Schaffrather Trickfilmer der ersten Stunde in ihren kühnsten Träumen nicht erwartet. Und doch entwickelte sich seit 2008 dieses Drehbuch, das zwei Jahre später in der Gründung eines eigenen Filmclubs mündete. Und so konnten die Kinder und Jugendlichen und natürlich auch das Personal des städtischen Jugendzentrums in der Nottkampstraße in der vergangenen Woche das erfolgreiche fünfjährige Bestehen ihres Filmclubs URMZ feiern.

Auf die drei Oscars – um ein paar Gramm leichter und aus nicht ganz so edlem Material wie das große amerikanische Original – sind die Filmclubkids besonders stolz. Sie dürfen beim Fest nicht fehlen und glänzen aus einer Ecke des großen Raumes im Jugendzentrum. In dessen Mitte steht auf einem Tisch eine große weiße Kiste, mit bunten Stickern verziert und vorn und hinten offen. Daneben ein Laptop.
„Das ist unsere Trickboxx“, erklärt Robert Schuster. „Die haben wir hier selbst gebaut.“ Der 18-Jährige gehört zu den Trickfilmkids der ersten Stunde. Jetzt ist er quasi der Regisseur und leitet die Gruppe, die sich während der Schulzeit immer dienstags trifft. Dann wird am Trickfilm gearbeitet.
„Wir produzieren einen Film pro Schuljahr“, erklärt Robert. Dabei ist alles eine Gemeinschaftsaufgabe: Gemeinsam entstehen die Ideen für die Filme und gemeinsam wird am Drehbuch und an der Umsetzung gearbeitet.

Linda (12), Simon (12), Annika (8) und Romy (8) demonstrieren an der Trickboxx, wie ein solcher Trickfilm entsteht. Auf dem Tisch liegen Bilder und ausgeschnittene Figuren: Ein großer Junge, ein großes Mädchen und ein kleiner Junge – jeweils in Vorder- und Rückansicht und im Profil und mit offenen und geschlossenen Mündern. Die Figuren stammen aus dem Trickfilm „In fünf Minuten um die Welt“, für den der Club auf dem Trickfilmfestival im vergangenen Jahr den Oscar erhalten hat. Die Figuren hat übrigens Linda gezeichnet. „Das war vor zwei Jahren“, winkt sie ab: „Jetzt zeichne ich ganz anders ...“

Klaus Radojewski, der Leiter des Jugendzentrums, weiß, dass die Kinder den Trickfilmclub als besonderes Freizeitangebot schätzen: „Hier kann jeder seine ganz eigenen Talente mit einbringen. Die Kinder machen alles selbst, entwickeln die Figuren und die Handlung, zeichnen, bauen Kulissen, experimentieren mit Spezialeffekten oder geben dem Film am Computer den letzten Schnitt.“

Berufswünsche werden entwickelt

So würden sich sogar Berufswünsche entwickeln. Wie bei Robert. Er steuert auf ein Studium der Medientechnik zu.
Seit zwei Jahren produziert das Jugendzentrum auch Kalender, deren Monatsblätter die Trickfilmhelden zieren. 2015 ist es der gelbe Schwamm mit der schwarzen Brille, der in einem preisgekrönten Film schon einmal die Welt gerettet hat. Warum er die verbotene Farbe im königsblauen Land trägt? Robert Schuster lacht: „Die meisten Küchenschwämme sind nun einmal gelb-schwarz und nicht blau weiß.“
Die von den Kindern und Jugendlichen produzierten Trickfilme werden mit
dem Stop-Motion-Verfahren hergestellt. Stop-Motion-Filme bestehen aus zahlreichen einzelnen Bildern, die schnell hintereinander ablaufen. Auf jedem Bild ändert sich eine Kleinigkeit. Dadurch entsteht Bewegung, ähnlich wie beim Daumenkino. Auch wenn moderne Technik die Trickfilmproduktion stark erleichtert, ist sehr viel Geduld, Kreativität und Teamgeist gefragt, um vorzeigbare Ergebnisse zu erzielen.
Die ersten Filme entstanden mit Knetfiguren, dann folgten der gelbe Schwamm und die drei Kinder, die eine Weltreise unternehmen. Das jüngste Projekt ist ein Trailer für das Jugendfestival OpenArtjam auf Consol, das an diesem Wochenende stattfindet. Hier wurde die Pixilation angewandt, erklärt Robert Schuster: „Das ist eine Stop Motion Technik und bezeichnet das Filmen von Personen oder Gegenständen mit Einzelbildschaltung.“
Linda, Annia und Romy schieben die Figuren auf dem Tisch ein winziges Stück aus ihrer Position. Der 12-jährige Jonas steuert vom Laptop aus die kleine Webkamera unter der Decke der Trickboxx. So entsteht Bild für Bild. Mit der entsprechenden Software kann man sich das Ergebnis dann anschauen und es nachbearbeiten. Und was man da auf der Website des Filmclubs (www.filmclub-urmz.blogspot.de)sehen kann, wirkt sehr professionell.
„Wir besuchen Workshops und lernen auch bei Profis“, berichtet Robert Schuster. So konnten die Kids beispielsweise auch Kai Dollbaum über die Schulter schauen, der unter anderem Musikvideos für Udo Lindenberg produziert.

Panne auf Festival kostete möglicherweise den Sieg

Auch wenn die Trickfilmkids beim jüngsten Trickfilmfestival NRW in diesem Jahr ohne Oskar nach Hause gingen, bleibt dieses Ereignis doch in ihrem Gedächtnis haften. Es gab nämlich eine Panne. Robert Schuster erzählt: „Wie waren mit unserem Film „Un-Geschützt“ auf dem Trickfilmfestival NRW vertreten. Doch unser Film wurde falsch abgespielt. Innerhalb des Videos hat sich der Ton ständig wiederholt. Das wurde zunächst als „künstlerische Absicht“ hingestellt. Nachdem wir jedoch protestierten, stellte sich heraus, dass der Fehler beim Brennen der DVD entstanden war. Weil es nicht unser Fehler war, dürfen wir den Film im nächsten Jahr erneut zeigen. Hoffentlich dann ohne Fehler. Außerdem werden wir einen Gutschein für unsere weitere Filmarbeit erhalten. Wir hoffen, dass eine solche Panne nicht wieder passiert und außerdem ... Das Wichtigste ist der Spaß am Trickfilmen. Und den haben wir.“

Autor:

Silvia Dammer aus Hagen

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