Auf Reisen mit Toby Turrell Gelsenkirchener Musiker feiert die Präsentation seiner CD „Journey“ in Buer
Zugegeben: Toby Turrell ist nicht gerade der übliche Name für einen waschechten Gelsenkirchener, aber trotzdem ist der weitgereiste und umtriebige Musiker von hier. Nur der Name, der ist beinahe frei erfunden.
Von Silke Sobotta
GE. Denn ursprünglich wurde Toby Turrell geboren als Tobias Schwietering, nur seine Karriere als Musiker sorgte dafür, dass er durch die Welt reiste und da war der Name manchmal echt ein Zungenbrecher, der sich im englisch-sprachigen Raum sogar nicht mal problemlos zu Papier bringen lässt.
„Schwietering stellte sich in England als echtes Problem dar. Es kamen keine emails mehr an und Dokumente wurden von Behörden falsch
ausgefüllt. Sogar meine Bankkarten aus England haben alle einen Fehler
im Namen. Deshalb dachte ich mir damals, dass es Sinn macht einen „Künstlernamen“ zu haben, der auch für den englischsprachigen Raum nutzbar ist macht. Einer meiner Lieblingsbassisten ist Boz Burrell von der
englischen 70er Jahre Blues Band ‚Bad Company‘. Und von Boz Burrell war
der weg zu Toby Turrell recht kurz“, lacht der weitgereiste Vollblutmusiker.
Und mit seinen 33 Jahren hat der Gelsenkirchener schon mehr erlebt als so manch ein doppelt so viele Lenze zählender Mensch. Denn nach dem Abitur absolvierte er noch eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker bei der Stadt Gelsenkirchen und der emschertainment GmbH, die ihm bei seinem aktuellen Musikerleben durchaus hilfreich ist. Außerdem lernte er in dieser Zeit so manchen seiner Kontakte kennen, wie zum Beispiel Ozzy Ostermann von Herbert Knebels Affentheater.
Weil aber sein Herz seit frühester Jugend der Musik gehörte, stand für Toby Turrell schnell fest, dass seine Zukunft mit der Musik zu tun haben muss.
„Ich habe von meinem Vater das Gitarrespielen gelernt und schon früh in Bands gespielt. Aufgewachsen in Hassel, gab es die ersten Auftritte natürlich im Bonni“, erinnert sich der Musiker. Aber wie wird man Musiker?
„Ich habe mich herum gehört und stieß in Großbritannien, um genau zu sein in Brighton, auf eine Universität, an der man Musik studieren konnte. Dort habe ich dann meinen Bachelor in Pop/Rock gemacht. In Deutschland wäre das nicht möglich gewesen, weil man hier nur Zertifikate erwerben kann, die hinterher nirgends anerkannt werden“, erklärt Turrell.
Fünf Jahre verbrachte er „auf der Insel“, wovon er drei Jahre lang studierte und zwei weitere als Musiker arbeitete. Schon während des Studiums war er auf der Suche nach einer Sängerin, „an die er sich dran hängen konnte“, wie er es ausdrückt. Denn ihm war von Anfang an die geschäftliche Seite der Musikindustrie wichtig.
Über My Space stieß er auf Emma King, die an der gleichen Uni studierte wie er, nur dass sich an der Uni ihre Wege nie kreuzten.
Gemeinsam mit Emma und anderen Musikern machte sich der Gelsenkirchener auf den Weg in die USA, was sich als nicht ganz einfach erwies. „Wir mussten am Flughafen 1000 CDs schrotten, weil da nicht drauf stand, das wir sie nur zu Werbezwecken einführen wollten. Der Hintergrund ist der, dass man mit einem Touristenvisum in den USA nicht arbeiten darf, um Geld zu verdienen. Der Zoll fragt sogar nach, warum man seine Gitarre einführen will, wenn man damit kein Geld verdienen will. Das ist ziemlich schräg“, schildert Turrell.
Trotzdem gelang es ihm und seinen musikalischen Begleitern die Aufmerksamkeit einer Plattenfirma in Nashville auf sich zu ziehen. „Eigentlich sitzen dort alle Plattenfirmen auf einer Straße und die haben wir mit Plakaten, CDs und Flyern zugepflastert, so dass niemand mehr an uns vorbei kam. Dabei haben wir Werbung dafür gemacht, dass wir die erste britische Countryband sein könnten, die in den USA erfolgreich würde“, erklärt der 33-Jährige das Vorgehen der jungen Musiker.
Da der Country-Musik-Markt in den USA aber ein sehr politischer und stark reglementierter Markt ist, weiß er heute, dass es nie eine ausländische Band geben wird, die dort Erfolge feiern wird. So schildert er, dass dort immer nur Sänger und keine Bands die Chance kriegen, ihre Songs vorzustellen. Die Songs werden von speziellen Songschreibern geschrieben und bei den Musikern handelt es sich um Studiomusiker. Und Countrymusik darf sich nur so nennen, wenn sie auch in Nashville aufgenommen wurde. Das gilt dann aber auch für die großen Namen.
„Johnny Cash wurde zum Beispiel eine Zeit lang nicht gespielt, weil seine Texte zu unreligiös waren“, führt Turrell als Beispiel an.
Die Musiker um Turrell fanden zwar in Nashville eine Plattenfirma, aber vermutlich eher, damit keine andere ihnen zuvor kommen konnte. Letztlich blieb die dort produzierte CD einfach im Regal stehen, weil es auch Probleme mit der Plattenfirma und innerhalb der Band gab.
Nach drei Jahren in den USA kehrte Toby Turrell 2013 wieder zurück in seine Heimat. Hier träumte er von einem Album, das er gemeinsam mit Freunden, die in verschiedenen Ländern leben aufnehmen wollte. Mit „Journey“ ist ihm das Projekt gelungen. „Ich habe im Freundeskreis herum gehört, wer Lust hat etwas beizusteuern und stieß dabei auf so gute Resonanz, dass die Koordination schon problematisch war, auch wegen der Entfernungen“, schildert der Musiker. Mitgemacht haben Musiker aus vier Ländern, die sich zum Teil noch nie gesehen haben. Dank der neuen Technik funktioniert das aber sehr gut.
Mit Thomas Erkelenz, einem Freund „mit dem das erste Bier nach einer langen Trennung wieder genau so gut ist wie das letzte zuvor“ fand Toby Turrell genau den Mann, der das Projekt rigoros zusammenstutzte und entsorgte. Aber Erkelenz trug auch noch eigene Gitarrenstücke und Mundharmonika-Einspieler bei.
CD-Präsentation mitten in der Heimat
Am Dienstag, 16. Februar, ist es nun so weit und Toby Turrell feiert ab 19.30 Uhr im „DomGold“ am Russellplatz 1 die CD-Release-Party von „Journey“. Mit dabei sind dann auch Basti Korn und Melanie Vallender, die am Projekt beteiligt waren.
Bei der Präsentation werden auch Interviews eingespielt und neben den Songs vom Album gibt es auch weitere Musik in Form von Coversongs.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.