„Anders sind wir alle“ - Begegnung von Schülern der 8. Klasse und Senioren im Liebfrauenstift
Der Name ist lang, doch fast es gut zusammen: „Anders sind wir alle - Ein miteinander Leben und voneinander Lernen der Generationen und Kulturen für einen gelingenden Übergang in die Berufswelt“. Ein tolles Projekt...
Die Luft im Raum ist warm, die Stimmung fröhlich. Die zehn Seniorinnen und zwölf Schüler sitzen gemeinsam im Stuhlkreis, tauschen sich aus, spielen miteinander.
Zunächst sitzen alle zusammen und die Schüler schreiben die Namen der Bewohner des Liebfrauenstifts auf jeweils einen Ballon. Verzieren sie. Dann wird es turbulent. Ein fröhlicher „Haufen“ Menschen wirft sich gegenseitig Ballons zu, hier und da platzt einer und alle erschrecken sich.
Andrea König, Sozialpädagogin von der Hauptschule an der Grillostraße erzählt: „Gestern hatten wir erst einmal eine Vorstellungsrunde und es wurden Standbilder zum Thema Freundschaft erstellt. Danach haben wir mit den Schülern Fragen erarbeitet, die sie im Anschluss den Seniorinnen gestellt haben.“ Diese reichten von der ersten Liebe über das Verstecken im Krieg bis hin zu den erlernten Berufen. „Die Damen haben viel über die Kriegszeit erzählt und besonders spannend war eine Geschichte“, führt Andrea König fort. Frau Latz, eine der Bewohnerinnen, habe in ihren jungen Jahren eine Lehre zur Näherin gemacht und ihr Gesellenstück über die Kriegszeit hinweg gerettet. „Morgen bringe ich mein Gesellenstück, einen Rock, mit und zeige ihn den Jugendlichen“, verspricht Frau Latz. Davon sind die jungen Schüler schwer beeindruckt. Frau Latz hat noch so einige spannende Geschichten zu erzählen und die Schüler lauschen gespannt.
Anschließend wird es wieder kreativ: In Kleingruppen setzen sich die Schüler und Senioren zusammen und malen gegenseitig die Umrisse ihrer Hände auf Pappkarton, um danach die Hände erzählen zu lassen, was sie schon alles erlebt haben.
Barabara Majer, 90 Jahre jung, ist richtig zum Scherzen aufgelegt: „Das wird aber nicht der Polizei übergeben, oder?“, sagt sie und lacht, „ich bin so gerne unter Jugendlichen“. Aber nicht nur Barbara Majer hat Spaß an der Sache, auch die drei Schülerinnen Amina Hussein Mohamad (14), Damla Arslan (13) und Zeynep Alagöz (14) sind ganz angetan. „Ich gehe jetzt viel offener auf Menschen zu, die Senioren haben total viel Vertrauen zu uns und sind alle sehr nett“, merkt Amina Hussein Mohamad an.
Genau das ist auch Ziel des Ganzen. Ins Leben gerufen hat das Projekt Sozialwissenschaftlerin und Theaterpädagogin Petra Lemke mit ihrem Kollegen Mike Becker, Gesundheitspfleger und Lehrbeauftrager, breits im Jahr 2009.
„Zum einen soll dieses Projekt den Schülern bei ihrer Berufswahlorientierung helfen. Hier sehen sie zum Beispiel, dass es in einem Altenheim nicht nur den klassischen Beruf des Altenpflegers gibt, sondern viele weitere von der Putzfrau über den Koch bis hin zur Rezeptionistin“, erläutert Petra Lemke von „Bildung-aller-Sinne“. „Genauso werden aber auch die Schlüsselkompetenzen der Schüler trainiert und wir erhoffen uns von dem Projekt eine Begegnung und Kontakte über die Veranstaltung hinaus“. Des Weiteren werden die Achtklässler für die Bedürfnisse unserer älteren Generation sensibilisiert. Das wird morgen beispielsweise anhand einer Busszene geprobt: Werden die Schüler von alleine auf die Idee kommen, den älteren Damen einen Sitzplatz anzubieten?
Für die konkrete Berufswahl ist es für die Schüler der 8. Klasse noch etwas früh, aber einen guten Einblick in verschiedene Berufe und in das Leben von Senioren bekommen sie durch das Projekt allemal.
Da bleibt uns nur zu sagen: „Tolles Projekt, weiter so!“
Autor:Janina R. aus Gelsenkirchen |
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