Tränen und Freude zugleich
Über 60.000 Zuschauer waren nach dem Abpfiff ausnahmsweise mal im Stadion geblieben und erlebten sicherlich mit einen der emotionalsten Momente in dieser Saison, als Kenia, Sarpei, Schober und Raul in einem denkwürdigen Rahmen verabschiedet wurden. Doch einmal explodierte auch das Stadion vor Freude.
Der FC Schalke 04 baute innerhalb von nur wenigen Minuten eine große Bühne in der Spielfeldmitte auf. Die aktuelle Schalker Mannschaft, inklusive auch der Verletzten, standen vor der Bühne Spalier, die zur Nordkurve ausgerichtet war. Hunderte von Fans bildeten an den Seiten- und Torauslinien einen großen Rahmen. Jeder hatte eine blau-weiße Schalke-Fahne in der Hand und auch die Fotografen standen in Scharen vor der Nordkurve, mit Blickrichtung Bühne, um den großen Moment festhalten zu können. Ein überdimensionales Trikot wurde zudem auch noch ausgebreitet.
Für jeden Spieler, der verabschiedet wurde, wurde ein kurzer Film auf dem riesengroßen Videowürfel eingeblendet. Erinnerungen, Spielszenen, Sprüche der Spieler und auch vereinzelt kurz eingesprochene Verabschiedungen mancher Spielkollegen wurden eingeblendet. So mancher auf der Tribüne musste schlucken.
Spätestens als Mathias Schober nach Kenia und Sarpei, die gemeinsam einliefen, an der Reihe war. Der dienstälteste Schalker. Der letzte Eurofighter im Team des S04. Schober beendet nach dieser Saison seine Karriere. Durch die Veltins-Arena hallte das Eurofighter-Lied - Schober war sichtlich gerührt, als er mit seinen Kindern einlief und genoss den Moment. Er war es auch, der kurz vor Spielende von Huub Stevens die Chance bekam, noch einmal spielen zu dürfen. In der 90. Spielminute wurde er für Lars Unnerstall eingewechselt und über 60.000 Kehlen brüllten noch ein letztes Mal seinen Namen.
Er und natürlich auch alle anderen Spieler, die verabschiedet wurde, bekamen auf der Bühne ein aktuelles Schalke-Trikot vom Vorstand überreicht, das in einem Rahmen überreicht wurde. In dem neuen Schalke-Trikot für die kommende Saison spielte die Mannschaft bereits gegen Berlin. Es wirkt etwas nostalgisch und lässt an vergangene erfolgreiche Jahre erinnern.
"Hühnerpelle" bei Raúl-Verabschiedung
Erfolgreich waren auch die letzten zwei Jahre besonders für einen Spieler. Raúl - die lebende Legende. Er verlässt die Knappen nach dieser Saison und blickt auf zwei tolle Spielzeiten zurück. Unter anderem wurde auch sein Tor des Jahres gegen den 1. FC Köln, als er in unnachahmlicher Manier den Ball in einer Körperbewegung annahm und dann über den verdutzten Schlussmann Rensing lupfte, eingespielt.
Das Stadion bebte. Manni Breuckmann würde an dieser Stelle sagen, dass man "Hühnerpelle" bekam. Die Haare auf den Armen standen Kopf, als Raúl dann von der Mitte erst in Richtung Nordkurve und dann in Richtung Bühne lief - inklusive aller seine Kinder. Der Spanier konnte seine Tränen nicht verbergen. Es dürften gemischte Tränen gewesen sein. Er selbst hat es in den letzten Tagen immer wieder betont: Er sei nah am Wasser gebaut und er könne gar nicht so viele Tore schießen, um das alles, was der S04 ihm gegeben hat, zurückzahlen. Trauer und Freude dürften zugleich bei ihm im Gesicht zu erkennen gewesen sein.
Stadionsprecher Bernd Scheffler hört auf
Und dann hatte Sportdirektor Horst Heldt noch einen ganz besonderen Moment sich aufgehoben. Denn er verkündete, dass Jefferson Farfan seinen Vertrag bis 2016 verlängert habe. Das Stadion bebte, es brannte lauter Jubel los. Bis vor ein paar Monaten noch hätte keiner damit gerechnet, dass der Peruaner nach dieser Spielerzeit doch noch in Gelsenkirchen spielt. Auch die Spieler auf der Bühne schienen überrascht, freuten sich und herzten den Flügelflitzer, der sichtlich Spaß an der tollen Überraschung hatte.
Es gab zum Schluss noch einmal ein großes Abschiedsfoto auf der Bühne mit allen Beteiligten, bevor es zur Ehrenrunde ging. Die Arena feierte die Mannschaft. Kein Wunder, schließlich wurde auch eine grandiose Saison kurz zuvor mit einem 4:0 gegen Berlin gekrönt. Denn viele vergessen gerne, was der S04 alles in dieser Saison durchmachen musste. Ob es der tragische Rücktritt vom Trainer Ralf Rangnick war, die ständigen Verletzungen, insbesondere der der Torhüter oder einfach nur das Auf und Ab im nationalen und internationalen Geschäft.
Am Ende steht ein toller dritter Platz auf der Habenseite. Nächste Saison wird unter der Woche also wieder Europapokal gespielt. Doch nicht mehr am Donnerstag. Nicht mehr gegen HJK Helsinki. Sondern am Dienstag oder Mittwoch. Vielleicht gegen Barcelona. Vielleicht gegen Manchester United oder AC Mailand.
Am Ende war dann auch leider die Zeit von Bernd Scheffler. Mehr als 1000 Heimspiele im Parkstadion und der VELTINS-Arena hat Bernd Scheffler in über 30 Jahren als Stadionsprecher begleitet. Nach der Pressekonferenz bekam Scheffler von seinem engsten Mitarbeiter und Stadionsprecher-Kollege Dirk Oberschulte-Beckmann einen Fotorahmen im Namen der Mitarbeiter überreicht, in dem tolle alte Momente festgehalten waren. Auch Scheffler war sehr berührt. Es war wieder ein emotionaler Moment. Ein runder Abschluss unter einer (fast) fertigen Saison. DAS ist Schalke.
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
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