Tolle Moral: Schalke erkämpft nach 0:2 gegen Leverkusen einen Punkt
Kein Sieger im Topspiel der 1. Bundesliga! Im Kampf um Platz Drei bleibt Bayer Leverkusen in der besseren Position und nahm von Schalke am Samstagabend in einer sehr unterhaltsamen Partie einen Punkt mit. Das 2:2 (0:1) muss sich für die Gäste aber wie eine Niederlage anfühlen, da die Elf von Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä bereits mit 2:0 in der Veltins-Arena führte. Auf Seiten der Schalker wurde Teemu Pukki dann zum Matchwinner. Zuerst schoss er ein Abstaubertor zum Anschlusstreffer, ehe er dann auch den Foulelfmeter zum 2:2 herausholte. Kiew-Leihgabe Raffael verwandelte den Strafstoß dann zum späten und viel umjubelten Ausgleich. Damit blieb der S04 auch im siebten Spiel in Folge ungeschlagen (fünf Siege) und bleibt damit auf Platz Vier, dem Minimalziel der Keller-Elf, die heute auf insgesamt neun (!) Spieler verzichten musste.
Das Lazarett der Königsblauen dürfte langsam aber sicher aus allen Nähten platzen. Unnerstall, Papadopoulos, Metzelder, Jones, Afellay, Farfan, Obasi, Huntelaar sind allesamt verletzt, zudem fehlte Neustädter gelbgesperrt. Unter dem Strich fehlten Trainer Jens Keller also insgesamt neun Spieler. Die Ersatzbank der Schalker glich beinahe einem kleinen Kindergarten. Neben den bewährten Kräften um Fährmann, Pukki und Fuchs und dem mittlerweile auch etwas bekannteren, wenngleich genauso blutjungen Max Meyer, saßen mit Kaan Ayhan, Dennis Erdmann und Manuel Torres Spieler aus der U23 oder der A-Jugend auf der Reservebank. So spielten unter anderem Christoph Moritz und Raffael von Beginn an.
Es waren die Leverkusener, die bereits früh hätten in Führung gehen müssen. In der 8. Spielminute lief Andre Schürrle alleine auf Schalkes Schlussmann Timo Hildebrand zu, der den schwachen Schuss aber abwehren konnte. In dieser Situation hätte Schürrle einfach nur dem mitgelaufenen Kießling quer legen müssen; dieser hätte problemlos ins leere Tor einschieben können. So blieb es aber beim 0:0 und fortan waren es die Schalker, die nach und nach besser ins Spiel kamen. Zunächst reagierte Bayers Torwart Bernd Leno super gegen Julian Draxler (11.), dann landete ein abgefälschter Schuss von Raffael knapp über dem Tor (21.), ehe erneut Leno stark gegen Raffael reagierte und dessen Schuss zur Seite boxen konnte (23.).
Es ging weiter hin und her in der ersten Halbzeit, denn nach den drei Schalker Chancen waren es die Leverkusener, die ihrerseits vier gute Torgelegenheiten hatten. Zunächst tauchte nach einem langen Diagonalball Leverkusens Carvajal alleine vor Hildebrand auf. Doch Schalkes heute sehr starker Torwart blieb erneut Sieger in diesem Duell (25.). Carvajal war es auch, der in der 29. Minute knapp vorbeischoss und nur das Außennetz traf. Auch Sam hatte wiederum nur drei Zeigerumdrehungen später eine gute Schussgelegenheit. Doch sein Abschluss landete weit über dem Tor. Etwas besser machte es sein Teamkollege Schürrle, der in der 35. Spielminute zwei Schalker Spieler mit einem Trick alt aussehen ließ, doch seinen Meister in Hildebrand fand, der zur Ecke klären konnte.
Diese Ecke hatte allerdings weitreichende Folgen. Zwar konnte Marica die etwas zu kurz geratene Ecke noch wegköpfen, doch die nächste Flanke landete auf dem hinteren Pfosten bei Bayers Kapitän Simon Rolfes, der zum 0:1 einköpfte (39.). Auch die Schalker Proteste nutzten da gar nichts, die ein Foulspiel an Marica monierte. Marica war nach seinem Abwehrversuch am Boden liegen geblieben, er hatte ein Körperteil seines Gegenspielers an den Hinterkopf bekommen. Doch der heute alles andere als souveräne Schiedsrichter Manuel Gräfe unterbrach das Spiel auch nicht, so dass die nächste Leverkusener Flanke und das folgende 0:1 fiel.
Dabei blieb es auch nach 45 Minuten. Beide Teams kamen auch unverändert aus der Pause, doch das Spiel nahm zunächst nicht den Schwung aus der ersten Halbzeit mit. Es wurde bereits die 57. Minute geschrieben, als Schalkes Draxler wahrscheinlich selbst auch zu überrascht aus 14 Metern mittig und völlig alleingelassen vor dem Tor auftauchte, sein Schuss landete allerdings weit oben in den Südtribüne.
Kellers erneut gute Einwechslung: Pukki entscheidender Mann
Nur eine Minute später das 0:2. Michael Kadlec trat aus rechter Position mit seinem linken Fuß einen Freistoß weit in den Schalker Strafraum, als niemand mehr an den Ball kam und das runde Leder im langen Eck am verdutzen Hildebrand im Netz einschlug (58.).
Danach schienen die Gäste die Partie im Griff zu haben. Schalke wollte nicht alles riskieren und spielte zunächst abwartend weiter. Die Knappen wurden dann in der 71. Minute für ihre Geduld belohnt, als Leno einen Bastos-Schuss nur nach vorne abklatschen und der eingewechselte Pukki zum 1:2 abstauben konnte. Die Veltins-Arena erwachte aus ihrem Frühlings-Schlaf. Jeder spürte, dass der Ausgleich noch möglich war. Genug Zeit war ebenso noch vorhanden. So war es auch der ebenfalls kurz zuvor eingewechselte Christian Fuchs, der aus über 20 Metern einfach mal aufs Tor schoss und sein abgefälschter Schuss sich gefährlich noch vor dem Bayer-Tor senkte. Leno reagierte allerdings schnell und konnte den Ball noch über die Latte lenken.
Von Leverkusen kam fast nichts mehr. Außer in der 84. Minute, als nach einem Eckball vor dem Schalker Gehäuse ein Durcheinander herrschte und Hildebrand aus kürzester Distanz einen Rolfes-Schuss bravourös parieren konnte. Das 1:3 hätte den sicheren Sieg für die Rheinländer bedeutet. Stattdessen kam der S04 nur zwei Minuten später zum Ausgleich. Toprak stellte sich im Zweikampf gegen Pukki ungeschickt hatte und stieß ihn von hinten leicht um. Schalkes Torschütze zum 1:2 nahm das leichte Foulspiel dankend an und Bayer wurde durch eine unsinnige, wenn auch dann in der Konsequenz korrekten Entscheidung dreifach bestraft: Rot wegen Notbremse für Toprak, Elfmeter für Schalke und in der Folge dann auch noch der 2:2-Ausgleich (86.), der auch gleichbedeutend dann mit dem Endstand war.
„Ich kann weder die Situation, die zum 0:1 geführt hat, noch den Elfmeter richtig beurteilen, deswegen werde ich mich mit einer detaillierten Analyse zurückhalten“, so Bayers Cheftrainer Sascha Lewandowski nach dem Spiel. Deutlicher wurde da schon sein Gegenüber, Jens Keller. „Zu Leverkusens Verhalten werde ich mich nicht äußern. Marica hat den Kopf von Kießling gegen seinen eigenen Kopf abbekommen und bei einer Kopfverletzung gehört das Spiel vom Schiedsrichter unterbunden und abgepfiffen. Daher war mich mit dieser Entscheidung sehr unzufrieden.“
"Mit dieser Entscheidung war ich sehr unzufrieden!"
Einig waren sich beide Trainer in der Analyse des Spiels. „Die ersten 60 Minuten haben wir eine gute Leistung gezeigt. Wir hatten eine gute Struktur, standen kompakt und haben verdient geführt. Aber nach dem 0:2 hat Schalke sehr großen Druck aufgebaut. Das 1:2 fällt dann vielleicht zu früh, sonst hätten wir das Spiel hier sicherlich gewinnen können. So aber war am Ende noch einmal richtig Dampf drin und eine heiße Schlussphase“, so Lewandowski. Keller blickte teilweise zufrieden zurück. „Wir haben in der ersten Halbzeit trotz der einen oder anderen guten Chance keinen richtigen Zugriff auf das Spiel bekommen und hatten insbesondere hinten links Probleme. In der Halbzeit haben wir dann umgestellt und dass wir nach einem 0:2 noch so eine Moral zeigen, macht mich unheimlich stolz. Die Mannschaft hat einen großen Fight gezeigt.
Zwischen Schalke und Leverkusen liegen somit weiterhin vier Punkte. „Wichtig war es, dass wir heute nicht verloren haben. Jetzt gilt es aber erst einmal, weiter den vierten Platz zu halten“, so Höwedes nach der Partie.“ Auch Keller schlug in die gleiche Kerbe. „Das Minimalziel vor der Saison war Platz Vier, den haben wir erreicht. Natürlich würden wir noch einen Platz vor, aber dann muss Leverkusen einen Ausrutscher haben. Falls das eintrifft, versuchen wir da zu sein. Aber wir sollten erst einmal unsere eigenen Hausaufgaben machen und Platz Vier verteidigen.“
Das geht mit dem nächsten Spiel in Frankfurt weiter, wenn Schalke Samstagnachmittag (15.30 Uhr) beim Aufsteiger und direkten Konkurrenten um Platz Vier antreten muss. Leverkusen empfängt zeitgleich die abstiegsbedrohte TSG Hoffenheim.
Tore: 0:1 Simon Rolfes (39.), 0:2 Michael Kadlec (58.), 1:2 Teemu Pukki (71.), 2:2 Raffael (84./FE)
Bes. Vorkommnis: Rote Karte Ömer Toprak (Leverkusen/83./Notbremse)
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
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