Souveräner Schalker Heimsieg
Mit einem nie gefährdeten 3:0 (1:0)-Heimsieg über Hannover 96 untermauerte der S04 den dritten Tabellenplatz. Über die gesamte Spieldauer hatten die Gäste nur eine einzige Tormöglichkeit. Beide Trainer waren sich nach Spielschluss einig, dass es ein hochverdienter Sieg der Schalker war. Stevens lobte nach dem Spiel den breiten Kader und bedankte sich ausdrücklich bei den Spielern aus der vermeintlich zweiten Reihe. Dabei hätte er Raul heute durchaus hervorheben können. Der Spanier erwischte am sonnigen Sonntagnachmittag einen Sahne-Tag und schoss die Niedersachsen quasi im Alleingang ab.
Schalkes Trainer baute im Vergleich zum Bilbao-Spiel am Donnerstag seine Startelf erneut um. Teilweise aber auch notgedrungen. Denn sowohl Matip als auch Jones waren beide Gelb gesperrt. Auf der Position des rechten Verteidigers ersetzte Uchida wieder Tim Hoogland. Für Matip spielte Metzelder, der vier Wochen nach seinem erlittenen Muskelfaserriss wieder zur rechten Zeit fit war. Auf der Doppel-Sechs spielten mit Moritz und Höger auch zwei Neue, genauso wie Draxler und Farfan, die über die Außenbahnen von Beginn an stürmten.
Die Zuschauer hatten alle gerade Platz genommen, als die Gastgeber auch bereits schon in Führung gingen. Nach einem Freistoß von Farfan von der rechten Seite, war es Raul - nicht gerade als Kopfballungeheuer bekannt - der höher als sein Gegenspieler stieg und das Kopfballduell gewann. Vom linken Innenpfosten prallte dann der Ball ins Tor, Nationaltorwart Zieler war ohne Abwehrchance (6.).
Schalke dominierte weiter das Spiel und so war es Farfan, der in der 16. Spielminute die nächste Torchance hatte. Aus vollem Lauf knallte der Peruaner mit seinem schwächeren linken Fuß den Ball aber gegen den linken Pfosten. Zieler war zuvor schon einmal rausgekommen und hatte gegen Schalke klären können. Danach verflachte das Spiel ein wenig, auch, wenn die Knappen den Ball weiter geschickt laufen ließen.
„Vor der Halbzeit hatte man zumindest das Gefühl eine Chance zu haben“
In der letzten Viertelstunde vor dem Pausentee schien Hannover etwas stärker zu werden. So war es auch Didier Ya Konan, der nach einem scharf getretenen Pander-Freistoß überraschend frei zum Kopfball kam. Allerdings war Ya Konan derart überrascht, dass er den Ball nicht voll traf und sein Kopfball so knapp am Tor vorbeiging (29.).
Nur gute fünf Minuten später hätte Raul bereits seinen zweiten Treffer am Ostersonntag erzielen können. Doch sein Schuss mit seinem schwächeren rechten Fuß nach guter Vorarbeit von Uchida war zu zentral geschossen, so dass 96-Schlussmann Zieler keine Probleme hatte, den Ball zu fangen.
Hannover musste noch vor der Halbzeit verletzungsbedingt wechseln und so kam Schlaudraff für Abdellaoue. In der Halbzeit wechselt 96-Trainer Mirko Slomka dann noch einmal und brachte Rausch für Pander. Pander war von den Schalke Fans sehr freundlich empfangen worden. Schließlich spielte der ehemalige Nationalspieler auch bis zum letzten Sommer in Gelsenkirchen.
Doch die Auswechslung verpuffte quasi sofort mit Wiederbeginn der zweiten Hälfte. Denn es waren noch keine 120 Sekunden gespielt, als die Knappen mit 2:0 in Führung gingen. Raul tankte sich rechts im Strafraum durch, schüttelte seinen Gegenspieler wie eine lästige Fliege ab, ließ Zieler im Tor alt aussehen, indem er mit seiner linken Sohle den Ball an ihm vorbeiführte und sofort mit rechts eiskalt vollstreckte (47.). Der Spanier bewies wieder einmal, wie viel Gefühl er noch in seinen Füßen hat und dass er zurecht Publikumsliebling auf Schalke ist.
Danach ging es gefühlt im Minutentakt mit Schalker Torchancen weiter. Doch der ebenfalls stark aufspielende Escudero, der den immer noch grippekranken Fuchs exzellent vertrat, scheiterte nach einem schnellen Schalker Konter ebenso an Zieler (57.), wie Farfan mit einem direkt geschossenen Freistoß, den Zieler ebenfalls abfangen konnte (59.).
Huntelaar bricht Schalker Uralt-Rekord
In der 60. Minute dann gleich eine Doppelchance, doch sowohl Farfan mit einem strammen Linksschuss von der Strafraumgrenze, als auch Raul mit einem Fallrückzieher nach dem Abpraller scheiterten wieder am gut aufgelegten Schlussmann von Hannover.
Als Huntelaar dann in der 62. Minute den Ball noch auf das Tor nach einer langen Flanke von Draxler setzte, verzweifelten schon die ersten Fans. Doch keine 60 Sekunden später machte es Schalkes Toptorjäger besser. Wieder konterte Schalke im eigenen Stadion, wieder hatte sich der überragende Farfan auf rechts durchgesetzt und hatte nur noch Zieler vor und einen Gegenspieler neben sich. Der rechte Flügelflitzer passte dennoch uneigennützig noch einmal quer, so dass der Hunter nur noch ins leere Tor einschieben musste. Es war sein 24. Saisontreffer und sein 43. Pflichtspieltreffer in dieser Spielzeit. Damit knackte Huntelaar noch einen Schalker Uralt-Rekord. Denn bisher hatte Hermann Eppenhoff in der Saison 1940/1941 die meisten Tore in einer Saison erzielt.
Die letzten 15 bis 20 Minuten waren dann nur noch Schaulaufen auf Seiten der Schalker. So nahm Stevens sich den Luxus raus und wechselte Raul bereits in der 71. Minute für Holtby aus. „Bei solch einem Spielstand kannst du dir das erlauben und da wir noch einige Spiele haben, wollt ich ihm etwas Pause gönnen“, so Stevens nach Spielschluss. Erwähnenswert war dann nur noch die Einwechslung von Schalkes Kapitän Höwedes, der nach wochenlanger Verletzungspause in der 83. Spielminute unter lautem Beifall der Fans im natürlich wieder ausverkauftem Stadion für Uchida eingewechselt wurde.
Auf der anschließenden Pressekonferenz gab Slomka unumwunden zu, chancenlos am Nachmittag gewesen zu sein. „Ich muss ja gar nicht viel reden. Das war ein hochverdienter Heimsieg der Schalker. Sie waren robuster und engagierter und auch die Körpersprache war eine bessere als bei uns. Man hatte vielleicht, vielleicht nur kurz vor der Pause so ein bisschen das Gefühl, dass wir ins Spiel kommen könnten. Aber die frühen Gegentreffer in der ersten und zweiten Hälfte waren natürlich Gift für unser Spiel.“
Huub Stevens wollte Raul nicht für seine Leistung besonders hervorheben. Er dachte viel mehr an die gesamte Mannschaft. „Wir mussten mal wieder umstellen. Teilweise wegen Sperren, teilweise aber auch wegen der hohen Belastung in den letzten Wochen. Und die Jungs, die sonst nicht so viel spielen, aber Woche für Woche hart arbeiten, haben nicht enttäuscht. Das muss mal lobend erwähnt werden. Ich muss ein großes Kompliment an das gesamte Team machen.“
Bevor Schalke im nächsten Heimspiel gegen Dortmund zum heißen Derby-Tanz bittet, geht es Mittwochabend bereits schon in der Bundesliga für die Knappen weiter. Dann treten sie in Nürnberg an. Die Cluberer pflegen eine innige Fan-Freundschaft zu den Schalkern. Allerdings dürften für 90 Minuten die Freundschaften dann brach liegen, denn die Franken haben den Klassenerhalt noch nicht gesichert.
Noch mehr Fotos zum Spiel gegen Hannover finden Sie in der Bildergalerie von Gerd Kaemper: http://www.lokalkompass.de/gelsenkirchen/sport/schalke-04-klarer-30-sieg-ueber-hannover-d154358.html
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
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