Schalkes Angst vor dem Keller

Trainer Jens Keller (l.) erklärt, macht und tut und die Mannschaft zieht laut Spieler, wie hier Michel Bastos, gut mit. Dennoch bekommt Schalke derzeit sportlich nicht die Kurve. Foto: Gerd Kaemper
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Gegen Bayern München zu verlieren, ist alles andere als eine Schande. Vor allem, wenn man sieht, wie der Rekordmeister Woche für Woche auch die anderen Bundesligisten beherrscht und besiegt. So gesehen, ist dem FC Schalke 04 am vergangenen Samstag im „Topspiel“ nichts Gravierendes passiert. Doch die Art und Weise, wie die seit Wochen alles andere als Königsblauen das Spiel ja beinahe herschenkten, stimmte viele Betrachter sehr nachdenklich. In der Tabelle steht die Mannschaft von Trainer Jens Keller nun nur noch auf dem zehnten Tabellenplatz – mit Tuchfühlung zu den Europapokal-Plätzen. Doch noch eine weitere Niederlage im nächsten Spiel in Mainz am Samstag und der Abstiegskampf könnte genauso noch Realität werden, wie die noch aktuelle Nähe zu den vor einem liegenden Spitzenteams wie Frankfurt, Freiburg und Mainz.

Es ist keine Schwarzmalerei. Die ungeliebte Statistik, die dennoch unverblümt und oft die Wahrheit ausspricht, zeigt es. Schalke liegt als Tabellenzehnter noch 13 Punkte vor dem Relegationsplatz 16, den momentan die TSG Hoffenheim belegt. Bis Platz Fünf sind es nur zwei Punkte. Es liegt also auf der Hand, dass die Hoffnung geäußert wird, das internationale Geschäft noch erreichen zu können. Doch als nächstes steht wieder ein Auswärtsspiel an (Mainz) und in der Fremde ist Schalke erschreckend harmlos. Gerade einmal zwei Siege aus zehn Spielen stehen dort zu Buche. Sowieso schaffte der S04 in den letzten zwölf Bundesligaspielen gerade einmal zwei Siege! Im Schnitt kassiert Schalke auswärts zwei Gegentore pro Spiel. Übrigens: Nach dem Spiel in Mainz wartet am darauffolgenden Mittwoch das Spiel in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul – in Istanbul!

Acht (!) Spieler fielen in München aus

Die Probleme: Die Spieler scheinen mit der Arbeit von Jens Keller zufrieden zu sein. „Der Trainer macht seine Sache gut. Wir arbeiten viel im taktischen Bereich“, sagt beispielsweise Kapitän Benedikt Höwedes und dennoch springt kaum Zählbares bei den Pflichtspielen heraus. Manager Horst Heldt, der Keller am 16. Dezember 2012 aus der B-Jugend zu den Profis beförderte, wiederholte bereits zum wiederholten Male am Wochenende, dass der Trainer definitiv bis zum Saisonende Cheftrainer der Profis bleibt. Muss Heldt demnächst doch die Notbremse ziehen, steht der Manager (spätestens da) auch tief in der Kritik. Doch Keller sind teilweise auch die Hände gebunden. In München fehlten mit Papadopoulos, Afellay, Moritz, Obasi, Marica, Fuchs, Huntelaar und Draxler acht (Stamm)Spieler verletzt, krank oder gesperrt. Farfan wurde nur spät eingewechselt, weil er erst fünf Stunden vor Anpfiff von seiner strapaziösen Länderspielreise mit Peru (gegen Trinidad Tobago) im Teamhotel in München angekommen war. Macht unter dem Strich neun (!) nicht wirklich einsetzbare Spieler. In Mainz und Istanbul werden definitiv Papadopoulos, Afellay, Moritz, Obasi und Marica auch weiterhin fehlen. So viele Ausfälle könnte nur der FC Bayern als einziger Bundesligist auffangen.

Der freie Rosenmontag wurde gestrichen

Doch auf eines konnte man sich in den letzten Jahren bei den Knappen immer verlassen: Den Willen, sich mit Kampf und Leidenschaft gegen eine Niederlage zu stemmen. Doch selbst diese Eigenschaften fehlten in München. Auch wenn man Höwedes Recht geben will „natürlich fehlte zum Ende hin nach den letzten Spielen auch ein bisschen das Selbstbewusstsein“. Die Mannschaft taumelt seit Monaten eher dem Abstiegskeller entgegen, anstatt sich den Champions League-Plätzen zu nähern. Heldt sagte unlängst vor dem Bayern-Spiel, dass es nicht leicht sei, das Übel zu finden, warum es sportlich so schlecht läuft. Daher sei es schon ein Erfolg, dieses überhaupt gefunden zu haben. Doch man werde die Gründe nur intern besprechen. Genutzt hat es anscheinend bisher nichts. Erste Konsequenz: Der freie Rosenmontag wurde gestrichen. Damit der Keller nicht noch näher kommt.

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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