S-04-Meisterspieler: Ille geht aufs Ganze

Wie ein 58er-Meisterspieler im Skatspiel ungeschlagen bleibt. Und von Schalke vergessen wurde.

Von Marco Wolf

HESSLER. Rasant spielen die Herren in der Wirtschaft „Steakhaus Fischer“ in der Kanzlerstraße in Heßler die Karten. Man spielt Skat, unterhält sich und trinkt gemeinsam das ein oder andere Bier. Und mittendrin sitzt Günter „Ille“ Karnhof.
Karnhof, der am 31. Oktober 1931 in Bulmke-Hüllen geboren wurde, spielte schon seit frühester Kindheit Fußball. Kein Wunder, war sein Vater doch Spieler beim damaligen Verein „Rasensport Bulmke 08“. Seinen Spitznamen „Ille“ trägt Karnhof ebenfalls seit dieser Zeit, da er im Knickelspiel äußerst erfolgreich im „Itschen“ war.
Zu Kriegsbeginn zog die Familie nach Hessler, Ille absolvierte eine Ausbildung zum Maler und Anstreicher und spielte ab 1945 in der Schüler-Mannschaft von Heßler 06. Dort erreichte der Mittelfeldspieler gemeinsam mit seinen Mitspielern den Aufstieg in die Landesliga und blieb bis zum Jahr 1955, als er von Schalke 04 bei einem Auswahlspiel gegen Wanne-Eickel entdeckt wurde. Gleich im ersten Spiel verletzte sich Karnhof jedoch schwer, als er sich im Zweikampf eine Meniskusverletzung zuzog.
Es folgten bis 1963 136 Spiele und ein Tor in der Oberliga, wobei der Höhepunkt sicherlich der Gewinn der Deutschen Fußballmeisterschaft im Jahre 1958 war.
Auch in der neugegründeten Bundesliga spielte Karnhof bis 1965 in 34 Spielen und erreichte wieder ein Tor. Ille war zudem der erste Schalker, der in der Bundesliga vom Platz gestellt wurde, als er mit Otto Rehhagel aneinander geriet: „Der Ball war weg, Rehhagel kam angerannt, trat mich in den Hintern und rannte wieder fort. Darauf trat ich ihm in den Hintern, allerdings drehte sich genau in dem Moment der Schiedsrichter um“, so Ille.
Dann war die Schalker Zeit aber auch vorbei, da den Vater von drei Kindern sowohl Kreislaufprobleme als auch die alte Meniskusverletzung und eine lädierte Hand einschränkten. Außerdem kam er nicht sonderlich gut mit dem neuen Trainer Fritz Langner zurecht, der auch „Feldwebel“ genannt wurde und, so Karnhof "seine eigenen Lieblinge in der Mannschaft hatte".
Daher ließ er sich auf Initiative des damaligen Stadtkämmerers Dr. Hans-Georg König zum Verwaltungsangestellten umschulen und arbeitete erst bei der Poststelle, später bei der Stadtkasse der Stadtverwaltung Gelsenkirchen, bis er Mitte der 80er-Jahre Rentner wurde.
Seit geraumer Zeit spielt Ille im Skatkreis Heßler, der sich seit Dezember 1975 alle zwei Wochen zum geselligen Beisammensein trifft und mittlerweile seinen Platz im Steakhaus Fischer gefunden hat.
Und im Skat ist der ehemalige Fußballspieler wirklich unschlagbar. Im rasenden Tempo sammelt der 80-Jährige Punkt für Punkt. Er ist langjähriger Clubmeister, 2011 erreichte er sogar - wer hätte es gedacht - 19.004 Punkte. Auch scheut Karnhof keineswegs das Risiko und ist damit besonders erfolgreich.
Von Schalke 04 hat Ille allerdings lange nichts mehr gehört. Zwar schaut er sich regelmäßig die Spiele im Fernsehen an, zum 80. Geburtstag hat ihm aber weder der Verein gratuliert, noch wurde er als Jubilar im Schalker Kreisel aufgeführt.

Autor:

Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen

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