Rück- und Ausblick mit Jörg Krempicki von Horst 08

Jörg Krempicki blickt auf die Hinrunde zurück und sieht seine Mannschaft Horst-Emscher 08 auch gut für den Aufstiegskampf aufgestellt. Foto: Raphael Wiesweg
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Wenn man in der Bezirksliga mit einem Durchschnittsalter von gerade einmal 20 Jahren in der Hinrunde von 16 Spielen nur eines verliert und zugleich die beste Offensive und Defensive stellt, steht man zurecht ganz oben. Jörg Krempicki hat den totalen Umbruch bei Horst-Emscher 08 geschafft und aus einem potentiellen Abstiegskandidaten einen Landesliga-Aspiranten geformt.

Viele blickten mit sorgenvoller Miene in Richtung Schollbruch, als im vergangenen Sommer der langjährige Trainer Klaus Schmidtchen gehen und ein neuer Übungsleiter kommen musste. Die Verantwortlichen bedienten sich in den eigenen Reihen und beförderten den erfolgreichen Jugendtrainer Jörg Krempicki zum Chef der Senioren. Krempicki hatte soeben noch die Meisterschaft mit der A-Jugend in der Kreisliga A gefeiert. Für die A-Jugend die vierte Meisterschaft in Folge! Aber erst im vierten Anlauf gelangen auch die Siege in der Aufstiegsrunde.
Für Krempicki Grund genug, den erfolgreichen Jugendspielern eine Chance zu geben. Mit einer Mischung aus Spielern der zweiten Seniorenmannschaft formte Krempicki eine total neue Mannschaft. Schließlich waren alle anderen Spieler aus der Vorsaison weg. Klassische Reaktion aller Außenstehenden? Klarer Abstiegsfavorit!

Aus dem klaren Abstiegsfavoriten ist ein klarer Aufstiegsfavorit geworden. „Der Vorstand hat vor der Saison einen Mittelfeldplatz als Ziel ausgerufen. Klar, dieses Ziel kann ich meinen Spielern jetzt nicht mehr vermitteln. Aber die Meisterschaft und der Aufstieg ist in der Kabine oder auf dem Platz bei uns absolut kein Thema“, so Krempicki zum Stadtspiegel. Man denke tatsächlich von Spiel zu Spiel. Das klappt auch mit so jungen Spielern. „Ich arbeite seit Jahren mit den Jungs zusammen und weiß sie richtig anzupacken - ich spreche schon ihre Sprache“, schmunzelt Krempicki, der viel Wert auf Disziplin legt und deswegen bei einer gelb-roten Karte schon einmal ungemütlicher werden kann, als bei einer glatt roten. „Wir haben insgesamt zwei rote Karten bekommen und sieben Ampelkarten. Da war aber nie ein böses Foul dabei. Die roten Karten waren beides Notbremsen“, so Krempicki weiter. „Wenn allerdings ein Spieler wegen Meckern oder Ballwegschlagens des Feldes verwiesen wird, dann kann er auch schon ma bluten. Unsere Mannschaftskasse ist auf alle Fälle randvoll“, muss Krempicki auch ein bisschen lachen. „Wenn einer nicht mitzieht, wird dieser aber auch rigoros rausgeworfen. Ich kann so junge Spieler natürlich noch formen. Aber ich bin kein Sozialarbeiter.“

Neue Spieler wird er nicht formen müssen. Der Kader bleibt zur Rückrunde fast zu 100 Prozent so, wie Ende 2012. Einzig Marco Zelinski verlässt das Team, weil er freiwillig zur Bundeswehr geht. „Aber ich brauch doch auch gar nichts ändern. Auch zur neuen Saison wird es kaum Änderungen geben. Warum auch? Die jungen Spieler können alle mindestens noch ein zwei Ligen höher spielen und wie sollte ich nach diesen bisher starken Leistungen den Jungs das rechtfertigen, wenn ich einen neuen Spieler hole? Der müsste finanzierbar sein und trotzdem eine sofortige Verstärkung darstellen.“ Marcos Bruder David ist mit zwölf Treffern der bester Torschütze des Teams. Dahinter lauern A. Kaul und T. Cengelcik.

"Ich bin kein Laptop-Trainer"

Trotzdem gab es im Laufe der Hinrunde auch eine gefühlte Verstärkung. Denn Serkan Köse kam nach monatelanger Verletzungspause zurück aufs Feld. „Der stärkste Spieler der Liga“, schwärmt Krempicki seit Monaten von seinem Spielmacher. Halten kann man solche Spieler nur über einen Ausbildungsplatz - und natürlich sportlichen Erfolg. Den scheint Krempicki in seiner bisherigen Karriere gepachtet zu haben.

Wenn Krempicki nur etwas optimieren will, sind es Kleinigkeiten. „Wir lassen uns noch zu sehr von außen beeinflussen. Beispielsweise bei unserer einzigen Niederlage in Günnigfeld. Wir haben uns bei Traumwetter und einem Rasen wie auf einem Golfplatz warm gemacht, als es fünf Minuten vor Anpfiff hieß, dass wir auf Asche spielen würden. Die Mannschaft hat dann plötzlich nicht das gespielt, zu was sie fähig ist.“

In anderen Spielen wie bei Fortuna Herne, als man insgesamt vier Platzverweise kassierte und trotzdem beim Landesliga-Absteiger ein 0:0 ergatterte, ist es laut Krempicki dann der Verdienst älterer Spieler, dass man nicht als Verlierer vom Platz geht. „In solchen Spielen merkt man die Erfahrung von Alex Kaul (39). Er holt die Jungs immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Denn sie kennen immer nur 90 Minuten Vollgas und nur nach vorne.“

Damit es auch weiterhin nach vorne geht, fing die Vorbereitung früh an. Bereits seit dem 4. Januar bereiten sich die Krempicki-Schützlinge auf die Rückrunde vor. Allerdings auch aus gutem Grund. Denn durch die etwas größere Bezirksliga 10 starten die Spiele schon Mitte Februar und weil ein Nachholspiel noch ansteht, läuft Horst 08 nach Testspielen gegen SSV Rotthausen, SSV Buer, RW Essen II und eventuell auch Hönnepel-Niedermörmter und fünf Trainingseinheiten pro Woche bereits am 3. Februar wieder auf den Platz.
Trotz der guten Ausgangslage stapelt Krempicki natürlich tief. „Günnigfeld, Neuruhrort, Horst 08 und mein Topfavorit Fortuna Herne werden um den Aufstieg kämpfen.“ Ohne Druck scheint Horst-Emscher 08 ganz oben landen zu können. Und das obwohl Jörg Krempicki gar kein Laptop-Trainer ist.

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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