Raúl: Adiós Amigo!
Es ist offiziell: Raúl González Blanco, kurz Raúl, verlässt den FC Schalke 04 nach zwei Jahren am Saisonende. Dies gaben die Knappen bereits am frühen Vormittag in einer Pressemitteilung bekannt. Am Mittag folgte dann noch eine Pressekonferenz mit dem Spieler, Tönnies, Heldt und Stevens, in der eigentlich das kommende Auswärtsspiel in Augsburg im Fokus stehen sollte.
Um es vorweg zu nehmen: Das Thema „Augsburg“ war total überraschend innerhalb von Minuten abgehandelt. Doch dazu später mehr. Vorher stand ein mehr als emotionaler Moment allen Beteiligten bevor. Von der Gefühlslage her durchaus mit dem Abschied Manuel Neuers zu vergleichen, versammelten sich Offizielle des S04 und zahlreiche Journalisten im Medienzentrum der Schalker.
Raúl sprach das aus, wovor viele Schalker Angst hatten. „Nach langer und reiflicher Überlegung habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich in der nächsten Saison nicht mehr für den FC Schalke 04 spielen werde.“
Fans reagieren gefasst
Viele Anhänger hatten darauf gehofft, dass der Spanier das Vertragsangebot von Horst Heldt doch noch annehmen würde und mindestens ein weiteres Jahr auf Schalke bleibt. Trotzdem blieb die ganz große Enttäuschung aus. Zwar fanden viele Fans die Entscheidung der lebenden Legende schade und waren durchaus der Meinung, dass er den Fitnesszustand für mehr als noch ein gutes Jahr gehabt hätte, doch die nüchterne Betrachtung war heute Trumpf. „Klar, er ist ein Weltfußballer und eine Ikone. Aber so ist es im Fußball, es kommen wieder neue“, hieß es immer wieder.
Tatsächlich gab es auch nicht wenige, die noch weitergingen. „Gerade in den schwierigen, knappen Spielen, in den Spielen gegen Bayern, Dortmund oder Gladbach, da konnte er auch nicht den Unterschied machen.“ Es gab aber auch viele, die seine Entscheidung nachvollziehen konnten. Niemand war wirklich sauer auf ihn. Dennoch fragten sich viele, warum geht Raúl? Gaben finanzielle Gründe den tatsächlichen Ausschlag?
„Der wichtigste Aspekt ist eindeutig meine Familie“
Raúl widersprach dem aber zumindest größtenteils. „Es spielten mehrere Faktoren eine Rolle, aber der wichtigste Aspekt ist eindeutig meine Familie. Ich konnte in den vergangenen Jahren im alltäglichen Leben nicht so viel Zeit mit meiner Familie verbringen, das will ich jetzt nachholen.“ Raúl sprach davon, weiter Fußball spielen zu wollen. Allerdings nicht in Europa und in einer sportlich etwas schwächeren Liga. Die Anzeichen, dass er wie schon lange in den Medien kolportiert, nach Kater wechseln wird, verdichten sich also. Auch, wenn Raúl dem (noch) nicht zustimmen wollte.
„In der nächsten Zeit muss ich mich jetzt mit meinem Berater zusammensetzen und in Ruhe die Angebote prüfen.“ Noch ist also keine endgültige Entscheidung gefallen. Doch eines steht jetzt schon fest: Es fällt dem Weltstar, der vor Schalke nur einzig und allein 18 Jahre bei Real Madrid Fußball spielte, nicht leicht, das Ruhrgebiet und den S04 zu verlassen. „Ich bin nah am Wasser gebaut. Da werden nicht nur ein paar Tränen im letzten Heimspiel nächste Woche gegen Berlin fließen. Ich befürchte, dass es viele werden.“
Raúl hat es in weniger als zwei Jahren geschafft, sich in die Herzen aller Fans zu spielen. Sein ständiger Einsatz, sein Wille und natürlich auch seine Kaltschnäuzigkeit, Cleverness und sein atemberaubendes Gefühl im linken Fuß brachten ihn innerhalb von nur wenigen Monaten ein hohes Standing in Gelsenkirchen ein.
Schwerer Spagat Augsburg
Man braucht also kein großer Fußballexperte zu sein, um festzustellen, wie schwierig es allen Beteiligten fallen dürfte, um sich auf wieder auf das Fußballspielen zu konzentrieren. Doch bereits Sonntag wartet das so wichtige Auswärtsspiel in Augsburg statt.
Stevens wird dort definitiv auf Fuchs (Gelbsperre) und Papadopoulos (Muskelfaserriss) verzichten müssen und ist also gezwungen, seine Abwehr erneut umzubauen. Auch Fuchs erster Ersatz, Escudero, fehlte heute beim Training - ebenfalls verletzungsbedingt. Ob der Spanier am Samstag mit im Kader steht, der sich dann nach Augsburg aufmacht, ist fraglich. Ebenfalls unter der Woche fehlten grippegeschwächt oder verletzungsbedingt Unnerstall, Farfann, Marica und Draxler.
Doch auch, wenn ein paar Spieler auszufallen drohen, kann Sonntagnachmittag ab 15.30 Uhr in Augsburg nur ein Sieg zählen. Zwar kämpfen die Gastgeber auch noch um den Klassenerhalt und haben vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Doch den Schalkern sitzt der Vierplatzierte Mönchengladbach im Nacken.
Gerade einmal einen Punkt liegt die „Fohlen-Elf“ hinter dem S04. Die müssen im Topspiel des 32. Spieltages ausgerechnet in Dortmund antreten. Deswegen darf mir eine Frage zum Schluss erlaubt sein: Wie viele blau-weiße Daumen werden Samstagabend für den ewigen Rivalen gedrückt, dass dieser einen Heimsieg landet?
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
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