Mainz wirft Schalke aus dem DFB-Pokal

Jefferson Farfan (l.) zählte wieder einmal zu den Aktivposten bei den Schalkern. Foto: Gerd Kaemper
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Auch der neue Trainer Jens Keller konnte die erhoffte Wende nicht bringen. Der FC Schalke 04 verlor im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den FSV Mainz 05 mit 1:2 (0:1) und verpasste somit den sportlichen Befreiungsschlag. Die Gäste zeigten sich unter dem Schlussstrich effizienter als der S04, der einige gute Chancen liegen ließ, aber unter anderem durch Fuchs an der Latte scheiterte. Beim 1:2 sah die Schalker Hintermannschaft schlecht aus, als ein einfacher lang geschlagener Ball reichte, um die gesamte Mannschaft zu überbrücken. Der angeblich von Schalke umworbene Mainzer Trainer Thomas Tuchel fiel in der 68. Minute negativ auf, als er nach einer kleinen Rangelei auf die Tribüne verwiesen wurde.

Keller wechselte nicht nur auf insgesamt drei Positionen, sondern verpasste der Mannschaft gleich ein neues System. Statt im gewohnten 4-2-3-1 mit Huntelaar als einzige Spitze, ließ der neue Schalker Cheftrainer im klassischen 4-4-2 spielen. Barnetta spielte auf der ungewohnten Position des Rechtsverteidigers, Metzelder ersetzte Matip in der Innenverteidigung neben Höwedes und Holtby musste ebenfalls auf der Bank Platz nehmen. Für ihn stürmte Marica von Beginn an. Verzichten musste Keller auf die verletzten Afellay, Papadopoulos und Uchida.

Die Systemumstellung machte sich während des ganzen Spiels bemerkbar. Marcia verdiente sich viele Fleißkärtchen, da er viele Wege ging und somit auch für Entlastung für seinen zuletzt glücklos wirkenden Sturmpartner Huntelaar sorgte. Marica selbst war es auch, der dann gleich nach vier Minuten die erste Tormöglichkeit hatte. Nach einer Flanke von Julian Draxler bekam er allerdings nicht mehr genügend Druck hinter den Ball, so dass das runde Leder einen Meter am Tor vorbeiflog. Keine Mannschaft schien das Spiel so richtig an sich reißen zu können oder zu wollen, so dass die knapp 54.000 Zuschauer in der nicht ausverkauften Veltins-Arena eine ausgeglichene Partie sahen. Nach einer halben Stunde war es dann Marco Caligiuri, der nach einem feinen Zuspiel alleine auf Hildebrand zulaufen und zum 0:1 einnetzen konnte.

In der Folgezeit waren es noch Barnetta und Draxler, die gute Einschussmöglichkeiten hatten, aber beide aus der Distanz scheiterten (30./36.). So blieb es zur Halbzeit beim 0:1, in der Cheftrainer Jens Keller wohl die richtigen Worte gefunden hatte.

Denn Schalke startete mit viel Elan und hatte in den ersten zehn Minuten gleich dreimal die Chance zum Ausgleich. Kurz danach schied Draxler verletzt aus und wurde durch Obasi ersetzt, der in der 74. Minute die bis dato beste Möglichkeit für den S04 zum Ausgleich hatte. Freistehend vor Torwart Wetklo scheiterte er aber an seinen Nerven und schoss den Ball deutlich rechts am Tor vorbei. Keine Zeigerumdrehung später klingelte es dann aber doch im Kasten vom Mainzer Schlussmann. Marica hatte sich auf der rechten Seite gleich gegen mehrere Gegenspieler durchgetankt und spitzelte im letzten Moment fast von der Grundlinie den Ball zu Huntelaar, der den Ball locker mit der Innenseite zum viel umjubelten Ausgleich einschieben konnte (75.).

"Mainz hat nur zweimal aufs Tor geschossen"

Von Mainz war bis dahin gar nichts mehr in der zweiten Halbzeit zu sehen. Lag es vielleicht auch an der Hinausstellung vom Trainer Thomas Tuchel? Tuchel hatte sich lautstark über ein Foulspiel von Jones an der Seitenlinie echauffiert und hatte seine Coaching-Zone verlassen, um Jones von dem gefoulten und am Boden liegenden Caligiuri wegzuzerren. Der Schiedsrichter ahndete das zu forsche Engagement Tuchels und schickte ihn in der 68. Minute auf die Tribüne.

So erlebte er auch nicht von der Bank aus, wie Mainz nach dem Ausgleich aufwachte und gnadenlos zurückschlug. Zunächst scheiterte der heute beste Mainzer Caligiuri noch mit seinem schwachen Abschluss an Hildebrand (77.), als nur sechs Minuten später die Gäste zum zweiten Mal am Dienstagabend in Führung gingen. Ein langer Ball von Kirchhoff aus der eigenen Hälfte über alle Schalker hinweg, pflückte Nicolai Müller elegant mit der Fußspitze aus der Luft und stand plötzlich völlig alleine vor Hildebrand, den er mit seinem anschließenden Schuss keine Chance ließ und zum 1:2 traf (83.).

Schalke probierte es danach mit allen Mitteln, Fuchs scheiterte mit einem Weitschuss aus 35 Metern an der Latte (85.). Doch auch in den insgesamt fünf (!) Minuten Nachspielzeit vermochten es die Königsblauen den Ball nicht mehr im gegnerischen Gehäuse unterzukriegen. Auch nicht Schalkes Schlussmann Timo Hildebrand, der selbst noch einmal in der 94. Minute zu einer Kopfballmöglichkeit kam, den Ball aber nicht genügend platzieren konnte, so dass Wetklo keine Probleme hatte, den Ball festzuhalten.

Jens Keller merkte im Anschluss der Partie auch genau diese Effizienz der Mainzer an. „Ich glaube, dass Mainz in Halbzeit Zwei nur zweimal im Tor geschossen hat und auch in der ersten Hälfte haben wir nur sehr wenig zugelassen. Aber man hat bei meiner Mannschaft auch die Verunsicherung gespürt, wodurch wir zunächst wenig Druck entwickeln konnten. Dafür war ich umso angenehmer überrascht, wie die Mannschaft in der zweiten Halbzeit rausgekommen ist und nach dem 1:1 war ich mir eigentlich sicher, dass wir noch in der regulären Spielzeit gewinnen würden.“ Ausschlaggebend waren heute zwei Fehler, die beide zu Toren geführt haben. „Vor allem beim 1:2 ist der Ball gefühlte zehn Sekunden in der Luft unterwegs. Ich habe es mir bisher nicht noch einmal anschauen können, aber das gilt es nachzuholen, warum wir da nicht besser gestaffelt in der Abwehr standen.“

Sein Gegenüber Thomas Tuchel freute sich über das Weiterkommen. „Uns war allen bewusst, dass wir eine sehr gute Hinrunde krönen können. Wir wussten, dass uns eine schwere Aufgabe erwartet und im Pokal zählt am Ende nur das Ergebnis. Wir waren weniger dominant als sonst, weil wir auch kräftemäßig nach der langen Hinrunde ein bisschen am Ende sind. Aber heute wurde unser Wille und unsere Leidenschaft belohnt. Der Ausgleich der Schalker war verdient, umso außergewöhnlicher war unsere schnelle Antwort.“ Auch zu seinem Platzverweis wusste Tuchel etwas zu sagen. „Ich war erschrocken über das Foulspiel und hatte schlimmste Befürchtungen bei Caligiuri, er könnte sich eine schlimme Verletzung zugezogen haben. Ich habe Jones weggeschoben und gesagt, er bräuchte sich nicht zu entschuldigen, wenn er vorher so einsteigt. Daraus ergab sich ein Wortgefecht, allerdings ohne Beleidigungen. Da ich aber das Spielfeld betreten hatte, sagte der Unparteiische mir, dass ihm nichts anderes übrig bleibe, als mich auf die Tribüne zu schicken.“

Tore: 0:1 Caligiuri (30.), 1:1 Huntelaar (75.), 1:2 N. Müller (83.)

Zuschauer: 54.202

Bes. Vorkommnisse: Mainz-Trainer Tuchel des Feldes verwiesen (68.)

Hier geht es zur Bildergalerie von Gerd Kaemper zum Pokalspiel!

Jefferson Farfan (l.) zählte wieder einmal zu den Aktivposten bei den Schalkern. Foto: Gerd Kaemper
Hier bereitet der gut aufspielende Marica das 1:1 durch Huntelaar vor. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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