Interview mit Schalkes Manager Horst Heldt

Horst Heldt zeigt sich gut gelaunt. Mit der Saisonvorbereitung ist der Manager vom FC Schalke 04 zufrieden, jetzt will er mit einem Sieg im ersten Heimspiel einen guten Saisonstart vor allem für die Fans hinlegen. Foto: Gerd Kaemper
3Bilder
  • Horst Heldt zeigt sich gut gelaunt. Mit der Saisonvorbereitung ist der Manager vom FC Schalke 04 zufrieden, jetzt will er mit einem Sieg im ersten Heimspiel einen guten Saisonstart vor allem für die Fans hinlegen. Foto: Gerd Kaemper
  • hochgeladen von Raphael Wiesweg

Die Fußball-Bundesliga startet am kommenden Freitag in ihre 51. Spielzeit. Der FC Schalke 04 schließt den 1. Spieltag mit dem Heimspiel am Sonntagabend (17.30 Uhr) gegen den Hamburger SV ab. Stadtspiegel-Mitarbeiter Raphael Wiesweg sprach mit Schalkes Manager Horst Heldt über die Vorbereitung, Michel Bastos, Kyriakos Papadopoulos, Verhandlungen mit Julian Draxler, die Meisterschaft und eigene Ziele.

Die Stimmung täuscht nicht. Horst Heldt zeigt sich – wie schon fast in der gesamten Vorbereitung – gut gelaunt und locker. Kein Wunder, denn der 43-Jährige durfte erstmals seit Beginn seiner Tätigkeit beim S04 ordentlich auf dem Transfermarkt zuschlagen.

Stadtspiegel: Herr Heldt, Sie sind vor drei Jahren vom VfB Stuttgart zum FC Schalke gewechselt. Kann man diese beiden Vereine vergleichen?
Horst Heldt: „In der reinen Tätigkeit als Manager könnte man sicherlich Vergleiche ziehen. Aber die Vereine kann man nicht vergleichen. Es ist ja auch schwer festzumachen, was man vergleichen soll.“

Was ist für Sie das Besondere am S04?
„Ich glaube, dass ich – wie auch alle anderen Mitarbeiter – einen positiven Knall haben muss. Hier hat keiner geregelte Brotzeiten. Aber die Schalke-Gemeinde ist besonders verrückt. Im positiven Sinne natürlich. Mir ist es beispielsweise in der Berichterstattung viel zu kurz gekommen, dass 9.500 Menschen zu einer Mitgliederversammlung gekommen sind. Das muss man sich mal vorstellen. Ich glaube, dass es bei fast keinem anderen Bundesligisten noch so eine Dynamik gibt, wie hier auf Schalke.“

Was aber auch nicht immer nur Vorteile hat, wenn man an den umstrittenen „viagogo“-Deal zurückdenkt.
„Bei der Intensität einer Diskussion kommt es nicht auf das „Was“ an, sondern auf das „Wie“. Da hat es bei dem Austausch um den „viagogo“-Deal auch Aussagen unter der Gürtellinie gegeben. Aber generell ist die Leidenschaft etwas ganz Besonderes und auch etwas Wichtiges. Wo sonst kommen 120.000 Menschen zu der offiziellen Saisoneröffnung oder über 60.000 Menschen zu einem Freundschaftsspiel?“

Haben Sie – bevor Michel Bastos gegangen ist – noch damit gerechnet in dieser Transferperiode aktiv werden zu müssen?
„Nicht wirklich. Es gab bei Michel eine Deadline bis zum 10. August, dann hätte niemand mehr von der Klausel Gebrauch machen können. Wir haben auch mit ihm für diese Saison geplant.“

„Beim Preis für Julian Draxler habe ich mich an Luka Modric orientiert, der 2012 für 40 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zu Real Madrid gewechselt ist.“

Warum haben Sie dann nicht mitgeboten, als klar war, dass ein anderer Verein ihn kaufen will?
„Wir hätten nur gleichziehen brauchen, aber als wir vorletzten Freitag informiert wurden, dass ein Verein vier Millionen Euro zahlen will, gab es vor allem zwei Gründe, warum wir nicht mitgeboten haben: Erstens war es der Wunsch des Spielers zu wechseln. Und zweitens wollten wir nicht so viel Geld für einen 30-Jährigen ausgeben.“

Klingt, als ob Bastos nicht gewillt war, den Konkurrenzkampf anzunehmen.
„Nein, das stimmt nicht. Michel war sehr engagiert und hat viel Präsenz in der Saisonvorbereitung gezeigt. Am Ende hat aber für uns das Gesamtpaket nicht gestimmt.“

Ein anderer Spieler scheint dagegen langsam wiederzukommen. Wussten Sie in den letzten acht Monaten immer, welche Verletzung Kyriakos Papadopouloshatte?
„Es wäre schlecht, wenn wir das nicht gewusst hätten. Aber man weiß ja nie, wie der Körper auf welche Belastung reagiert. Zwischenzeitlich gab es keine Reaktionen seines Körpers und wir dachten daher, dass es früher klappt. Nun gibt es neue Zeitpläne, und er soll lieber ganz ruhig an seinem Comeback arbeiten. Denn eines ist auch klar: Mit seiner Art und Mentalität kann er die ganze Mannschaft mitreißen.“

Gab es zuletzt dennoch Überlegungen, ihn doch zu verkaufen? Er war schwerer verletzt, dennoch boten Vereine teilweise über 15 Millionen Euro Ablösesumme.
„Wir standen und stehen voll hinter ‚Papa‘. Wir planen langfristig mit ihm und arbeiten daher gemeinsam an seinem Comeback. Ich habe es noch nie erlebt, dass um einen verletzten Spieler so ein Hype gemacht wurde. Das allein zeigt doch auch schon, welche Qualität in ihm steckt.“

„Wir wollen wieder in die Champions League einziehen“

A propos Qualität: Jermaine Jones meinte vor kurzem, dass man um die Meisterschaft mitspielen könne. Wie fanden Sie seinen Vorstoß?
„Das ist seine persönliche Meinung und die sollte er auch sagen dürfen. Ich finde es gut, wenn jemand so viel Mut aufbringt und Überzeugung hat, um es auszusprechen. Wir haben Qualität im Kader, aber wir sollten nicht mit Worten, sondern mit Taten auffallen.“

Einer, der sicherlich mit Taten auffallen wird, ist Julian Draxler. Wie haben Sie sich bei der Vertragsverlängerung von Juleauf die Summe von über 45 Millionen Euro festgelegt, die ein Verein nun zahlen muss, wenn er Draxler aus dem Vertrag herauskaufen will?
„Da spielen mehrere Faktoren wie Qualität, der derzeitige Spielermarkt und andere Gegebenheiten eine Rolle. Und man muss sich natürlich mit dem Berater einig werden. Insgesamt kann man sagen, dass ich mich ungefähr an dem Transfer von Luka Modric orientiert habe, als er 2012 für 40 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zu Real Madrid gewechselt ist.“

Am Sonntag kommt der HSV in die Veltins-Arena. Wie schätzen Sie die Chancen auf einen Heimsieg ein?
„Ich hoffe selbstverständlich auf einen Sieg. Das wäre sowohl wichtig für die Mannschaft als auch natürlich für unsere Fans in unserer heimischen Arena. Der HSV ist schwer einzuschätzen. Er hat im Pokal gewonnen und im Testspiel gegen Inter Mailand 1:1 gespielt, aber auch 0:4 gegen Dynamo Dresden verloren. Da weiß man nicht so richtig, was einen erwartet. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Hamburger in der Vorbereitung alles in Grund und Boden gespielt hätten.“

Welches Saisonziel geben Sie der Mannschaft aus?
„Wir wollen wieder um die Champions League-Plätze mitspielen.“

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.