Interview mit Francesco Pianeta, der gegen Wladimir Klitschko boxen wird
Am 4. Mai ist es so weit: Dann boxt der Gelsenkirchener Schwergewichtler Francesco Pianeta in Mannheim gegen den mehrmaligen Weltmeister Wladimir Klitschko. Der Stadtspiegel sprach mit dem 28-Jährigen über seine Chancen, seinen bereits größten absolvierten Kampf und über seine Vorbilder. In Italien geboren und in Horst aufgewachsen, versucht Francesco Pianeta so oft es geht, bei seiner Familie in Gelsenkirchen zu sein. Aktuell trifft man den 1,92 Meter großen Boxer aber eher in München oder Magdeburg an, wo sich Pianeta auf seinen größten Boxkampf vorbereitet.
Stadtspiegel: Herr Pianeta, vielen Dank für die Zeit, die Sie sich für das Interview in Ihrer sicherlich wertvollen Vorbereitungszeit nehmen. Am 4. Mai boxen Sie gegen Wladimir Klitschko. Ist das der bisherige Höhepunkt Ihrer Karriere?
Francesco Pianeta: „Die Zeit nehme ich mir gerne, man braucht auch ein wenig Abwechslung während der harten Vorbereitungszeit. Ja, ich freue mich riesig auf diesen Kampf, da es um drei (von insgesamt vier, d. Red.) Weltmeistertitel geht und da ich den seit Jahren besten Schwergewichtler der Welt vor die Fäuste bekomme, ist es der Höhepunkt meiner Karriere.“
Der Weltmeister Klitschko geht als Favorit in das Duell. Dennoch: Wo siehen Sie Ihre Vorteile im Kampf gegen Wladimir?
„Natürlich geht er als Favorit in das Duell, er ist Weltmeister seit Jahren, er ist mit drei Weltmeistertiteln der absolute Champ im Schwergewicht. Aber auch er ist besiegbar, im Ring hat jeder seine Chance, die muss man nur nutzen können und darauf arbeite ich seit Jahren hin. Meine Vorteile liegen eindeutig im Alter und Siegeswillen.“
Worauf müssen Sie hingegen besonders achten, was sind Klitschkos Stärken?
„Wladimir Klitschko hat alle Stärken, die ein Boxer haben kann, sonst wäre er nicht da, wo er ist. Ich werde mich aber auf meine Stärken fokussieren und werde mich durchsetzen.“
Was viele nicht wissen: Sie haben bereits mit dem Schwergewichtsweltmeister im letzten Jahr sogar gemeinsam trainiert. Was war das für ein Gefühl für Sie, bereits mit Klitschko im Ring gestanden zu haben und können Sie davon im anstehenden Kampf profitieren?
„Ja das war im Sommer 2012, wir haben einige Runden Sparring zusammen gemacht. Das war ehrlich gesagt auch wie jedes andere Sparring für mich. Er war nicht einfach zu boxen, aber ich konnte dennoch einen guten Eindruck hinterlassen. Das hat mir damals auch sein Trainer gesagt, Emanuel Stewart, der leider nicht mehr lebt. Im Sparring ist es aber so, dass man nicht immer alles zeigt, was man drauf hat, daher kann ich nicht viel davon profitieren.“
Sie haben angekündigt, sich insbesondere den Kampf des Südafrikaners Corrie Sanders gegen Klitschko von 2003 noch einmal anzuschauen, da Sanders damals nur zwei Runden gebraucht hat, um über Klitschko zu siegen. Was war Sanders Erfolgsrezept?
„Sanders wurde sehr stark unterschätzt, was vielleicht auch bei mir der Fall ist. Außerdem konnte er seine Auslage (rechts, d. Red.) sehr gut nutzen und so hat er Wladimir einige Male böse erwischt.“
Ihren größten größten Kampf haben Sie schon hinter sich, als Sie Ihren Hodenkrebs besiegt hast. Selbst Wladimir Klitschko zollte Ihnen dafür Respekt. Hat Sie der Kampf und der Sieg über den Krebs stärker gemacht?
„Natürlich, die Krankheit hat mich sehr sehr stark gemacht, ich habe eine andere Seite des Lebens kennengelernt, ich habe dadurch gelernt mit meine Energie besser umzugehen und vor allem habe ich Vertrauen gewonnen, dass ich sonst vielleicht nie im Leben hätte gewinnen können.“
Sie sind in Italien geboren, aber in Gelsenkirchen aufgewachsen. Die Stadt steht seit Bekanntgabe Ihres Kampfes gegen den Boxstar Klitschko Kopf und drückt Ihnen alle Daumen. Was bedeutet Ihnen das?
„Das bedeutet viel für mich, ich bin in Gelsenkirchen groß geworden und lebe auch heute noch da, obwohl ich in der Vorbereitung, vor meinen Kämpfen, fast mehr in Magdeburg und München bin, als zu Hause. Aber ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder zurückkehre. Italien ist auch ein Teil von mir, aber da mein engster Familienkreis hier in Gelsenkirchen lebt, fahre ich nur selten nach Italien. Im Sommer werde ich wieder Italien besuchen.“
Wann haben Sie mit dem Boxen angefangen und was macht die Faszination Boxsport für Sie aus?
„Mit 13 bin ich zum Boxtraining gegangen, ich wollte zunächst nur für mich selbst trainieren. Aber dann fing ich auch mit Sparring an und es machte mir immer mehr und mehr Spaß. Ich finde es interessant im Ring zu stehen, weil man den Kampf nicht nur mit den Fäusten, sondern auch mit dem Köpfchen bestimmen kann.“
Zur Person Francesco Pianeta:
- Geboren am 8. Oktober 1984 in Corigliano Calabro, Italien.
- Familie Pianeta wanderte nach Deutschland aus, als Francesco sechs Jahr alt war.
- Pianeta ist Rechtsausleger und verlor bisher keinen seiner Boxkämpfe.
- Von 29 Kämpfen gewann der 1,92 Meter große Boxer 28; ein Kampf wurde Unentschieden gewertet.
- 2009 erkrankte Pianeta an Hodenkrebs. Ein Jahr später gab er im Ring sein Comeback. Im September 2011 schloss er sich dem SES-Boxstall an.
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.