Interkulturelles Turnen bei der TG Ückendorf
Wenn selbst DIE Gelsenkirchener Turn-Expertin schlechthin, Ursula Westphal, auf Nachfrage sofort auf diese tolle Geschichte hinweist, muss schon etwas Wahres dran sein. Yildiz Özbilen (33) und Gülümser Bahar (48) sind die ersten türkischen Frauen bei der Turngemeide (TG) Ückendorf, die im Besitz eines Übungsleiterscheins sind.
In ganz Gelsenkirchen gibt es nur wenige weitere türkische Frauen, die ebenfalls im Besitz eines Übungsleiterscheins sind. Özbilen und Bahar können spontan die weiteren Kolleginnen an einer Hand abzählen. Zwei davon sind bei der TG Ückendorf aktiv. Zwei von insgesamt 18. „Der Bedarf ist da, das wird auch so in anderen Sportvereinen sein, das ist sicherlich kein Geheimnis. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit Yildiz und Gülümser zwei mittlerweile auch erfahrene Damen haben, die vor allem mit jüngeren Kindern sehr gerne und sehr gut zusammenarbeiten“, ist TGÜ-Geschäftsführerin Christel Lindner hochzufrieden mit ihren Übungsleiterinnen.
Yildiz Özbilen und Gülümser Bahar haben einen Übungsleiterschein
Yildiz Özbilen ist schon seit fast fünf Jahren dabei - wie auch ihre Kollegin und Freundin Bahar. Dabei zeichnet sich Özbilen für die drei bis sechsjährigen Kinder verantwortlich und ist mit circa 15 Kindern immer dienstags für eine Stunde sportlich. „Es spielt bei uns überhaupt gar keine Rolle, dass ich Türkin bin. Ich habe auch sowieso eine sehr interkulturelle Truppe. Da sind russische, türkische, deutsche und auch indische Kinder dabei“, so die 33-Jährige.
Auch Gülümser Bahar kann sich überhaupt nicht beschweren. Ganz im Gegenteil. „Ich kann es mir gar nicht mehr ohne die Kinder vorstellen“, so die 48-Jährige, die mit sechs bis Neunjährigen turnt und spielt. Dabei müssen beide Frauen auch immer wieder improvisieren, weil Geräte fehlen oder mutwillig kaputt gemacht werden. „Wir sind aber zufrieden mit der Ausstattung und dann eben flexibel“, berichten beide unisono. Dabei arbeitet Bahar auch noch mit älteren Sportlern aus der AWO. „Das läuft dann natürlich ganz anders ab. Aber es ist genauso eine schöne Abwechslung“, erzählt Bahar.
TGÜ-Geschäftsführerin Christel Lindner ist stolz
„Alle vier Jahre muss der Übungsleiterschein aufgefrischt werden. Der Erste Hilfe-Kurs sogar alle zwei Jahre“, erwähnt Lindner. Das Prozedere kennen die beiden Türkinnen, die den Schein gemeinsam absolviert haben. „Wir haben Ende 2008 den Übungsleiterschein gemacht und waren inklusive einer freiwilligen, zusätzlichen Fortbildung insgesamt über zehn Wochenenden inklusive Übernachtung damit beschäftigt, den Schein zu erlernen“, erinnert sich Özbilen zurück. Bahar nickt in diesem Moment und stimmt zu. „Die Theorie war hart“, muss die Hausfrau und Mutter lachen.
Dabei geht es bei einem Übungsleiterschein nicht einfach nur darum, Geräte richtig zu nutzen. Der Umgang mit den Kindern oder auch das Wissen über die Knochen sind ebenso erforderlich. „Knochen, Muskulatur, Pädagogik... da stand vieles auf dem Programm“, so Özbilen. Bei einer 45-minütigen Endprüfung mussten die Damen, die mit 19 anderen geprüft wurden, unter anderem auch Protokoll führen und begründen, warum sie was machen.
Nun, am 5. Mai sind die beiden türkischen Frauen schon fünf Jahre mit dem Übungsleiterschein bei der TG Ückendorf, soll sich am besten nichts ändern. „Wir sind mit dem, was wir machen und geben können, vollkommen zufrieden“, erzählen Yildiz Özbilen und Gülümser Bahar abschließend bescheiden und voller Überzeugung.
Autor:Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen |
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