„Hard Knocks“ für einen Frischling (American Football)

Probetraining der Devils: Gruppenbild nach dem Training (Foto: Holger Pamler)
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Im Fernsehen gibt es eine Serie mit dem Titel „Hard Knocks“, die sich mit der Trainingsvorbereitung von NFL-Mannschaften beschäftigt. Die NFL ist die Profiliga im American Football. Die Teufel luden am Samstag zum Probetraining ein und ich durfte mal wie die harten Jungs trainieren. Seitdem sehe ich American Football mit ganz anderen Augen.

American Football wird in Deutschland noch nicht so häufig gespielt, aber andere Länder, andere Sitten und Sportarten. An diesem Wochenende finden in den USA die Conference Championship Spiele statt. Ziel für alle vier teilnehmenden Mannschaften ist das weltweite Großereignis im Sport: der Superbowl. Zwei deutsche Spieler werden heute um den Einzug kämpfen (Björn Werner und Sebastian Vollmer). Einer von ihnen wird im Superbowl stehen, wenn er verletzungsfrei bleibt.

In einer kleineren Dimension ging es am Samstag für mich los. Es war eine mehrfache Zeitreise, denn diese Sporthalle hatte ich als Schüler letztmalig 1983 betreten, da waren die Gelsenkirchen Devils nicht einmal „geboren“. Die Geburtsstunde 1992 habe ich persönlich erlebt, da einer meiner besten Freunde derzeit zum Gründungskader gehörte. Mein letztes Mannschaftsporttraining (Basketball) muss Anfang der 90ziger Jahre gewesen sein. Seitdem habe ich mich mit Laufsport fitgehalten (19 erfolgreich gefinishte Marathons). American Football kannte ich nur als Zuschauer und Fotograf, denn so etwas hat(te) man nicht im Schulsport.

Alle Väter waren aufgerufen, bei diesem Tryout (Probetraining) teilzunehmen. Es gab nur drei Mutige, viele hatten Angst vor Verletzungen. Mir ging es nicht anders.

Das Tryout wurde in sechs Teile gegliedert: Aufwärmen, vier Stationen und „cool-down“.
Schon beim Aufwärmen wurde mir klar, wie anstrengend der Sport ist. Mir war eher „heiß“.

Nach der Aufteilung in Gruppen gibt es weiter. Die erste Station (Defense Back) war laufintensiv. Dies ist für schnelle Spieler, die versuchen die Angriffe in der zweiten und dritten Reihe zu stoppen. Benjamin Swoboda zeigte uns, wie es richtig geht. Zuschauen und selber machen, ist ein Unterschied. Man muss auf viele Dinge gleichzeitig achten. Meine Beine wurden schwerer.

Headcoach Markus Kiepol leitete den zweiten Abschnitt im Tryout: Fullback und Halfback. Das sind Ballträger, die meist sehr kräftig sind und mit dem Ball laufen und die gesamte Defense vor sich haben. Einfach gesagt – einer gegen elf. Hier waren drei Sinne gleichzeitig gefordert: Sehen, Hören und Fühlen. Der Sport ist sehr komplex und man muss blitzschnell reagieren. Da kommt man schon einmal mit dem linken und rechten Arm durcheinander. Das ist auch ohne Gegner schwierig.

Bastian Grundmann vermittelte uns Kenntnisse der Offence- und Defense Liner. Eine Position, die mein Sohn spielt. Hier befinden sich die Jungs, die sich in der ersten Reihe gegenüber stehen. Schnell merkte ich zwei Dinge: erstes sieht es einfacher aus, als es ist und zweitens ist es enorm anstrengend. Alleine die verschiedenen Startaufstellungen sind mühevoll. Muskelkater kündigt sich an.

Der letzte Abschnitt vor dem „cool-down“ wurde vom Quarterback und dem Quarterback-Coach Thomas Iking betreut. Hier stellte ich endgültig fest, wo meine Grenzen sind. Als ehemaliger Torhüter dachte ich zuvor, das kannst Du bestimmt gut, aber das Ei fliegt auch wie eins. Fangen ist auch etwas anderes, umdenken fällt schwer. Hier habe ich, mit mäßigem Erfolg, Bälle geworfen. Später haben wir eine Art Receivertraining absolviert. Dies bedeutet, wir haben versucht die Bälle aus dem Lauf heraus zu fangen, später sogar mit Richtungswechseln. Besonders diese Techniken sind schwer zu erlernen.

Moritz Hellweg, der Offence Coordinator, belohnte uns, nachdem all den „Qualen“, mit der schönsten Einheit, dem „cool-down“. Hier wurden die Muskeln gedehnt, wie ich es auch vom Lauftraining kenne.

Fazit: Für mich war es eine ganz tolle Erfahrung: anstrengend und doch Weltklasse! Von außen sieht es immer so einfach aus, aber selber machen ist etwas ganz anderes. Ich kann nur jedem Vater (Mutter) empfehlen, der (die) sein (ihr) Kind beim Sport kritisiert, mir dies nachzumachen! Seit dem Training schaue ich zu meinem „Kleinen“ auf!

Autor:

Oliver Jungnitsch aus Gelsenkirchen

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