Die Schalke-TV-Stimme Jörg Seveneick wünscht sich Charlotte Roche als Co-Kommentatorin

Gerald Asamoah war nur einer von bereits mehreren Co-Kommentatoren bei Jörg Seveneick (r.), der seit 1997 für den S04 arbeitet. | Foto: firo
  • Gerald Asamoah war nur einer von bereits mehreren Co-Kommentatoren bei Jörg Seveneick (r.), der seit 1997 für den S04 arbeitet.
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Jörg Seveneick ist niemand, der sich in den Vordergrund drängt. Der "Schalker", wie er sich selbst nennt, ist eher für seine Stimme unter den S04-Fans bekannt. Im Interview mit dem Stadtspiegel Gelsenkirchen, das vor dem Bundesliga-Start in der Sonderausgabe erschien, spricht Seveneick über seine Anfänge im Journalismus und beim S04 sowie seine Co-Kommentatoren und Wünsche für die neue Saison.

Stadtspiegel: Wann begann die berufliche Zusammenarbeit mit Schalke, Herr Seveneick?
Jörg Seveneick: „Das war nach mit der Uefa-Cup-Saison 1997 und dem Sieg in Mailand. Darüber sollten Bücher verfasst werden und dementsprechend wurden Autoren gesucht. Der Beginn meiner freien Mitarbeit, die ich bis heute habe.“

Zu dem damaligen Zeitpunkt waren es aber nicht Ihre ersten Berührungspunkte mit dem S04?
„Nein. Ich habe nach meinem Examen-Abschluss 1990 für den „RevierSport“ gearbeitet. Mein Schwerpunkt war zunächst Wattenscheid 09, hat sich dann aber immer mehr zu Königsblau verschoben.“

Das Jahr beziehungsweise die Saison, als Wattenscheid in die Bundesliga aufstieg?
„Genau. Ich durfte sozusagen die 09er in die 1. Liga begleiten. Von einem 09-Spiel habe ich dann auch zum ersten Mal für das Radio berichtet.“

Wie kam es zu diesem Schritt vom Schreiben zum Sprechen?
„Ich hatte im Herbst 1990, als Radio NRW und die lokalen Sender on air gingen, nie gedacht, dass meine Stimme überhaupt fürs Radio geeignet wäre. Kurz danach rief mich ein Kollege an und meinte er hätte mich für ein Zweitliga-Spiel an die „Ruhrwelle Bochum“ verkauft. Für das Spiel Uerdingen gegen Wattenscheid.“

Ihre Live-Premiere.
„Dementsprechend habe ich mich auch vorbereitet. Ich hatte sechs oder sieben DIN A4-Seiten dabei. Das Kuriose war, dass damals die Pressekarte für die Pressetribüne noch verweigert wurde. Also stand ich mit den vielen Zetteln und einem gigantisch großem Funktelefon in der Fan-Kurve und wusste, dass ich in der 89. Spielminute gerufen werden sollte. Für das Vorlesen all’ meiner Zettel hätte ich eigentlich 15 Minuten gebraucht (lacht).“

So viel Zeit hatten Sie natürlich nicht.
„Als ich meinen Namen hörte und live auf Sendung war, lief 09-Stürmer Uwe Tschiskale alleine auf das Uerdinger Tor zu und erzielte das 2:0. Ich habe natürlich die Zettel alle in die Luft geworfen, die Live-Situation geschildert und ‚Tor, Tor, Tor‘ gerufen. Da Wattenscheid am ersten Spieltag schon gegen Bremen gewonnen hatte, waren sie nun Tabellenführer. Für mich ging es dann zu Radio Emscher Lippe.“

Seitdem schreiben Sie nicht mehr mehrere Seiten zur Vorbereitung voll?
„Ich bereite mich trotzdem weiter gewissenhaft auf die Spiele vor. Das bin ich dem Fan und den Akteuren schuldig.“

Wie intensiv fällt die Vorbereitung nun für ein Schalke-Spiel aus?
„Über die eigene Mannschaft, den S04, muss ich vergleichsweise nicht mehr so viele Informationen einholen, weil ich täglich sehr viele Eindrücke gewinne. Ich muss dann auch nicht bei jedem Spiel die Geschichte neu erzählen, dass bei Benjamin Stambouli nicht nur der Vater, sondern auch der Onkel und der Opa Trainer und Profi waren, weil das die Zuschauer von ‚Schalke TV‘ schon wissen. Hier und da versuche ich natürlich in persönlichen Gesprächen schon noch weiteren Input zu gewinnen, was aber nicht mehr so einfach wie früher ist.“

Inwiefern?
„Als ich als Reporter anfing, war ich so alt wie die Spieler, was eine andere Nähe schafft. Und es gab noch keine Handys. Da hast du zu Hause angerufen und hast auch all’ die privaten Probleme mitbekommen. Ich war teilweise Beziehungsberater oder Vermittler von Informationen. Das ist heute undenkbar.“

Wie lange brauchen Sie für eine Spiel-Vorbereitung?
„Am Spieltag selbst sind es circa drei Stunden und am Tag vorher ungefähr vier. Es kommt immer etwas auf den Gegner an. Wenn der S04 demnächst Champions League-Spiele hat, kenne ich den Gegner nicht so gut wie einen aus der Bundesliga. Um dann ein besseres Gefühl zu bekommen, schaue ich mir dann vorher Ligaspiele des Gegners an und merke mir Aussehen und Positionen der Spieler zu merken, weil du während des Spiels nicht immer sofort die Rückennummern erkennst.“

Häufig kommentieren Sie nicht alleine!?
„Bei Heimspielen habe ich bis auf wenige Ausnahmen in der Saison Co-Kommentatoren, was bei den Fans auch gut ankommt. Nicht nur, weil eine andere Stimme Abwechslung bringt. Meine Co-Kommentatoren sind häufig ehemalige Schalke-Spieler, die den Fans etwas bedeuten. Mike Büskens ist beispielsweise mein ‚Chef-Experte‘, der häufiger dabei ist. Mit seiner gleichzeitigen Analyse, Fachkompetenz und aber ebenso seiner Emotionalität, ist er top. Er hat das Gefühl für die Schalker Seele.“

Wonach werden die Co-Kommentatoren ausgesucht?
„Manchmal versuche ich mich am Gegner zu orientieren. Ein Beispiel: Olaf Thon hat für Schalke und Bayern München gespielt, der wäre dann beim Heimspiel gegen den FC Bayern passend. Es ist aber auch immer die Frage, ob ich den Wunschkandidaten bekomme. Ab und zu brauche ich fünf, sechs Anläufe, bis ich einen Partner habe, weil viele andere Verpflichtungen haben, zum Beispiel Trainer sind und dann selbst unterwegs sind.“

Wer war alles schon dabei und wen hätten Sie gerne mal dabei?
„Herausragend sind beispielsweise Gerald Asamoah, oder Martin Max, der als Einziger noch lauter ‚Tor‘ schreit als ich. Kevin Kuranyi war ebenso schon da wie Norbert Elgert, ein echter Schalker, der einen Steinwurf von der Glückauf-Kampfbahn aufgewachsen ist. Er schreit beim Kommentieren natürlich nicht durch die Gegend, ist aber mit ganzem Herzen dabei. Schalke-Blogger wie Torsten Wieland oder Karsten Jahn waren ebenso schon meine Gäste wie zum Beispiel auch der bekannte Kabarettist HG Butzko. Als er von meiner Anfrage erfuhr, schrieb er in seinen sozialen Kanälen mit einem Augenzwinkern, dass ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen sei.“

Wer sollte mal folgen?
„Ich hatte noch nie eine Frau als Co-Kommentatorin. Charlotte Roche fände ich toll. Sie macht schon länger keinen Hehl daraus, Schalke-Fan zu sein. Sie ist zwar erst durch ihren Freund dazu gekommen, aber ist mittlerweile einige Zeit auch richtig dabei. Das wäre eine tolle Nummer.“

Worauf freuen Sie sich denn in der kommenden Saison am meisten?
„Auf die Champions League. Die Europa League ist aber auch attraktiv, weil man häufig Städte besucht, in die du sonst nicht privat reisen würdest.“

Gibt es ein Wunschziel in der Zukunft?
„Ich würde unheimlich gerne irgendwann mal nach Glasgow. Das wäre geil. Ich war zwar auch schon einmal privat in Liverpool, bei einem Spiel gegen Arsenal. Aber das würde mich mit Schalke noch einmal reizen. Außerdem fände ich Fulham nett, mit dem uralten Stadion an der Themse. Das dürfte wegen Fulham aber schwierig werden. In Spanien gibt es eigentlich nichts mehr, wo ich nicht schon einmal war.“

Klingt, als wenn Sie nicht nur Schalke-Fan wären.
„Ich bin nicht Schalke-Fan, ich bin Schalker! Bist du Schalker, kommen nach den Profis erst einmal die U23 und U19… Aber ja, wenn es um spanischen Fußball geht, den ich für den attraktivsten halte, muss ich an Barcelona denken. Schon zu Zeiten, als Johann Cruyff Spieler und Trainer war. Ich habe sie live spielen sehen, unter anderem mit Romario und Pep Guardiola. Damals hat Barca mit einer Dreier-Abwehrkette gespielt, wobei eigentlich nur Guardiola defensiv gedacht hat. Der Rest ist nach vorne gestürmt. Dadurch kassierte Barca zwar fünf Konter pro Spiel, war aber mit der geballten Offensivkraft auch zwanzig Mal im gegnerischen Strafraum. Das war absolutes Spektakel.“

Was trauen Sie dem S04 in der neuen Saison zu?
„Ich glaube, dass es schwieriger wird als in der vergangenen Saison, aber nicht so schwierig, wie die meisten denken. Man sagt Domenico Tedesco nach, dass er seine Stärke in der Vorbereitung unter der Woche auf den nächsten Gegner hat. Die fällt wegen der vielen ‚Englischen Wochen‘ quasi weg. Aber das Team und er müssen nicht bei Null anfangen. Sie kennen sich alle. Mental wird es eine Herausforderung sein und es gibt ein paar Spieler, die noch nie Champions League gespielt haben. Die körperliche Belastung wird meiner Meinung nach aber kein Problem sein. Der Kader ist breiter aufgestellt und Domenico Tedesco hat bisher immer die Spieler erreicht zu haben und wird sie dann dementsprechend auch auf diese Situationen vorbereiten.“

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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