„Der Egotrip ist nicht zu tolerieren“

Im Spiel Schalke gegen Frankfurt kam es zum Einsatz von Pyrotechnik seitens der Fangruppierung "HUGOS". Foto: Gerd Kaemper
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  • Im Spiel Schalke gegen Frankfurt kam es zum Einsatz von Pyrotechnik seitens der Fangruppierung "HUGOS". Foto: Gerd Kaemper
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Das gute und rassige Fußballspiel zwischen Schalke und Frankfurt am vergangenen Samstag (1:1) verkam nach dem Abpfiff leider schnell zu einer Randnotiz. Dutzende Anhänger der Fangruppierung „HUGOS“ zündeten kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit Pyrotechnik an und sorgten so nicht nur für einen späteren Anpfiff der zweiten 45 Minuten, weil Rauchschwaden durch die Arena gingen und ein Plakat sogar Feuer fing, sondern auch für Kopfschütteln bei den „wahren Fans“, den Schalker Verantwortlichen und auch der Polizei nach der Partie.

Die Ermittlungen dauern noch an, wie Polizeipressesprecher Guido Hesse dem Stadtspiegel mitteilte. Bislang seien aber bereits schon 96 Personalien von Verdächtigen aufgenommen worden, darunter die von acht Jugendlichen und vier Frauen. Die Pyrotechnik war in der Stadionecke Nordkurve/Gegengerade im Unterrang (Block K) angezündet worden.

„Nach den ersten Ermittlungen lässt sich - allerdings noch unter Vorbehalt - sagen, dass die Täter aus der Fangruppierung der „HUGOS“ stammen. Es wird allerdings noch einige Tage dauern, bis die Ermittlungen abgeschlossen werden können. Mit Hilfe von Videographie im Stadion und Befragungen sowohl bei den Betroffenen als auch bei szenekundigen Polizisten erhoffen wir uns noch weitere Erkenntnisse“, so Hesse weiter. Dadurch, dass einige Anhänger auch vermummt waren, konnte noch nicht jeder identifiziert werden. Hesse konnte aber bestätigen, dass die „HUGOS“ nach dem Abfackeln der Pyrotechnik freiwillig aus dem Block herausgekommen sind. Inwiefern danach noch weitere Täter flüchten konnten, konnte die Gelsenkirchener Polizei noch nicht beurteilen.

Dennoch: Jeder andere „Königsblaue“ hatte eine klare Meinung zu dieser Aktion. Noch während der „Feuershow“ pfiffen die über 60.000 Zuschauer ihre vermeintlichen Kollegen gnadenlos aus und sangen beispielsweise auch „Wir sind Schalker und ihr nicht“. Auch der Schalker Fan Club Verband (SFCV) distanziert sich rigoros von der Aktion. „Dieser Egotrip ist nicht nachvollziehbar und nicht zu tolerieren. Wir haben uns schon vor längerer Zeit klar dagegen ausgesprochen und daher waren wir auch überrascht, dass es passiert ist“, so der 1. Vorsitzende Frank Arndt zum Stadtspiegel. Man sei vor allem deswegen überrascht gewesen, weil es zum ersten Mal in der Arena passiert ist. „Ich glaube aber nicht, dass es zu Nachahmungen kommen wird. Jeder Zuschauer hat gesehen und gehört, was der Großteil der Schalke-Fans von solchen Aktionen hält“, so Arndt weiter, der nun auf eine gerechte Strafe hofft. „Es gibt für solche Vorfälle ein Strafrecht und eine Stadionordnung und nun ist es Sache der Polizei und des Vereins.“
Am Ende werden dann die verantwortliche Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Empfehlungen nachkommen und endgültige Entscheidungen wie beispielsweise bundesweite Stadionverbote aussprechen.

Schalkes Sicherheitschef Volker Fürderer geht auch davon aus, dass in den nächsten Tagen solche Verbote ausgesprochen werden: „Auch wenn ich den Ermittlungen nicht vorgreifen will: Es ist zu vermuten, dass die Schnittmenge aus den Vorfällen von Dortmund und nun gegen Frankfurt groß sein wird.“ Fürderer selbst saß wie bei jedem Heimspiel in der Leitstelle des Ordnungsdienstes in der Nord-West-Ecke, wodurch er sowieso schon einen guten Überblick auf die Nordkurve hat und mit einem guten Kamera-System ausgestattet ist. „Als die Gruppierung anfing, Banner zu zerreißen und zu kleinen Knäuels zu formen, um sie dann mit Fahnenstangen auf dem vor ihnen befindlichen Veltins-Banner zu sammeln, haben wir die Feuerwehr informiert und sie zum Tunnel Zwei geschickt, um das dann schon entstandene Feuer von unten zu löschen“, erzählt Fürderer rückblickend.

Revierderby als Auslöser der gezielten Aktion

Die Fangruppierung „HUGOS“ gibt es seit ungefähr zweieinhalb Jahren und hatte den Einsatz von Pyrotechnik im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt wohl gezielt geplant. Vorausgegangen waren Zwischenfälle vor dem Revierderby bei Borussia Dortmund vor circa fünf Wochen. Am 20. Oktober kam es zu schweren Ausschreitungen zwischen beider Fanlager und auch der Polizei. „Das ist auch von der Dortmunder Polizei nachweislich bewiesen worden, dass es zur Körperverletzung, Sachbeschädigung und Einsatz von Pyrotechnik beim Derby gekommen ist. Darunter waren aber auch Jugendliche und solche, die erst zum ersten Mal auffällig geworden sind, weswegen wir Dortmund und die dortige Polizei auch um mehr Fingerspitzengefühl gebeten haben“, so Arndt dem Stadtspiegel gegenüber.
Dieses Verfahren wird in den nächsten Tagen aller Voraussicht nach abgeschlossen werden, so dass zahlreiche Anhänger vom FC Schalke 04 ihr vorerst letztes Spiel in einem Stadion gesehen haben dürften und daher im Spiel gegen Frankfurt wohl noch einmal auf sich aufmerksam machen wollten.

Fürderer unterstrich, im Vorfeld nichts dergleichen geahnt zu haben. „Erst im Laufe des Spieltages verdichteten sich Hinweise, dass etwas geplant sein könnte.“ Das Schmuggeln von beispielsweise Pyrotechnik sei aber nie komplett zu verhindern, behauptet Schalkes Sicherheitschef. „Wir haben eine intensive und in der Bundesliga einzigartige 100-prozentige Körperkontrolle. Aber die Fans sind bei solchen Aktionen leider sehr findig.“
Bislang hat der Sicherheitschef genauso wie der SFCV noch keinen Kontakt zu den HUGOS gesucht. „Das hätte momentan auch wenig Sinn“, erklären Arndt und Fürderer unisono. „Wir wollen erst einmal die Ermittlungsverfahren abwarten“, so Letzterer.

Spieler und Funktionäre waren sich unmittelbar nach Spielschluss ebenfalls einig: „Das ist zu verurteilen. Ein Großteil unserer Fans hat die richtige Antwort gegeben“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt beispielsweise zu der Aktion. Auch Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes hatte eine klare Meinung dazu: „Pyrotechnik ist im Fußballstadion nicht angebracht“, so der Schalker auf seiner Facebook-Seite. „Es gibt viele andere Wege, seinen Verein zu unterstützen.“

Was passiert mit den Karten in Block K?

Dazu haben Schalkes Anhänger bereits am Dienstagabend wieder Gelegenheit, wenn es in der Bundesliga um 20 Uhr beim Hamburger SV um Punkte geht. Das nächste Heimspiel findet dann bereits schon am kommenden Samstag statt, wenn um 15.30 Uhr Borussia Mönchengladbach zu Gast in der Arena ist. Ob der Block K dann komplett mit „neuen“ Fans gefüllt ist, bleibt abzuwarten. Die „HUGOS“ werden auf alle Fälle dann nicht mehr zugegen sein.

„Bislang kam es noch nie dazu, dass wir Dauerkarteninhabern das Recht auf ihre Karte entzogen haben. Inwiefern wir dieses Vorhaben umsetzen, muss zunächst intern besprochen und geprüft werden“, so Fürderer, der diese Maßnahme für durchaus möglich hält. Leer bleiben wird der Block K aber wohl nicht. „Wir haben lange Wartelisten“, so Fürderer abschließend.

Im Spiel Schalke gegen Frankfurt kam es zum Einsatz von Pyrotechnik seitens der Fangruppierung "HUGOS". Foto: Gerd Kaemper
Die Spieler mussten fünf Minuten warten, bis die zweite Halbzeit endgültig angepfiffen werden konnte. Foto: Gerd Kaemper
Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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