Beister schießt Schalke in die Krise

Auch der eingewechselte Lewis Holtby konnte die Niederlage in Hamburg nicht mehr verhindern. Foto: Gerd Kaemper
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Mit 1:3 (0:0) hat der FC Schalke 04 am Dienstagabend beim Hamburger SV verloren und damit aus den letzten fünf Spielen nur vier Punkte ergattert. Klaas-Jan Huntelaar scheiterte mit einem Handelfmeter zwar noch an Rene Adler, netzte aber den Nachschuss zum zwischenzeitlichen 1:2 ein. Die Knappen bekamen vor allem den sehr agilen Maximlian Beister nie in den Griff, der unter anderem mit einem knallharten und 116 km/h schnellen Schuss zum 1:0 traf.

Die Kritik an Schalkes Schlussmann wird dadurch nicht leiser, da der Ball zwar schnell und hart, aber nicht unhaltbar schien. Auch Huub Stevens muss sich immer mehr kritische Frage gefallen lassen.

Schalkes Cheftrainer hatte mit der Startaufstellung in Hamburg alle überrascht. Nicht nur die Journalisten, sondern zum Teil auch eigene Spieler. Denn für Matip, Holtby und Draxler spielten von Beginn an Papadopoulos, Pukki und Obasi. Für Barnetta blieb also weiterhin nur die Ersatzbank. In den letzten Tagen war vermehrt Kritik an Huub Stevens aufgekommen, da er zuletzt nur verletzungsbedingt rotiert hatte und trotz der vielen Spiele immer auf dieselben Spieler in der Anfangself setzte. „Die Medien wollten die Rotation, jetzt haben sie sie bekommen. Und was haben wir davon? Alle elf Spieler waren heute schlecht“, fand Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes nach Spielschluss deutliche Worte.

"Ohne Stimme keine Stimmung" - Stimmungs-Boykott der Fans

Deutliche Worte waren in den ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden von den Rängen nicht einmal ansatzweise zu hören. Mit einem Stimmungs-Boykott ("Ohne Stimme keine Stimmung") in Deutschlands Profiligen protestieren alle Fans für den Rest der Hinrunde gegen das neue Sicherheitspapier, das am 12. Dezember verabschiedet werden soll. So war es dann auch in der Hamburger Imtech-Arena zu Beginn fast schon gespenstisch still wie auf einem Friedhof.

Die Gastgeber schienen zunächst besser damit klar zu kommen. Skjelbred hatte in den ersten elf Minuten gleich zwei gute Gelegenheiten zum 1:0 zu treffen. Auch Aogo scheiterte mit seinem Schuss an den rechten Pfosten in Minute Sieben nur denkbar knapp. Der S04 fand zu diesem Zeitpunkt praktisch nicht statt. Die Lücken zwischen den Mannschaftsteilen waren teilweise überraschend groß. Ob es an der neu zusammengesetzten Mannschaft lag?

Mit Beginn der Stimmung im Stadion wurde auch Schalke wieder wacher und Huntelaar hatte in der 14. Minute das 0:1 auf dem Fuß. Nach einer flachen Hereingabe von Fuchs von der linken Seite stand der holländische Nationalstürmer plötzlich alleine vor Adler und wollte den Ball mit der Innenseite reinschieben. Allerdings traf er den Ball nicht voll, so dass das runde Leder rechts am Tor vorbeikullerte. Nur drei Zeigerumdrehungen später hätte es durchaus Strafstoß für die Königsblauen geben können, als Pukki im Strafraum nicht ganz sauber von den Beinen geholt wurde. Doch die Pfeife vom Unparteiischen Manuel Gräfe blieb stumm. In der 22. Minute hatte Obasi Pech, als sein Kopfball nach einer Ecke auf der Linie des HSV noch geklärt wurde. Das Spiel blieb intensiv, aber die Torhüter mussten bis zur Halbzeit nicht mehr nennenswert eingreifen, so dass es torlos in die Katakomben ging.

Beister mit 116 Km/h zum Führungstreffer

Beide Mannschaften kamen unverändert vom Pausentee wieder und es waren die Hanseaten, die mit ähnlich viel Schwung auf den Platz kamen, wie schon zu Beginn der ersten Hälfte. Zunächst scheiterte Arslan aus einer aussichtsreichen Positon am langen Pfosten, als er den Ball in den Hamburger Nachthimmel schoss (49.). Doch nur drei Minuten später war es dann soweit. Nach einem Fehler im Aufbauspiel der Schalker, nutzte der Gastgeber die entstandene Lücke in der Schalker Hintermannschaft und spielte schnell nach vorne. Beister nahm den Ball mit und schoss aus 20 Metern einfach mal drauf. Der Ball flatterte ordentlich in der Luft und war 116 km/h schnell – dennoch auch ziemlich mittig. Trotzdem schlug er unter der Latte voll ein, weil Unnerstall mit den Händen nicht an den Ball kam. Die Führung war sicherlich nicht unverdient für die Gastgeber, doch der Gegentreffer war vermeidbar.

Quasi im Gegenzug hatte Pukki die Chance zum schnellen Ausgleich, doch auch er schaffte es nicht, den ersten Schalker Treffer zu besorgen. Auch Obasi nicht, der in der 62. Minute zum Schuss kam, allerdings war dieser auch zu mittig, so dass Adler im Tor keine Probleme hatte. Die Hamburger dagegen spielten schnell und schnörkellos und einmal zu schnell für die Knappen. Zunächst legte Beister mit der Hacke auf Diekmeier auf, der mit einer klugen flachen Hereingabe in den Rücken der Schalker Abwehr Rudnevs sah, der zur Überraschung aller am Elfmeterpunkt völlig allein gelassen war. Rudnevs hatte genügend Zeit sich die richtige Ecke auszusuchen und hatte keinerlei Probleme auf 2:0 für seine Farben zu erhöhen (65.).

Alle königsblauen Fans waren überrascht ob der Schwäche im Team der Gäste. Doch mit dem 2:0 erhöhte Schalke deutlich die Schlagzahl. In der 68. Minute scheiterte der beste Schalker an diesem Abend, Höwedes, noch knapp an Adler. Beim Nachschuss von Farfan war Hamburgs Schlussmann auch wieder auf den Beinen und konnte diesen Schuss ebenfalls parieren. Als Draxler (für Neustädter) und Holtby (für Farfan) nur eine Minute später eingewechselt wurden, kam noch einmal mehr Schwung in das Spiel der Schalker. Für Neustädter ein sicherlich ungewohntes Bild. Schließlich hatte er bis zum Dienstagabend keine einzige Minute in der Bundesliga für Schalke verpasst. Doch der bislang so starke Neuzugang steht sinnbildlich für die zuletzt sportlich mauen Wochen der Knappen, da ihm zuletzt mehr Fehler unterliefen, als man von ihm gewohnt ist.

"Die Medien wollten die Rotation und jetzt habt ihr sie"

Schalke machte weiterhin Druck. Zunächst scheiterte Papadopoulos nur hauchdünn mit einem Kopfball nach einer Ecke (70.), kurz danach wurde ein Schuss von Pukki im letzten Moment noch zur Ecke abgewehrt (79.). Genau diese Ecke leitete dann Schalkes Treffer ein. Rincon trat über die Flanke und erwischte den Ball mit der Hand, so dass Gräfe nichts anderes übrig blieb, als Handelfmeter zu pfeifen. Zwar scheiterte Huntelaar noch im ersten Versuch am gut reagierenden Adler. Doch den Nachschuss verwandelte der Torschützenkönig dann sicher (80.).

In der 90. Minute wuchs Rene Adler erneut über sich hinaus, als er einen gut getretenen Freistoß von Christian Fuchs noch so eben um den Pfosten lenken konnte. Damit hielt er seine Farben im Spiel und seine Kollegen machten dann nur 120 Sekunden später den berühmten Deckel auf das Spiel. Nachdem Barnetta Aogo im Strafraum gefoult hatte, verwandelte Badelj den fällen Elfmeter sicher zum 3:1 (90.+2).

Durch die gleichzeitige Niederlage Frankfurts bleibt Schalke zunächst auf Platz Drei. Von dem können Stevens und Co. am Mittwochabend aber noch verdrängt werden, wenn Leverkusen sein Spiel in Bremen gewinnt. Die Hamburger dagegen setzen sich im Mittelfeld nun fest und haben Kontakt zu den Europapokal-Plätzen. Während es für Schalke am Samstag mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach weitergeht (15.30 Uhr), muss der HSV erst am Sonntag beim VfL Wolfsburg antreten (17.30 Uhr).

Tore: 1:0 Beister (52.), 2:0 Rudnevs (65.), 2:1 Huntelaar (80.), 3:1 Badelj (90.+2/Foulelfmeter)

Bes. Vorkommnis: Adler hält Handelfmeter von Huntelaar (80.)

Zuschauer: 47.127

Autor:

Raphael Wiesweg aus Gelsenkirchen

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