Zunahme bei Solo-Selbstständigen | IG BAU fordert Meisterpflicht: In Gelsenkirchen gefährden Ein – Mann - Betriebe Handwerk
Rollende Ein – Mann - Betriebe: Immer häufiger sind in Gelsenkirchen Solo-Selbstständige
unterwegs. Doch viele von ihnen arbeiten nach Einschätzung der IG BAU unter schlechten Bedingungen – ohne soziale Absicherung und mit einem Einkommen, das teils unter dem Mindestlohn liegt. „Gerade im Handwerk hat die Zahl der Ein - Mann-Firmen
stark zugenommen – oft mit großen Abstrichen bei der Qualität“, sagt Georg Nießing.
Der IG BAU-Bezirksvorsitzende kritisiert dabei Online - Portale wie MyHammer oder Helpling, die ein solches Geschäftsmodell unterstützten. „Zwar scheint ein Fachmann dort nur ein paar Klicks entfernt. Doch ein Großteil dieser sogenannten, Gig - Worker‘ arbeitet ohne Gesellenbrief und Renten- oder Sozialversicherung“, so Nießing.
Die IG BAU Emscher – Lippe - Aa macht für den Trend insbesondere den Wegfall der
Zulassungspflicht in vielen Handwerksberufen verantwortlich. Seitdem können sich etwa Fliesenleger ohne abgeschlossene Lehre selbstständig machen. Die Folge: Die Zahl der Fliesenlegerbetriebe im Bereich der Handwerkskammer Münster ist kräftig angestiegen – von 1.187 im Jahr 2006 auf 1.888 im vergangenen Jahr.
In der Gebäudereinigung – seit 2004 ebenfalls zulassungsfrei – zählt die Kammer im selben Zeitraum ein Plus bei den Betrieben von 130 Prozent.
Von einem „Warnsignal“ spricht Gewerkschafter Nießing: „Zum goldenen Boden des
Handwerks gehört das klare Bekenntnis zu soliden Standards, zur Berufsausbildung und
zum fairen Wettbewerb. All das ist mittlerweile in Gefahr.“
Ein großes Problem sei die Selbstausbeutung der Solo - Unternehmer. „Sie müssen ihre Arbeitszeiten nicht aufschreiben und arbeiten oft zu Mini - Löhnen. Das erhöht den Preisdruck für reguläre Firmen, die ihre Leute ordentlich bezahlen und Sozialabgaben abführen müssen“, sagt Nießing.
Die IG BAU fordert die Politik dazu auf, für eine bessere Absicherung zu sorgen. So könnten Ein-Mann-Unternehmer etwa in die Altersversorgung der Bauwirtschaft
einbezogen werden. Denkbar sei auch eine verpflichtende Unfallversicherung. Nießing:
„Am Ende brauchen wir aber wieder eine Meisterpflicht in allen Handwerksbereichen.
Nur damit sind Qualität und Nachwuchs gesichert.“ Noch in dieser Legislaturperiode könne die große Koalition den Meisterbrief wieder in der Handwerksordnung vorschreiben.
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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