Die Awo als Brückenbauer für Vielfalt und Solidarität
Zeichen gegen Rassismus

Es gibt Dinge, die dürfen auch in Zeiten der Corona-Krise nicht in den Hintergrund rücken, dazu gehört auch, sich deutlich gegen jede Form von Rassismus und Ausgrenzung zu stellen, so wie hier die Integrationslotsen der Awo auf dieser Collage. Foto: Awo
  • Es gibt Dinge, die dürfen auch in Zeiten der Corona-Krise nicht in den Hintergrund rücken, dazu gehört auch, sich deutlich gegen jede Form von Rassismus und Ausgrenzung zu stellen, so wie hier die Integrationslotsen der Awo auf dieser Collage. Foto: Awo
  • hochgeladen von silke sobotta

 Aufgrund der Corona-Krise sind fast alle Veranstaltungen bundesweit abgesagt worden. So auch die vielen Aktionen, die anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus geplant waren.

Die Integrationslotsen der Arbeiterwohlfahrt Gelsenkirchen/Bottrop (Awo) verlieren gesellschaftsrelevante Themen aber nicht aus dem Blick und engagieren sich auch unter den aktuellen Herausforderungen für die Awo-Leitsätze: Solidarität, Toleranz, Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit und wollen symbolisch mit der „Fenster“-Fotoaktion eine Zeichen gegen Rassismus und für Vielfalt setzen.
Denn wegen des Ansteckungsrisikos wurden alle Veranstaltungen abgesagt, darunter auch die vielen Awo-Aktionen anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus, die ab dem 16. März hätten starten sollen.
„In diesem Aktionszeitraum hatten unsere interkulturellen Fachdienste der Awo gemeinsam mit den Integrationslotsen unter anderem eine große Veranstaltung mit hunderten Schülern, Eltern und der Lehrerschaft der Hauptschule am Dahlbusch, einer Schule ohne Rassismus, geplant, die jedoch ausfallen musste“, berichtet Bedia Torun, Awo-Integrationsagentur.
„Wir sind natürlich sehr traurig, dass wir diese Aktion nicht durchführen können, doch hat die Gesundheit der Menschen in unserer Stadt momentan die höchste Priorität“, so Awo-Geschäftsführerin Gudrun Wischnewski.
Auch die Stadt macht deutlich, dass der Kampf gegen Diskriminierung nicht vernachlässigt werden darf, und setzt sich offensiv gegen Rechtsextremismus und Rassismus ein. Mit verschiedenen Angeboten im Rahmen der Landesinitiative NRWeltoffen stärkt sie daher die Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Eines der Projekte sind die Integrationslotsen, die von den interkulturellen Awo-Fachdiensten in Gelsenkirchen ausgebildet werden. Sie nehmen eine Brückenfunktion zwischen Zugewanderten und Aufnahmegesellschaft ein, um Vorurteile und Isolation auf beiden Seiten vorzubeugen.

Lotsen für die Integration

Anlässlich der internationalen Wochen gegen Rassismus sind die Lotsen einen genaueren Blick wert, denn das Konzept ist simpel und nachhaltig. Mioara Boboc und Georgiana Abbas waren Teil der ersten Integrationslotsenschulung vor über sechs Jahren. „Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man Menschen helfen kann, die an einem Punkt sind, an dem man in der Vergangenheit selbst war. Die Awo macht das möglich, denn hier werden Betroffene zu Beteiligten“, so Awo-Mitarbeiterin Abbas.
Miora Boboc arbeitet mittlerweile bei dem Diakoniewerk und studiert Soziale Arbeit. Sie betont, wie sehr die Ausbildung Zugewanderten im Integrationsprozess helfen kann: „Durch die Schulung konnten wir in Gelsenkirchen Fuß fassen, nicht nur beruflich, sondern vor allem auch auf einer sozialen Ebene. Nun schlagen wir im Alltag viele interkulturelle Brücken.“
Für Awo-Bereichsleiter Admir Bulic steht fest: „Die Integrationslotsen sind Demokratie-Botschafter, die für ein gelungenes Zusammenleben werben und deutlich machen, dass es hier bei uns in Gelsenkirchen keinen Platz für Rassismus, Antisemitismus und Fundamentalismus gibt.“
Deswegen ist es wichtig, regelmäßig neue Lotsen dazuzugewinnen. Zuletzt bildeten die interkulturellen Fachdienste 24 engagierte Gelsenkirchener aus, selbstverständlich unabhängig von Beruf, Alter und Herkunft, die in vielerlei Hinsicht eine Multiplikatoren- und Vorbildfunktion übernehmen können. Dank der Kooperation mit NRWeltoffen konnte in dieser Schulung ein noch stärkerer Fokus auf antirassistische Ansätze gelegt werden. Sonja Kisser und ihr Team von der Frauenberatungsstelle Gelsenkirchen informierten über Warnsignale im Bereich der häuslichen Gewalt.
Die Jüngste unter den Teilnehmenden war die 17-jährige Alma-Maria Florea, Abiturientin am Ricarda-Huch-Gymnasium, die bald ein Studium der Sozialen Arbeit beginnen möchte. „Die Narben sind tief in den Herzen der Menschen, die Rassismus erleben. Wir müssen noch mehr Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen“, so die Schülerin. Doch das Programm lohnt sich nicht nur für Einsteiger, auch alte Hasen können viel Neues dazulernen.
Nermin Akin arbeitet bereits seit Jahrzehnten in der Kinder-, Jugend- und Frauenförderung, trotzdem hat auch ihr die Schulung gut gefallen: „Am Ende der Fortbildung hat man nicht nur ein schönes Zertifikat, sondern auch die Gewissheit, dass der Titel in Gelsenkirchen und Umgebung einen sehr guten Ruf bei vielen renommierten Institutionen, Vereinen und der Kommunalverwaltung genießt."

Vielfältige Schulung mit fünf Modulen

Die vielfältige Schulung besteht aus fünf Modulen, die über die allgemeinen Tätigkeitsfelder der Integrationslotsen informieren, aber auch genauer auf die Strukturen von Wohlfahrtsverbänden, Stadtverwaltung, Kirchengemeinden und Migrantenselbstorganisationen aufklären. Doch auch die sozialen und interkulturellen Kompetenzen werden gestärkt, besonders wenn es um den Umgang mit Rassismus oder häuslicher Gewalt geht. „Ich fand es sehr interessant, mehr über die Warnsignale von Gewalt zu lernen und mich mit einem Thema auseinanderzusetzten, dass leider immer noch sehr tabuisiert wird“, betont Danail Veselinov, Mitarbeiter der interkulturellen Awo-Fachdienste.
Die Awo-Integrationslotsen unterstützen zurzeit viele Mitbürger mehrsprachig per Telefon, da soziale Kontakte aus aktuellem Anlass nicht angebracht sind. Sie motivieren Nachbarn, sich solidarisch zu engagieren und in ihrer Nachbarschaft Hilfebedürftige zu unterstützen.
Die Integrationslotsen haben also auch in der gegenwärtigen Ausnahmesituation einiges zu tun und machen mit ihrer Arbeit deutlich, dass das Grundgesetz und die Menschenrechte das Fundament unserer Demokratie sind.
„Wenn wir als Gesellschaft solidarisch bleiben und einander helfen, werden wir auch weiterhin alle Herausforderungen gemeinsam überstehen“, betont Gudrun Wischnewski hoffnungsvoll.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

12 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.