Vollrausch und Kippen sind uncool - KlarSicht sorgte in Gelsenkirchen für Durchblick

Dass Rauchen uncool ist, fanden auch diese Kids spätestens an der "Tabakstation" heraus. | Foto: Gerd Kaemper
  • Dass Rauchen uncool ist, fanden auch diese Kids spätestens an der "Tabakstation" heraus.
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Um Suchtprävention drehte sich alles während des Mitmach-Parcours „KlarSicht“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in den Räumen von „die Flora“ am 21. und 22. Juni.

Alkohol und Zigaretten: legale Drogen, mit denen man ersteinmal den Umgang lernen muss. „Wobei sich feststellen lässt, das besonders der Zigarettenkonsum in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist bei Jugendlichen“, berichtet Ingrid Schmitt, Projektleiterin für „Klarsicht“. Der Alkoholkonsum hat sich ebenfalls verändert: Statt als Genussmittel wird es verstärkt als Rauschmittel eingesetzt, und während die Zahl der konsumierenden Jugendlichen abnimmt, steigt der Konsum jener, die trinken.
Das Suchtpräventionsprojekt „Klarsicht“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), gibt es bereits seit 2004. Seit 2005 ist das Projekt in jährlich 52 Städten unterwegs, in denen jeweils circa 300 Jugendliche (und Erwachsene) ab 12 Jahre erreicht werden.

„Unser Ziel ist es, den gesundheitsbewussten Umgang mit Tabak und Alkohol zu vermitteln“, erläutert Schmitt das Projekt. „Für eine erfolgreiche und Nachhaltige Umsetzung der Suchtprävention benötigen wir ein starkes lokales Netzwerk vor Ort“, erklärt sie die Vorgehensweise der Bundeszentrale. In Gelsenkirchen stellt die Fachstelle für Suchtvorbeugung „Sucht-Jugend-Kommunikation e.V.“, die Stadt Gelsenkirchen, der Stadtverband des Kreuzbund e.V. und das Blaue Kreuz dieses Netzwerk dar.

„Wir haben ‚KlarSicht‘ in unser Programm ‚100% (er)leben!‘ eingebunden“, bemerkt Munevera Ackermann von der Fachstelle für Suchtberatung. Im Rahmen des Programms finden bis zum Ende des Jahres noch weitere Veranstaltungen, Seminare und Projekte statt (mehr Informationen unter www.drogenberatung-kc.de). Besonders die Interaktivität des Projektes gefällt Ackermann: „Dabei fühlen sich junge Menschen eher angesprochen, verstanden, und ernst genommen.“

An fünf Stationen werden die Auswirkungen von Tabak und Alkohol den Teilnehmern interaktiv in jeweils 15 Minuten nähergebracht. Der Parcour beginnt mit dem „Tor der Entscheidung“: Jugendliche sollen die Aussage „Zum Erwachsenwerden gehören Rauchen und Alkohol trinken dazu“ bewerten, indem sie gelbe Bälle in Röhren mit „Ja“, „Vielleicht“ und „Nein“ geben. Jede Station wird von einem Mitarbeiter der BZgA und einem lokalen Ehrenamtlichen betreut. „Das sind meist Leute aus der Suchtberatung, die also streng genommen nichts mit der Prävention zu tun haben. Trotzdem opfern sie ihre Freizeit für die Sache, dafür sind wir sehr dankbar“, freut sich Marlies Dropmann, Betriebssozialarbeiterin bei der Stadt Gelsenkirchen.

Es beginnt mit der „Tabakstation“, an der die Jugendlichen Fragen rund um das Thema Zigaretten stellen und beantworten können. Es geht weiter zum „Drunkbuster“, einer Brille, die die Auswirkungen von 1,3 bis 1,5 Promille im Blut simuliert. „Viele Menschen, auch Erwachsene mit Alkoholerfahrung, sind von den Auswirkungen überrascht, bekommt man sie doch im Rausch meist nicht mit“, merkt Achim Deimann vom Polizeipräsidium und Geschäftsführer des Präventionsrates Gelsenkirchen, an.

Bei der „Image“-Station dreht sich alles um die Werbung. Wie werden Tabak- und Alkohol-konsumierende Menschen dargestellt und wie sieht die Realität aus? „Die Jugendlichen begreifen meist sehr schnell, was die Medien ihnen da suggerieren wollen. In der Gruppe werden dann eigene Werbe-Ideen erarbeitet und der Umgang mit den in den Medien gängigen Bildern untersucht“, erklärt Teamleiter Turgut Tollu.

An der Station „Trink-Bar“ werden Fragen rund um das Thema Alkohol gestellt und beantwortet. Nicht nur der Alkoholgehalt in diversen Getränken wird hier aufgedeckt, sondern auch die Auswirkung auf den Körper. Bevor die Jugendlichen ein weiteres Mal die Aussage am „Tor der Entscheidung“ bewerten, geht es zur Station „Talkshow“. Hier können anonym Geschichten erzählt oder zusammen erarbeitet werden , die mit Fehlverhalten unter Drogeneinfluss zu tun haben. Nachfolgend haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die Situation gemeinsam zu analysieren und nach einer Alternativ-Lösung zu suchen.

Bei den Jugendlichen kommt das Projekt gut an, denn sie werden ernst genommen, und nicht belehrt, sondern im Dialog aufgeklärt. Am Ende einer jeden Runde greift so mancher zu den ausgelegten Infomaterialien. Auch die Lehrer und Betreuer der teilnehmenden Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Auszubildenden der Stadt und der Jugendberufshilfe sind interessiert. Für sie gab es eine separate Führung durch den Parcours und zusätzliches Lehrmaterial, das in den folgenden Wochen im Unterricht eingesetzt werden kann, für mehr Nachhaltigkeit, wie Schmitt erklärt: „Unsere Lehransätze hier sollen über den Parcours hinausgehen. Der verantwortungsbewusste Umgang mit Alkohol und der Verzicht auf Tabak sind unsere langfristigen Ziele“.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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