Rotthauser Straße und Küppersbuschstraße
Unmut der Bürger: Deutsche Bahn will knapp vor Weihnachten Brücken austauschen

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Drohen rund 900 Gelsenkirchenern unruhige Weihnachten wegen Brückenarbeiten der Deutschen Bahn? Diese verteilte an Anwohner Informationsschreiben. Demzufolge sollen im Zeitraum vom 20. bis zum Morgen des 25. Dezember die Brückenkörper an der Küppersbuschstraße und an der Rotthauser Straße ausgetauscht werden. Wer sich vom nächtlichen Lärm zu sehr gestört fühlt, kann im Hotel unterkommen.

Baulärm und nervige Erschütterungen, teilweise nachts - so läuft's seit dem Frühjahr 2018. Die Anwohner zeigten viel Geduld. Doch diese Arbeiten nun kurz vor Weihnachten zu legen? Das rief Lokalpolitiker auf den Plan, die wegen dieser angekündigten Nachtbauarbeiten die Ruhe der Bürger am Heiligen Abend bedroht sehen. „Über die Weihnachtstage sollten die Anwohner die Chance zur Entspannung bekommen. Es ist nicht vorstellbar, wie dies bei nächtlichem Baustellenlärm möglich sein soll“, erklärte Jan Dworatzek, Sprecher der Grünen Gelsenkirchen und forderte die (Bau-)Verwaltung auf, Kontakt mit der Deutschen Bahn (DB) aufzunehmen.

Auf Nachfrage bei der DB hört sich alles zunächst sehr planvoll und vernünftig an. Das Informationsschreiben ging für die Brücke über die Rotthauser Straße an 425 Adressen und für jene über die Küppersbuschstraße an 518 Adressen. Der Bereich sei sehr großräumig abgedeckt worden, teilt Christian Dawo, leitender Projektingenieur, mit. Dabei habe man den laut Schall-Gutachten ungünstigsten Fall angenommen und auch jene Anwohner informiert, die am Rande der Zone der potentiellen Schallausbreitung wohnhaft sind.
Die Arbeiten für die Entnahme des Gleisbetts und den Einbau der bereits vorgefertigten Brückenkörper würden vier Tage dauern und man sei sich darüber bewusst, dass man am Ende genau am Heiligen Abend lande. "Alle sind gewillt, die Arbeiten vorzeitig, am Nachmittag von Heiligabend fertig zu stellen", erklärt Dawo. Für die Anwohnerinformation habe man die Daten der Gleissperrung so übernommen. Man werde alles menschenmögliche tun, um eher fertig zu werden.

DB: Im Oktober verschobenes Projekt wird vollendet

Bei den Arbeiten handelt es sich nun um die Vollendung eines Projektes, das eigentlich schon im Oktober hätte beendet werden sollen. Da waren schon mal die Straßen gesperrt und die Anwohner informiert worden. Doch es habe, laut Dawo, technische Schwierigkeiten gegeben, und um Risiken zu vermeiden, habe man den Austausch der Baukörper verschoben. Damals seien die Sperrungen zwei Tage früher als geplant aufgehoben worden.
Auch im Oktober hatte man den Anwohnern als Alternative Übernachtungen im Hotel angeboten, die teils angenommen wurden. Dies wird auch im Dezember der Fall sein. Wie es funktioniert geht aus dem Anschreiben der Deutschen Bahn hervor.

Bleibt natürlich die Frage, warum das Zeitfenster so knapp vor Weihnachten hat gelegt werden müssen, für die rechtzeitige Beendigung der Arbeiten gibt es keine Garantie. Wie wollen die Bürger planen, kochen, einkaufen? Eine Anwohnerin, Yvonne Petereit, ist mittlerweile am Ende ihrer Geduld angekommen: "Ich habe durchaus Verständnis, auch für die Nachtarbeiten", sagt sie, aber das müsse nicht noch vor Weihnachten sein. Sie tat sich mit anderen Hausbewohnern zusammen und schrieb an den Oberbürgermeister. Schilderte den Verlauf. Die Bauarbeiten hätten am 23. Februar mit einer umfassenden Rodung des Baumbestands auf der öffentlichen Grünfläche direkt unterhalb des Gleisabschnitts, gegenüber der Wittekindstraße 6, begonnen.

Anwohner: "Wir sind nicht bereit,diese (Nacht)Arbeiten hinzunehmen."

"Wir als Anwohnerinnen und Anwohner sind vorab nicht über diese Arbeiten, die seit mittlerweile 10 Monaten andauern, informiert worden." Seit Frühjahr sei innerhalb der Woche nahezu täglich in der Zeit von 6 bis 22 Uhr gearbeitet worden. Die Arbeiten seien zumeist mit einer erheblichen Lärmbelastung verbunden. "Bereits zwei Mal sind wir über einen Zeitraum von mehreren Tagen auf Nachtarbeiten und den entstehenden Lärm, auch aufgrund von Erschütterungen im Boden, hingewiesen worden", schreibt die Hausgemeinschaft. Stets habe man Verständnis gezeigt, auch in Hinblick auf den laufenden Güterverkehr, aber bezogen auf die neuerliche Planung:
"Wir sind nicht bereit, diese (Nacht)Arbeiten hinzunehmen. Mit Blick auf diese Planung und auch die mutmaßlich erforderliche Genehmigung und Billigung durch die Stadt, von der wir aktuell ausgehen, möchten wir unseren Unmut äußern." Gebeten wird um eine zeitnahe Lösung, "die den Anwohnerinnen und Anwohnern ein ruhiges Fest und eine ruhige heilige Nacht ermöglicht." Diese wünsche man auch den vor Ort tätigen Fachkräften auf der Baustelle.
Rückenwind bekommen die Anwohner von den Grünen, die im übrigen die Hotel-Übernachtungen nicht als Lösung ansehen. Dworatzek erklärt: „Die von der DB während der Bauarbeiten angebotene Unterbringung in einem Hotel erinnert eher an die Weihnachtsgeschichte, als an eine den Anwohnern über die Feiertage zuzumutende Lösung.“

Stadt sieht Bauende noch vor Heiligabend

Stadtsprecher Oliver Schäfer hat Verständnis für die Anwohner: "Den Ärger können wir vollkommen nachvollziehen." Ihm sei aktuell (einen Tag nach der Presseanfrage) von der DB mitgeteilt worden, dass die Arbeiten zum Einbruch der Dunkelheit an Heiligabend beendet sein würden. Er verweist auf den Lernprozess der DB, dass sie durchaus Rücksicht nehme. Auch bei den Umleitungen würde demnächst - anders als beim letzten Mal - für ausreichende Ausleuchtung der Wege gesorgt.

Sperrungen:
Die Arbeiten werden auch von Straßensperrungen begleitet: Aus Gründen der Baulogistik wird die Rotthauser Straße vom 17. Dezember bis zum 28. Dezember gesperrt. Gleiches gilt für die Küppersbuschstraße.

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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