Tanz auf dem Vulkan: Ob Bomben unter uns entdeckt werden, hängt manchmal auch vom Zufall ab
Das Leben bleibt nicht ohne Risiko. Noch immer sind viele ehemalige Weltkriegs-Bomben unter uns. Das zeigt auch die Entdeckung der Bombe im Ausfahrtsbereich Gelsenkirchen-Zentrum der A42: Die Ausfahrt war schon asphaltiert, da fiel die Bombe in unmittelbarer Nähe erst auf.
Die Baustelle, auf der die Weltkriegsbombe gefunden wurde, fällt in den Verantwortungsbereich von Straßen NRW. Dies bestätigt Susanne Schlenga von der Zentrale Kommunikation des Landesbetriebs Straßenbau auf Anfrage. Sie sei bei Sondierungen vom Untergrund entdeckt worden. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als die Ausfahrt bereits fertig asphaltiert war. Vorher sei das Kampfmittel nicht entdeckt worden, weil es zu einem anderen Baufeld gehörte. Denn bei der Sanierung (in diesem Falle der A42 zwischen AK E-Nord und GE-Zentrum) gehe man "exakt nach Baufeldern" vor. Die seien immer unterschiedlich und "werden nach Bedarf geplant". Berücksichtigt werden müsse auch immer der Verkehr.
Generell gelte aber: "Der Landesbetrieb Straßenbau NRW beantragt zunächst bei den Ordnungsbehörden (Städte und Kommunen) eine Auswertung der Strecken, auf denen Bautätigkeiten stattfinden. Denn für alle Baugrundstücke gilt, dass sie hinsichtlich Kampfmittelfreiheit überprüft werden müssen."
Bedeutet: Normaler Weise könne man sich sicher sein, dass dort, wo gebaut wird, eine "Überprüfung auf Kampfmittelfreiheit" stattgefunden hat. Die sei "insbesondere bei Baumaßnahmen im Ruhrgebiet Regelfall."
Der Fall an der A42 zeigt aber auch, welche Rolle Kommissar Zufall spielen kann. Wäre neben der Ausfahrt kein weiteres Baufeld untersucht worden, hätte man bis heute die Bombe nicht entdeckt. Weitere Jahrzehnte wäre der Verkehr darüber gedonnert. Der Gelsenkirchener Teilabschnitt der A42 zwischen dem Kreuz Essen-Nord und dem Kreuz Herne besteht schon seit der Zeit zwischen 1968 und 1971. "Luftbilder wurden erst spät nach dem angesprochenen Neubau freigegeben", sagt Straßen NRW.
Ist die Fahrt durchs Ruhrgebiet ein Tanz auf dem Vulkan?
Anfang Juli sind zwei Bomben unter der A540 bei Grevenbroich entdeckt und entschärft worden, am Flughafen Essen/ Mülheim nahe der A52 wurde am 24. Juli entschärft, in Rheinhausen am 19. Juli, in Herne am 3. Juli und in Duisburg-Kaßlerfeld fand man eine Luftmine in der Ruhr bei Auskiesungsarbeiten (2. Juli). Die Bilanz nur eines Monats im näheren Umkreis.
Im Jahr 2017 habe es einem Bericht der Rheinischen Post zufolge allein in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln 111 Bombenfunde gegeben, Luftbildanalysen würden in NRW etwa 20.000 Mal pro Jahr durchgeführt.
Das Gefahrenpotential ist zwar vorhanden, doch es wird vieles dafür getan, um das Risiko minimal zu halten. Am Ende bleibt, dass wir heute froh sein können, dass mittels Luftbildauswertung und Sondierungen die Blindgänger unter uns aufgespürt werden können. Ein Vorteil gegenüber früherer Jahrzehnte, in denen fast blind gebaut werden musste.
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
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