Etwa beim Wiederaufleben von Brieffreundschaften in Zeiten der Corona-Krise
Rückbesinnung ist angesagt

Die Künstler Wolf und Gölzenleuchter verbindet eine beinahe 50-jährige Freundschaft, die einst in der Literarischen Werkstatt der Gelsenkirchener VHS begann. Foto: SiSo
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Kindern und Jugendlichen dürfte das Schreiben von Briefen, so richtig auf verziertem Briefpapier und einem Füller oder Stift in der Hand, heute ebenso unglaublich erscheinen wie die Tatsache, dass unsere Telefone früher Wählscheiben und ein Kabel hatten und in der Regel nur eins pro Haushalt existierte. Doch das Coronavirus entschleunigt uns und rückt alte Tugenden wieder in den Fokus.

Wie sehr das gerade in Sachen Briefeschreiben zutrifft, beweisen gleich zwei Beispiele, die hier in der Redaktion natürlich per elektronischer Post eintrafen.
So informiert die Caritas darüber, dass Kinder der Mitarbeiter und aus deren Bekanntenkreis derzeit Briefe an die Bewohner des Liebfrauenstiftes schreiben. Einige der acht- bis 14-Jährigen wurden dabei besonders kreativ und bastelten und malten auch für die isolierten Senioren.
Nun beantwortet der Betreuungsdienst der Pflege- und Senioreneinrichtung zusammen mit den Bewohnern diese Briefe und man bastelt gemeinsam Kleinigkeiten, die als Dank an die Kinder zurückgegeben werden sollen. Denn diese Aktion begeisterte die Bewohner.
„Es gab Freudentränen und ein Austausch vieler Erinnerungen“, berichtet Birgit Skrzypczak, die Pflegedienstleitung des Liebfrauenstiftes. „Wir werden jetzt die Briefkontakte während der Isolierung aufrechterhalten. Unser Ziel ist es, dass richtige Brieffreundschaften entstehen, die dem Austausch zwischen den Generationen dienen.“
Und sollte ein Besuch in dem Pflege- und Seniorenheim im Sommer wieder möglich sein, so ist ein Treffen bei Eis und Limo angedacht.

H.D. Gölzenleuchter zum Welttags der Poesie

Der Maler, Grafiker, Autor und Holzschnittkünstler Horst Dieter Gölzenleuchter aus Bochum ist Fans der Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf ein Begriff. Denn Wolfs Kommissarin Ann Kathrin Klaasen hat selbst einige Kunstwerke von Gölzenleuchter in ihrem Haus am Distelkamp in Norddeich und sie besucht regelmäßig das Atelier des Künstlers im Ruhrgebiet.
Und auch wenn es sich bei der Kommissarin um eine Romanfigur handelt, so ist H.D. Gölzenleuchter doch eine reale Person und als solche hat er kürzlich das Gedicht „Trau dich!“ (siehe unten) anlässlich des „Welttags der Poesie“ an seinen Mail-Verteiler gebrieft, wie es heute so schön heißt.
Dafür bekam er viele Wortmeldungen, die ihn überraschten, freuten und auch ermutigten und der 75-Jährige erklärt: „Wenn uns die ganze Corona-Situation dazu bringt, die 'Isolation', in der wir zum Teil stecken, durch eine kreative Kommunikation etwas zu durchbrechen, dann hätte das Ganze sogar eine gute Seite.“
Und ehe er sich in Bochum wieder auf seinen Balkon zurückzieht, um wieder holzschneidend an die Arbeit zu gehen, mahnt Gölzenleuchter: „Wo das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist, wir auf das Wesentliche zurückgestoßen geworden werden, entdecken wir uns vielleicht in der Langsamkeit, Stille, begrenzten Abläufe, aufs Neue. Was ist uns wirklich wichtig?
Vielleicht intensivieren die literarisch Schreibenden, künstlerisch Arbeitenden unter uns die alte Kultur des Briefeschreibens, der Malbriefe, der Künstlerpostkarten, der Mail-Art. Natürlich, das betrifft nicht nur Autoren, Künstler. Über den Briefkasten ist das immer was Besonderes. Aber als Mail, über den PC, erfreut das auch.“ 

Trau dich!
Wenn du ein Lied singen
möchtest, dann singe es.
Egal wie, es wird dein Lied
sein.
Wenn du ein Bild malen
willst, dann male es.
Ob es anderen gefällt oder
nicht, es ist dein Bild.
Wenn du eine Geschichte
schreiben möchtest, auch wenn es dir schwer
fällt, versuche es.
Es wird deine Geschichte sein.
Und wenn du tanzen willst, dann tanze.
Wie auch immer du tanzt, es ist dein Tanz.

(H.D. Gölzenleuchter)

Die Künstler Wolf und Gölzenleuchter verbindet eine beinahe 50-jährige Freundschaft, die einst in der Literarischen Werkstatt der Gelsenkirchener VHS begann. Foto: SiSo
„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft“, auch ein Relikt aus einer anderen Zeit, aber bei der Aktion im Liebfrauenstift trifft auch sie zu. Foto: Caritas GE
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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