Raus aus Hartz IV

Teamleiter Thorsten Kempowski, Vermittlerin Justine Gunthel, die Kunden Heiko Hornig und Robert Kozielski und Vermittler Jens Fischer freuen sich auf die neuen Möglichkeiten, die die Joboffensive bietet. | Foto: Gerd Kaemper
  • Teamleiter Thorsten Kempowski, Vermittlerin Justine Gunthel, die Kunden Heiko Hornig und Robert Kozielski und Vermittler Jens Fischer freuen sich auf die neuen Möglichkeiten, die die Joboffensive bietet.
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Trotz leichter konjunktureller Abkühlung werden Fachkräfte weiter händeringend gesucht. Die Möglichkeiten für Hartz IV-Empfänger auf dem Arbeitsmarkt sind so gut wie nie - wenn sie richtig genutzt und aktiviert werden. Dabei soll nun die „Joboffensive“ helfen.

Das Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen - das Jobcenter (IAG) startete am gestrigen Freitag, 1. März, mit dem Projekt „ Joboffensive“. Das mit den Trägern Stadt und Arbeitsagentur abgestimmte ehrgeizige Ziel: Insgesamt 1900 ausgesuchte „marktnahe“ SGB II - Kundinnen und Kunden („Hartz IV“) während der Projektlaufzeit so effektiv zu betreuen, dass möglichst viele von ihnen in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden können.

Der Konzeptansatz: 19 zusätzliche Arbeitsvermittlungskräfte haben durch eine bessere Betreuungsrelation (1:100) wesentlich mehr Zeit für ihre Kundinnen und Kunden und gestalten die Betreuung sehr viel intensiver und persönlicher, dazu unterstützen direkte Arbeitgeberkontakte und neue Werkzeuge die Offensive.

Projektleiter Thorsten Kempowski: „Die Joboffensive bringt intensivierte, individuellere Betreuung und Aktivierung. Und zwar durch die gezielte Zusammenführung von Arbeitgebern und Arbeitsuchenden, die Erweiterung fachlicher und beruflicher Flexibilität, die Verbesserung der räumlichen Mobilität, die Arbeit an der realistischen Selbsteinschätzung, sowie das Aufzeigen neuer Wege.“ Schnellere Kommunikationswege (wie E-mail) sollen zudem den Kontakt erleichtern.

Arbeitsvermittler Jens Fischer und Arbeitsvermittlerin Justine Günthel haben bereits positive Erfahrungen in der Praxis mit der Joboffensive gemacht: Viele Gespräche sind bereits gelaufen, durch die verbesserte Berater-Kunden-Ratio sind bis zu vier Kontakte pro Monat möglich, was die Beratung persönlicher und vertrauensvoller gestaltet. Auch die ersten Kunden äusserten sich sehr positiv zur Initiative.

Mehr Berater, mehr Zeit, bessere Vermittlung

Karin Welge, Sozialdezernentin der Stadt Gelsenkirchen, befürwortet und unterstützt das Projekt, denn das Ziel sind nicht nur „passgenaue“ Vermittlungen, sondern auch, Sozialausgaben und die Grundsicherung einzusparen. Der Geschäftsführer des IAG, Reiner Lipka, betonte auf der Pressekonferenz noch einmal, dass das Projekt auf keinen Fall auf „Masse statt Klasse“ setzt.

Die Idee wurde erstmals in Berlin bei der „Berliner Joboffensive“ in die Tat umgesetzt und wurde nun auf weitere Regionen in verschiedenen Bundesländern erweitert, unter den ersten ist Nordrhein-Westfalen.

Seit Projektbeginn im Juni 2011 konnten in Berlin durch die Joboffensive rund 18.000 Menschen zusätzlich in Beschäftigung integriert werden. Heinrich Alt, Vorstand Grundsicherung der Bundesagentur für Arbeit, sieht unter den Arbeitsuchenden in der Grundsicherung ein großes Reservoir an potenziellen Fachkräften für die Wirtschaft: „Wir haben derzeit deutschlandweit gut eine halbe Million Menschen, von denen wir sagen, dass sie mittelfristig eine gute bis sehr gute Chance am Arbeitsmarkt haben. Wichtig ist mir, dass wir nicht vermitteln um zu vermitteln. Also keine Schnellschüsse, sondern nachhaltige und existenzsichernde Integrationen in Beschäftigung.“

Auch Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, stellt klar: „Es geht dabei nicht um Integrationen um jeden Preis. Die Nachhaltigkeit steht im Fokus. Das heißt: wie lange dauert das Beschäftigungsverhältnis und wird ausreichend verdient, um den Lebensunterhalt der Familie abzudecken? Die Einsparungen bei der Bundesagentur und den Kommunen werden gegengerechnet. Daran messen wir den Erfolg.“

Auch der nordrhein-westfälische Arbeitsminister, Guntram Schneider, begrüßt die Initiative und hofft, dass nun auch diejenigen Menschen, die bislang bei der Jobvermittlung oft leer ausgegangen sind – Alleinerziehende, Migranten, Ältere und Ungelernte - eine neue Chance haben.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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