„Liebe ist Liebe...“

Jennifer wurde erst mit sieben eingeschult, weil sie sich erst in ihrer neuen Familie einleben sollte. Diese Absprache zwischen Pflegefamilie und Jugendamt kam dem Wohl des Kindes zugute, wie die spätere Schullaufbahn bewies.Foto: Privat
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  • Jennifer wurde erst mit sieben eingeschult, weil sie sich erst in ihrer neuen Familie einleben sollte. Diese Absprache zwischen Pflegefamilie und Jugendamt kam dem Wohl des Kindes zugute, wie die spätere Schullaufbahn bewies.Foto: Privat
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„Viele Menschen haben Ängste, dass sie ein Pflegekind nicht so lieben können wie ein leibliches Kind. Aber Liebe ist Liebe und ich habe viel Liebe erfahren von meinen (Pflege-)Eltern“, erzählt Jennifer Behrends.

Und genau diese Erfahrung bestärkt die junge Frau und Mutter auch darin, dass sie gern selbst mindestens ein Pflegekind in ihrer Familie aufnehmen möchte.
Die inzwischen 29-Jährige kam mit vier Jahren ins Kinderheim und mit sechs Jahren in eine Pflegefamilie. Die Familie hatte zwei Söhne, die aber zu dem Zeitpunkt bereits Jugendliche waren und mit dem kleinen Mädchen nicht viel anfangen konnten. Was sie aber nicht daran hinderte, sie als ihresgleichen in der Familie anzuerkennen.
Zumal die Eltern schon vor und auch während Jennifer bei ihnen im Haushalt lebte weitere Pflegekinder betreuten. „Als ich in die Familie kam, lebte dort bereits ein Mädchen. Später erklärten sich meine Eltern bereit noch ein Kind aufzunehmen und ich wünschte mir einen Jungen und so kam ein Neunjähriger zu uns“, schildert die junge Frau.
Keines der beiden Kinder blieb in der Familie. Beide gingen zurück zu ihren Herkunftsfamilien, was vielleicht nicht die beste Entscheidung war. Denn beide brachten in ihrem Leben nicht viel zustande.
Sie blieb bis ins Erwachsenenalter bei ihren Pflegeeltern und wurde durch eine Erwachsenen-Adoption zu dem echten Familienmitglied als dass sie sich schon immer gefühlt hatte. Die „großen Brüder“ mussten der Adoption zustimmen, da es auch um Erbteilung und andere Folgen ging, aber sie waren für Jennifer gern bereit.
Inzwischen wohnt die als Polizistin tätige junge Frau mit ihrer eigenen Familie im Mehrfamilienhaus ihrer Eltern und diese freuen sich, dass sie inzwischen drei Enkelkinder haben, die immer wieder mal bei ihnen einquartiert werden.
Allerdings war das Leben der Familie nicht immer ganz harmonisch. Denn Jennifers leibliche Eltern spielten dann und wann eine Rolle im Leben des Kindes. „Mit meiner Mutter wurden vom Jugendamt immer mal wieder Besuchstermine vereinbart, die aber letztendlich nie zustande kamen. Sie hatte einfach zu viele Alkoholprobleme und als ich 16 war ist sie dann auch gestorben“, erinnert sich Jennifer.
Ihren leiblichen Vater lernte sie erst mit 13 kennen, bis dahin hatte sie geglaubt ein anderer Mann wäre ihr Vater. Doch auch dieser Kontakt endete irgendwann, weil der Vater vereinbarte Termine nicht einhielt und sich dann beklagte, der Teenager würde sich nicht oft genug melden. „Irgendwann hatte er dann eine neue Familie und ich war abgeschrieben“, erinnert sich die junge Gelsenkirchenerin ohne ihm hinterher zu trauern.
Jennifer ging ihren Weg in dem sie ihr Abitur baute und als sie vor der Wahl stand, was sie mit ihrem weiteren Leben anfangen sollte, daran zurück dachte, dass sie einst von Polizeibeamten aus ihren schlimmen häuslichen Verhältnissen befreit wurde. „Die Leute vom Jugendamt, die ebenfalls dabei waren, habe ich gar nicht so wahrgenommen. Die Uniformen blieben mir aber im Gedächtnis“, glaubt die junge Frau. Und auch wenn sie bis heute noch kein Kind aus einer häuslichen Misere erretten konnte, so bleibt ihre Berufswahl für sie genau die richtige. „Man arbeitet mit anderen zusammen und man hilft auch anderen Menschen“, das gefällt der Gelsenkirchenerin.
Ihrem Freund gab sie erst das Ja-Wort nachdem sicher war, dass er sich bereit erklären würde, Pflegekinder aufzunehmen. Inzwischen hat das Paar einen 19 Monate alten Sohn und das Seminar für Pflegeeltern hat das Paar beim Jugendamt bereits absolviert.
„Wir reisen aber gern und weit und das haben wir uns in diesem Jahr noch gegönnt, ehe wir im nächsten Jahr das Abenteuer Pflegekind angehen“, freut sich Jennifer Behrends. Denn sie weiß, dass ein Pflegekind immer zwei Jahre jünger sein sollte als das jüngste Kind der Familie.
„Ich möchte gern Kinder aus dem Strudel von Gewalt und Verwahrlosung herausholen und ihnen zeigen, dass es etwas anderes gibt. Ein zwei, drei oder vier Jahre altes Kind gibt den Pflegeeltern die Chance eine schöne Zeit miteinander zu verleben und gleichzeitig etwas Gutes für das Kind zu tun“, wünscht sich die junge Mutter. Dabei ist ihr klar, dass sie auch ein anstrengendes Kind zur Pflege bekommen kann, aber das nimmt sie in Kauf.
Denn sie hat dank ihrer Pflegefamilie eine schöne Kindheit verbracht, auch wenn die Pubertät keine einfache Zeit war, aber das ist sie auch nicht für leibliche Eltern. „Ich bin immer gleichberechtigt mit den leiblichen Kindern behandelt worden. Manchmal war meine Mutter sogar ein wenig stolzer auf mich als auf ihre Kinder. Ich verdanke meinen Eltern alles, sie haben mir viele Möglichkeiten geboten und mich immer unterstützt“, strahlt die junge Frau.
Die Ängste vieler Menschen, dass sie ein Kind, an das sie sich gewöhnt haben, wieder an die Herkunftsfamilie verlieren könnten, sieht die Gelsenkirchenerin nicht. Vielmehr appelliert sie an die Menschen, dass sie „lieber Kinder aus dem Kinderheim als Tiere aus dem Tierheim aufnehmen. Denn die Situation ist bei Kindern wie bei Tieren: Sie wurden vernachlässigt oder geschlagen.“

Infoabend des Referat Erziehung Bildung

Das Referat Erziehung und Bildung der Stadt Gelsenkirchen bietet am Mittwoch, 11. Oktober, von 18 bis 20 Uhr im Familienbüro an der Ebertstraße 20 einen Infoabend „Pflegeltern gesucht“ an.
Experten des Referates erläutern dann wie das Vermittlungsverfahren abläuft, was die Anforderungen an potentielle Pflegeeltern sind und was es zum Beispiel für Pflegeformen gibt.
Vertreter der Initiative Gelsenkirchener Adoptiv- und Pflegefamilien sind vor Ort und werden von ihren Erfahrungen als Pflegeeltern berichten.
Die Veranstaltung richtet sich an alle Menschen, die sich vorstellen können Pflegeeltern zu werden und sich unverbindlich informieren möchten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mehr Infos zum Thema gibt es unter www.gelsenkirchen.de/familie. Infoabend  Das Referat Erziehung und Bildung der Stadt Gelsenkirchen bietet am Mittwoch, 11. Oktober, von 18 bis 20 Uhr im Familienbüro an der Ebertstraße 20 einen Infoabend „Pflegeltern gesucht“ an.
Experten des Referates erläutern dann wie das Vermittlungsverfahren abläuft, was die Anforderungen an potenzielle Pflegeeltern sind und was es zum Beispiel für Pflegeformen gibt.
Vertreter der Initiative Gelsenkirchener Adoptiv- und Pflegefamilien sind vor Ort und werden von ihren Erfahrungen als Pflegeeltern berichten.
Die Veranstaltung richtet sich an alle Menschen, die sich vorstellen können Pflegeeltern zu werden und sich unverbindlich informieren möchten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mehr Infos zum Thema gibt es unter www.gelsenkirchen.de/familie.

Jennifer wurde erst mit sieben eingeschult, weil sie sich erst in ihrer neuen Familie einleben sollte. Diese Absprache zwischen Pflegefamilie und Jugendamt kam dem Wohl des Kindes zugute, wie die spätere Schullaufbahn bewies.Foto: Privat
Jennifer Behrends ist sich sicher: „Meine Pflegeeltern sind für mich die besten Menschen, die ich jemals kennengelernt habe und kennen-lernen werde.“ Foto: Privat
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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