Lebensplanung und Berufsorientierung

Auf der Bühne konnten die Jugendlichen ihre Stärken vor allem in Bezug auf die Kommunikation und Interaktion erproben. Etwa beim Anrufen eines Babysitters, der, kaum gerufen, schon auf die Bühne trat und sich um die Beschäftigung der „Kinder“ kümmern musste. Foto: Harald Gerhäußer
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  • Auf der Bühne konnten die Jugendlichen ihre Stärken vor allem in Bezug auf die Kommunikation und Interaktion erproben. Etwa beim Anrufen eines Babysitters, der, kaum gerufen, schon auf die Bühne trat und sich um die Beschäftigung der „Kinder“ kümmern musste. Foto: Harald Gerhäußer
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Wer Spaß in seinem Beruf haben möchte, der sollte sich seinen Job anhand der eigenen Stärken aussuchen. Ein 500 Quadratmeter großer Erlebnisparcour unterstützt die Jugendlichen bei der Suche. Einige von ihnen sind selbst davon überrascht, welche ungeahnten Fähigkeiten in ihnen stecken.

Zum ersten Mal machte das Projekt „Komm auf Tour – meine Stärken, meine Zukunft“ in Gelsenkirchen halt. Und wurde sogleich zum Erfolg: Denn die drei Tage vom 8. bis zum 10. November reichten nicht aus, um alle Schulen, die Interesse an der Aktion zur Stärkenentdeckung hatten, durch den Parcour zu führen. Aber 550 bis 600 Schüler von acht Schulen gingen im Stadtbauraum in der Boniverstraße 30 auf Selbstfindungsreise. Das Projekt, das unter der Schrimherrschaft von Oberbürgermeister Frank Baranowski steht, richtet sich an Schüler in den siebten und achten Klassen, vor allem von den Hauptschulen.

Stärken offenlegen und fühlbar machen
„Das besondere an diesem Parcour ist, dass er die Berufsorientierung fühlbar macht. Es werden keine langweiligen Vorträge gehalten, sondern Aufgaben gestellt, die Stärken offenlegen, von denen die Jugendlichen vielleicht selbst noch nichts geahnt haben. Das hilft bei der Berufsorientierung, die der Schlüssel zum Erfolg im Leben ist“, sagt Luidger Wolterhoff von der Agentur für Arbeit Gelsnekirchen. In kleinen Gruppen müssen die Schüler im Parcour Aufgaben erledigen. Eine Station ist zum Beispiel die „Sturmfreie Bude“. Diana Alikkan und Nadia Boubkar bekamen die Aufgabe, dass sie die „Wohnung“ aufräumen sollten, in der am Vorabend eine ausgiebige Party wütete. Dafür hatten die beiden jungen Frauen nur wenig Zeit, denn es galt auch noch, den Esstisch für den Besuch der Eltern schön herzurichten. Dies ist eines von vier Szenarien, in denen die Jugendlichen ihre Fähigkeiten erkennen können und von den begleitenden Pädagogen mittels Stickern bestätigt werden. Die Aufkleber, die sich Diana und Nadia verdienen, zeigen den beiden Schülerinnen ihre Stärken. Eine rote Hand bedeutet zum Beispiel handwerkliches Geschick; ein grünes Blatt kennzeichnet die Stärke mit Tieren und Pflanzen umgehen zu können; eine Büroklammer steht für Ordnung; ein Mund für Reden und Beraten; zwei Hände für Hilfsbereitschaft; außerdem gibt es noch Sticker für Fantasie und die Fähigkeit, mit Zahlen umzugehen.

„Lebensplanung ist alles“
Aber es geht nicht nur um Berufsorientierung, sondern auch um sinnvolle Lebensplanung. Deswegen werde das Projekt neben dem Ministerium für Schule und Weiterbildung NRW nicht nur von der Bundesagentur für Arbeit, sondern auch von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) organisiert, schildert Ulrike Schmidt von der BZgA. „Es ist auf den ersten Blick vielleicht ungewöhnlich, das Thema Gesundheit mit der Berufsorientierung zu verbinden. Allerdings ist Lebensplanung alles, Berufsorientierung hingegen nur ein Teil davon. Und Lebensplanung und Gesundheit hängen eng miteinander zusammen“, so Schmidt.

Der Zeittunnel
Im „Zeittunnel“, einem von Metall umröhrten, langen Tisch mit Sitzgelegenheiten, werden die Fragen der Lebensplanung dann auch direkt aufgegriffen. „Wie stellt ihr euch euer Leben im Jahr 2040 vor?“, fragt die Übungsleiterin. „Welchen Beruf wollt ihr später machen?“ Aber dann auch Fragen wie: Darf man ein Kind bekommen, wenn man nicht verheiratet ist? Muss man heute noch heiraten? Sollte man ein Kind bekommen, wenn man noch keinen Schulabschluss oder Beruf hat? Worauf die Fragen neben der Berufsorientierung abzielen, ist den Jugendlichen sofort klar. Am besten ist es, man macht den Schulabschluss, geht in die Ausbildung oder auf eine weiterführende Schule. Dann kann man sich ein eigene Wohnung mieten und mit einer festen Arbeitsstelle auch an die Familienplanung gehen.

Berufsabschluss vor Familienplanung
Die Stärken, die bei dieser Lebensplanung vor allem hilfreich sind, um den richtigen Beruf zu finden, konnten die Jugendlichen im Erlebnisparcour ausfindig machen. Es hat ihnen sichtlich Spaß gemacht, die vielen Sticker zu ergattern und dabei zu sehen, welche Talente sie haben. Für die Zukunft versucht das lokale Netzwerk der Vereine, Verbände und der Stadt, den Parcour wie in diesem Jahr auch in den kommenden Jahren nach Gelsenkirchen einzuladen. Damit so viele Siebtklässer wie möglich eine Chance auf die spielerische Stärkenentdeckung haben.

Autor:

Harald Gerhäußer aus Bochum

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