Judenhass keine Chance geben

Dieses Fenster der Synagoge wurde durch einen Gullydeckel zerstört und muss weiter auf seine Reparatur warten. Foto: Gerd Kaemper
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Es sind (hoffentlich) nur wenige Versprengte und Irregeleitete, die Angst und Schrecken, Unsicherheit und Ratlosigkeit in der Jüdischen Gemeinde verbreiten. Ihnen entgegen tritt derzeit die ganze Kraft der Gesellschaft, quer durch alle Glaubensrichtungen, Parteien und mehr.

Evangelischer Kirchenkreis sammelt Kollekte für die Synagoge

Ein Zeichen dieser Solidarität überbrachte nun der Evangelische Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid durch seinen Superintendenten Rüdiger Höcker: Ein Scheck über 2.500 Euro, eine Summe, die in einer speziell für die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen gesammelten Kollekte zusammen kam.
Eine noble und solidarische Geste, der ein ebenso bedauernswerterer Vorfall zugrunde lag.

Die Angriffe auf die Jüdische Gemeinde

In der Nacht zum 16. Mai sprühten Unbekannte ein Hakenkreuz an die Wand der Synagoge. Wie Rüdiger Höcker erklärte, handelte es sich wohl kaum um eine spontane Tat, sondern war gut vorbereitet. Denn die Unbekannten benutzten schwer zu entfernende Lackfarbe und sprühten auf einen Naturstein, der nur schwer zu reinigen ist.
Und noch währen die Kollektensammlung von den evangelischen Gemeinden auf dem Weg zum Kirchenkreis war, schlugen in der Nacht, in der ganz Deutschland sich angesichts des WM-Sieges in den Armen lag, am 13. Juli noch einmal Unbekannte zu und warfen einen Gullydeckel in eine Glasscheibe des Synagoge.
In beiden Fällen ist der Schaden finanziell schwer wiegend, noch viel schlimmer ist aber die Tatsache, dass sich die Gemeinde bedroht fühlt.

24 Stunden Polizeischutz

„Wir hatten gedacht, dass wir die Zeit der ständigen Polizeipräsenz vor unserer Tür überstanden hätten. Jetzt leben wir mit einer 24-Stunden-Überwachung“, schildert Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. „Wir wollen uns nicht hinter dicken Mauern und Panzerglas verbarrikadieren, aber die Geschehnisse lehren uns etwas anderes.“
Umso willkommener war der Besuch der reichlich anwesenden Vertreter des Evangelischen Kirchenkreises, die auf diesem Weg ihre Solidarität demonstrieren wollten. Deutliche Worte fand der Superintendent: „Nie wieder wollen wir evangelischen Christinnen und Christen in Gelsenkirchen schweigen, wenn Synagogen mit Hakenkreuzen und anderen antisemitischen Sprüchen beschmiert werden.“

Zentralrat der Muslimen in Deutschland gegen Judenhass

Und mit dieser Ansicht steht Höcker nicht allein da, wie er mit einem Zitat des Vorsitzenden des Zentralrats der Muslimen in Deutschland, Aiman Mazyek, belegte, der kürzlich erklärte: „Wer Judenhass predigt oder meint, im Zuge des Gaza-Krieges Antisemitismus verbreiten zu müssen, bewegt sich außerhalb unserer Gemeinden.“
Judith Neuwald-Tasbach zeigte sich gerührt von den Worten und Gesten und machte deutlich, dass die Jüdische Gemeinde im Grunde ihres Herzens weiß, dass sie in Gelsenkirchen willkommen ist. Aber Schimpfrufe wie zuletzt bei einer Demonstration gegen die israelische Politik im Gazastreifen bereiten den Juden große Sorge.

Judith Neuwald-Tasbach hofft auf den Erhalt der Erinnerung an eine grauenvolle Zeit

Darum fordert die Vorsitzende der Gemeinde, dass in den Schulen wieder gelehrt werden muss, dass man respektvoll miteinander umgehen sollte und auch die Geschichte, die das deutsche und jüdische Volk miteinander verbindet, nicht in Vergessenheit geraten sollte. „Sonst laufen wir Gefahr, dass das Gedankengut des Rassismus und Antisemitismus neue Wurzeln schlagen kann. Vielmehr sollte die Bereitschaft miteinander zu leben gestärkt werden. Und den Kindern von Heute sollte vermittelt werden, dass die eigene Religion nicht das einzig glücklich machende ist. Die Kinder sollten lernen, dass sie glücklich sein dürfen in einem friedlichen und freien Land zu leben, die Freiheit aber nicht bis zum Exzess ausnutzen.“

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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