Inklusion beginnt im Kopf: Auf Hof Holz ist jeder wichtig – „Hier wird schon lange „inklusiv“ gelebt“

Der integrative Chor unterhielt die Gäste mit einem bunten Potpourrie an stimmungsvollen Liedern. Foto: Gerd Kaemper
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  • Der integrative Chor unterhielt die Gäste mit einem bunten Potpourrie an stimmungsvollen Liedern. Foto: Gerd Kaemper
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„Wenn es Hof Holz heute nicht schon geben würde, dann müssten wir morgen damit anfangen. Denn er ist ein Leuchtturmprojekt in Gelsenkirchen. Ein Feuer in einer Stadt, in der viele Feuer ausgegangen sind. Hier brennt ein neues“, freute sich der Pfarrer (im Ruhestand) und Leiter des Hof Holz Helmut Barth.

Von Silke Sobotta

Beckhausen. „Als wir vor zehn Jahren die Konzeption für Hof Holz entwickelt haben, da gab es den Begriff ‚Inklusion‘ noch gar nicht. Vielmehr hatten wir damals die Idee, Behinderte und nicht Behinderte zusammen arbeiten und leben zu lassen. Vor einem Jahr, da haben wir noch Pläne geschmiedet, und heute ist der Staatssekretär hier und gibt den Startschuss“, schilderte am 5. Mai, dem Europäischen Protest- und Aktionstag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, ein sichtlich gerührter Pfarrer Helmut Barth.

Mit der Inklusion auf Hof Holz folgt die Landesregierung der UN-Behindertenrechtskonvention, die seit 2009 in Kraft ist und die verpflichtende Aufforderung an alle staatlichen Ebenen zur Gleichberechtigung zwischen Behinderten und nicht Behinderten in der Gesellschaft. Damit geht die UN einen Schritt weiter als es die Integration erlauben würde.
„Die Konvention fordert, dass die Gesellschaft offen werden muss für alle Menschen. Die Landesregierung in Düsseldorf nimmt das sehr ernst und hat die Inklusion zu einem ihrer politischen Schwerpunkte gemacht“, erläuterte der Staatssekretär des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales Dr. Wilhelm Schäffer.
Seit Anfang Januar fördert die Landesregierung mit rund 465.000 Euro aus Landes- und EU-Mitteln die Weiterentwicklung von Hof Holz als Begegnungszentrum für behinderte und nicht behinderte Menschen. Geplant ist unter anderem der Ausbau des Veranstaltungsangebotes, die Einrichtung eines „Grünen Klassenzimmers“ für Kindergärten und Schulen sowie eine noch engere Zusammenarbeit mit dem angeschlossenen Integrationsunternehmen, das die Hofgastronomie, die Hofbäckerei und einen Hofladen betreibt.
Hof Holz steht bereit und feierte den Startschuss mit einem bunten Aktionstag, bei dem zur Feier des Tages auch der integrative Chor eine Kostprobe seines Könnens gab. Mitte des Jahres soll der Aktionsplan „Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ der Landesregierung vorliegen. Bisher gibt es schon einen Zwischenbericht, in dem auf 60 Seiten der Weg hin zur Inklusion beschrieben wird.
Doch die Inklusion soll keine Aufgabe der Politik sein, sondern vielmehr die gesamte Gesellschaft betreffen. Darum soll dafür geworben werden und das Thema bekannt gemacht werden. Darum passt auch das Motto, das die Aktion Mensch vergeben hat: Inklusion beginnt im Kopf.
Die Landesregierung bemüht sich, diese Idee auch in die Köpfe von Arbeitgebern zu bekommen. Dazu wird derzeit die 5. Auflage von „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Behinderte“ angefahren. „85% der Beteiligten an dem Programm hat ihre Abschlussprüfung mit Erfolg bestanden. Und zwei Drittel von ihnen haben heute einen Job auf dem regulären Arbeitsmarkt oder befinden sich in einer Weiterqualifizierung“, erklärte Dr. Schäffer.
Der Politiker gab den Anwesenden auf den Weg: „Wir alle sollten das Motto ‚Inklusion beginnt im Kopf‘ ernst nehmen, dann wird es auch ein Erfolg.“
Pfarrer Barth weiß, dass der Wunsch zum Kompetenzzentrum für Inklusion nur über Netzwerke möglich ist. Darum sagt er: „Es wird noch mal gezaubert werden müssen.“ Und das im doppelten Sinne, denn Zauberer Fumilia, ein behinderter Bewohner des Hof Holz, bezauberte mit seinem Können die Gäste.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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