Schalke-Macher Rudi Assauer starb im Alter von 74 Jahren
Eine Legende ist tot
Rudi Assauer - Das war dieser Typ, der ständig eine Zigarre im Mund hatte, der auf Schalke das Sagen hatte, mit dem Schalke 1997 den Europapokal sowie 2001 und 2002 den Pott in den Pott holte, mit dem der FC Schalke 04 2001 „Meister der Herzen“ und 2005 Vize-Meister wurde und dessen Visionen der Club die Arena zu verdanken hat. Später war Rudi Assauer dann aber auch der erste Prominente, der mit seiner Alzheimer-Erkrankung an die Öffentlichkeit ging.
Rudi Assauer hat seine Demenzerkrankung im Februar 2012 durch die ZDF-Dokumentation „Ich will mich nicht vergessen“ öffentlich gemacht. Eine breite mediale Erörterung von Problemen und gesellschaftlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit dementiell Erkrankten war die Folge. Mit seinem Buch „Wie ausgewechselt“ sorgte er für großes Aufsehen und heiße Diskussionen.
Ein Jahr später gründete sich die gemeinnützige "Rudi Assauer-Initiative Demenz und Gesellschaft", mit dem Ziel das Krankheitsbild Demenz aus der gesellschaftlichen Tabuzone herauszuholen. In Beirat der Initiative sind Persönlichkeiten wie Franz Müntefering, Fritz Pleitgen, Clemens Tönnies und Heiner Kamps vertreten. Dank der Initiative wurden herausragende Initiativen aus dem ganzen Bundesgebiet mit dem Rudi Assauer-Preis ausgezeichnet.
Im Jahr 2014 legte seine Tochter Bettina, bei der Rudi Assauer in seinen letzten Jahren lebte, mit ihrem Buch „Papa, ich bin für dich da“ nach. Sie schilderte die Geschichte einer Annäherung von Vater und Tochter, die eine nicht immer einfache Beziehung zueinander hatten. Aber auch wie die Erkrankung sie zusammen schweißte und zu einem gemischten Doppel machte.
Auf diesem Wege sorgte der Mann, der als „Macher“ wenn nicht sogar als „Macho“ von sich reden machte dafür, dass die Alzheimer-Erkrankung gesellschaftsfähig und ihres Tabus beraubt wurde.
Oberbürgermeister Frank Baranowski erklärte zum Tode Rudi Assauers: „Mit Rudi Assauer hat uns eine Persönlichkeit für immer verlassen, die nicht nur den Fußball in Gelsenkirchen geprägt hat, sondern auch als Persönlichkeit mit Courage und Menschlichkeit in unserer Stadt Geschichte geschrieben hat. Sein Tod macht mich traurig. Menschen wie er hinterlassen eine enorme Lücke. Gleichzeitig bin ich aber auch dankbar dafür, ihn gekannt zu haben... Seinen letzten Kampf hat er gegen die tückische Krankheit geführt. Auch hier hat er Größe gezeigt, in dem er mit der Krankheit und den Folgen offensiv umgegangen ist. Heute hat er diesen Kampf leider verloren. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.“
Damit hat er sich ebenso große Verdienste erwirkt wie durch sein Wirken rund um den königsblauen Club, dem bis zuletzt sein Herz gehörte. Denn so lange wie es die Krankheit eben zuließ, besuchte er die Arena, um die Spiele der Schalker zu sehen.
Entsprechend ist die Aussage von Trainer Domenico Tedesco sehr passend, wenn er schildert: „Die Nachricht vom Tod Rudi Assauers war definitiv ein Thema bei uns. Uns hat die Nachricht erreicht, als wir auf dem Weg in die Kabine waren. Die Spieler haben direkt darüber gesprochen und wir natürlich auch. Ralf Fährmann ist zwar der einzige im Team, der ihn persönlich kannte, nichtsdestotrotz ist uns allen bewusst, welche Bedeutung diese Person für diesen Verein hatte. Dementsprechend waren wir sehr getroffen. Umso schöner ist es, dass wir heute mit diesem Sieg den Tag ein wenig positiver gestalten konnten.“
Denn eins ist sicher: Rudi Assauer hätte sich über diesen Sieg, der den nächsten Schritt in Richtung Pokalsieg ermöglichte, sehr gefreut.
Persönliche Gedanken
an Rudi Assauer
Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit Rudi Assauer. Es war im Jahr 1997, die Königsblauen wurden im damals noch alten Hans-Sachs-Haus empfangen, um sich als UEFA-Cup-Sieger ins Goldene Buch der Stadt Gelsenkirchen einzutragen.
Damals war das Rauchen in öffentlichen Gebäuden noch erlaubt und wie sollte es anders sein: Kaum aus dem Ratssaal heraus, zündete Rudi seine Zigarre an.
Und da stand er, dieser gut aussehende Mann mit dem Karma des Machos. Ich musste meinen Mut zusammen nehmen, um zu ihm zu gehen und ein paar Fragen zu dem legendären Spiel und den Eurofightern zu stellen. Aber, was soll ich sagen: Er lächelte freundlich, nahm mich, damals noch junge Journalistin, ernst und beantwortete mit dem ihm typischen Charme meine so gar nicht hoch-professionellen Fragen.
Das machte mir soviel Mut, dass ich mich einen Schritt weiter traute und ein Anliegen vortrug. Damals begann die Zeit der Stadtspiegel-Promi-Treffs. Also fragte ich, ob Rudi Assauer eine Chance sehen würde, dass wir einen der Eurofighter zu einem solchen Promi-Treff einladen dürften. Der Manager winkte seinen Pressesprecher heran und trug ihm auf, mit mir in Kontakt zu treten. Wenig später kamen die Stadtspiegel-Leser in den Genuss einer hautnahen Begegnung mit Yves Eigenrauch.
Danach gab es immer wieder Begegnungen mit Assauer. Eine der letzten fand in einem Lokal in Buer statt im Anschluss an einen Promi-Treff mit Gerald Asamoah, bei dem dieser über seine Stiftung plauderte. Nach dem Leser-Promi-Gespräch wechselten Gerald Asamoah und ich die Räumlichkeiten und stießen zu Rudi Assauer und Bettina Michel, die sich mit Freunden zum Abendessen in Buer trafen. Und auch wenn ich sicher bin, dass mich Rudi Assauer nicht als die Journalistin vom Stadtspiegel erkannte, so machte es mich unglaublich stolz, dass so etwas wie ein Hauch davon über sein Gesicht huschte als er mich mit einem kleinen Lächeln begrüßte...
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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