Eine Bürgerstiftung für Hassel

Das Bonni integriert ins Stadtteilzentrum in der „Vision“ des Architektenbüros Kross und Schlemper.  Foto: Kross und Schlemper | Foto: Foto: Kross und Schlemper
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„Hinter das, was man sich selbst erarbeitet hat, kann man nie mehr zurück.“ Diese Worte von Dietrich Bonhoeffer sind auf einem Banner verewigt, das in der Lukas-Kirche am Eppmannsweg in Hassel hängt. In der Lukas-Gemeinde ist vieles anders als in anderen Gemeinden. Und auch der Stadtteil ist anders als andere in Gelsenkirchen. Dem soll nun Rechnung getragen werden durch eine Idee, die eigentlich keine neue ist, sondern deren Anfänge und Wurzeln bereits 50 Jahre zurück liegen. Gemeint ist das Stadtteilzentrum Hassel, das rund um die Lukas-Kirche entstehen soll.

Von Silke Sobotta

Hassel. Am Mittwoch (14.) um 19 Uhr findet die Gründungsversammlung der Bürgerstiftung Stadtteilzentrum Hassel in der Lukas-Kirche am Eppmannsweg 32 statt. Diese Stiftung soll zukünftig das hier entstehende Stadtteilzentrum tragen und ist vermutlich das erste Modell deutschlandweit, das Wirtschaftsunternehmen, Stadt und Kirchen/Religionsgemeinschaften auf der Basis einer bürgerschaftlichen Trägerschaft vereint.
Gründungsmitglieder/Kooperationspartner der Bürgerstiftung werden BürgerInnen, Wirtschaftsunternehmen (BP, E.ON, Annington, Sabic), Kreditinstitute (Sparkasse Gelsenkirchen, Volksbank Ruhr-Mitte) und Religionsgemeinschaften (katholische St.Urbanus-Gemeinde, Neuapostolische Kirche-karitativ, Evangelische Lukas-Gemeinde, Diakonisches Werk Gelsenkirchen und Wattenscheid, Moscheeverein) sein.
Die Bürger/innen können mit einem einmaligen Beitrag von 100 Euro Gründungsmitglieder werden. Dieser Betrag kann auch in Raten bezahlt werden. Der Betrag ist auf 100 Euro festgesetzt, weil es den Verantwortlichen wichtig ist, dass es möglichst vielen BürgerInnen ermöglicht wird, sich an der Bürgerstiftung zu beteiligen.
Die Idee, das Lukas-Gemeindezentrum zu einem Stadtteilzentrum werden zu lassen, ist, wie gesagt, nicht neu. Schon vor 50 Jahren war den Verantwortlichen in der Gemeinde wichtig, dass sie ihre Kirche öffnen für andere, dass sie in dem Bergarbeiterstadtteil am Leben teilhatten und demonstrierten, dass Alltagsleben und Glaubenswelt, kirchliche, soziale und politische Arbeit „vor Ort“ zusammen gehören.
Es war die Zeit, in der die Pfarrer nach dem Vorbild der Arbeiterpfarrer ein Jahr auf der Zeche arbeiteten und in einer Zechenwohnung mitten im Stadtteil lebten, um das Leben der Menschen, die in ihrer Obhut zu Hause waren, kennenzulernen.
Entsprechend wurden die Menschen des Stadtteils bereits 1961 vor dem Bau des Gemeindezentrums befragt, was sie für ein menschenwürdiges Leben brauchen. Und zwar unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit.
Sie erkannten schon damals, dass sie lernen müssen, dass sie das einnehmen, was sie für die ihnen anvertrauten Menschen brauchen. Heraus gekommen sind ein Kindergarten, das erste Haus der offenen Tür für Kinder und Jugendliche in NRW, eine Schule, Versammlungsräume für Gruppen, eine Bücherei und eine Kirche als spirituelle Mitte.
Die Lukas-Kirche, das Dietrich-Bonhoeffer-Haus, liebevoll Bonni genannt, die Hauptschule am Eppmannsweg und der Kindergarten sind nicht mehr wegzudenken. Sie sind verwurzelt im Stadtteil und dienen als soziokulturelle Treffpunkte und Anlaufstellen.
Wo sonst als in der Lukas-Kirche hätte man im Jahr 2002 die „Zukunftswerkstatt Hassel“ gründen können? Damit sollte dem Strukturwandel schon Rechnung getragen werden, ehe Hassel zum Stadtteil mit Erneuerungsbedarf würde.
2004 erblickte an gleicher Stelle der Verein „Bildungsoffensive Hassel“ das Licht der Welt. Lange ehe die Politik über Gemeinschaftsschulen, Einheitsschulen oder Sekundarschulen stritt, machte man sich in Hassel stark für das Konzept einer Schule für den Stadtteil. Die Notwendigkeit der Sprachförderung und des einer interkulturellen Bibliothek wurden erkannt.
Im Jahr 2006 kristallisierte sich die Vision eines Stadtteilzentrums heraus, das nicht in alleiniger Trägerschaft der evangelischen Gemeinde, sondern von verschiedenen Akteuren des Stadtteils getragen werden sollte.
Mit der Gründung des Vereins „Soziale Stadt – Stadtteilzentrum Hassel“ wurde diese Vision 2008 vertieft und erhielt eine auf eine breite Basis gestellte Trägerschaft Möglichkeit der Realisation der Vision.
Die Gründung der Bürgerstiftung ist ein weiterer Mosaikstein auf dem Weg zum Stadtteilzentrum. Dabei ist heute schon klar, wie es aussehen soll, denn nach einem Architektenwettbewerb das Architektenbüro Kross und Schlemper mit der Umgestaltung beauftragt.
Schon bald soll das Stadtteilzentrum neben dem Bonni auch eine Fahrradwerkstatt, eine Restauration und einen Veranstaltungsbetrieb beinhalten. Zum Angebot gehören dann auch Beratung und Therapie, Ausbildung, ein Stadtteilladen und mehr, die dem demografischen Wandel Genüge tun und die Generationen ebenso wie die Religionen zusammen führen. Das Stadtteilzentrum soll in seiner Bestimmung eine Anlaufstelle für die Menschen sein, die in Hassel leben.

Das Bonni integriert ins Stadtteilzentrum in der „Vision“ des Architektenbüros Kross und Schlemper.  Foto: Kross und Schlemper | Foto: Foto: Kross und Schlemper
Das Bonni, wie man es in Hassel kennt, mit dem Kirchturm der Lukaskirche im Hintergrund. Foto:  Lukas-Gemeinde | Foto: Foto:  Lukas-Gemeinde
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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