Ein Denkmal im Herzen
Der Gedenktag der Drogentoten in Gelsenkirchen wurde kürzlich auf dem Neustadtplatz gefeiert. „Das schönste Denkmal, was ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen der Mitmenschen“, lautet ein Zitat von Albert Schweitzer, das als Motto des Drogen-Gedenktages diente.
Organisiert wird die Gedenkfeier alljährlich von Verein Arzt Mobil Gelsenkirchen, den Streetworkern des Caritasverbandes Gelsenkirchen und dem Musiker Norbert Labatzki. Unterstützt wurde die Feier in diesem Jahr durch Pfarrerin Dr. Zuzanna Hanussek und Pfarrer Ingo Mattauch. Mit dabei war auch Kulturdezernentin Annette Berg.
In einem auf dem Neustadtplatz aufgebauten Zelt wurde eine kleine Gedenkfeier begangen, in deren Rahmen auch die Namen verstorbener suchtmittelabhängiger Menschen, die hauptsächlich in Abhängigkeit von Heroin und Alkohol geraten waren, verlesen. Mit Gedenksteinen und Blumen wurde an sie erinnert.
Die Namen wurden von den Streetworkerinnen des Arzt Mobil in der entsprechenden Szene gesammelt. Dabei handelte es sich um Menschen nicht nur aus Gelsenkirchen, sondern auch aus Gladbeck, Bottrop und Essen, das die Abhängigen oft in verschiedenen Städten unterwegs sind.
Der Gelsenkirchener Vereine „Warm durch die Nacht - Gelsenkirchen packt an!“ sorgte für einen kleinen Imbiss. Norbert Labatzki untermalte die Gedenkfeier mit musikalischen Einlagen.
Diese Zahlen spiegeln eine traurige Realität
Derzeit befinden sich in Gelsenkirchen 642 Menschen in Substitutionsbehandlung und erhalten Methadon oder Polamidon im Austausch für Heroin. 465 von ihnen leben laut Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung in Gelsenkirchen.
„Es geht bei der Substitutionsbehandlung nicht nur darum, einen Ersatzstoff auszuteilen, sondern darum, die Lebensqualität zu erhöhen. Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist die psychosoziale Begleitung notwendiger Bestandteil in der Substitution“, schildert Karin Schneider von der psychosozialen Beratung des Arzt Mobil.
Sozialarbeiterin Jennifer Ruhnau ergänzt: „Aus Sicht von Arzt Mobil ist die Kontakthaltung ein wesentliches Ziel in der Zusammenarbeit mit den drogenabhängigen Menschen, um in Krisensituationen adäquat und zeitnah reagieren zu können. In Gelsenkirchen ist mit Streetwork als Kooperationsprojekt mit dem Caritasverband, der Ärztin und der psychosozialen Begleitung ein funktionierendes System aufgebaut worden, mit dem über 650 drogenabhängige und teilweise wohnungslose Personen mit ihrem Beratungsbedarf erreicht werden.“
Dabei darf eins nicht außer acht gelassen werden: In medizinischer Behandlung zu sein, bedeutet nicht automatisch drogenfrei zu leben. Allerdings werden die negativen Folgen einer Heroinabhängigkeit reduziert und davon profitieren die Abhängigen ebenso wie die Gesellschaft, denn Infektionen, Verelendung und gesundheitliche Folgen werden ebenso eingedämmt wie die Beschaffungskriminalität.
Am Ende bleibt allemal der Mensch und um den ging es auch in diesem Jahr bei der Gedenkfeier für die Drogentoten.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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