Der IX. !STAGE-Jahrgang endet
Mit den 15 jungen Leuten des neunten !STAGE-Jahrgangs verabschiedet sich mit einer bunten Präsentation, man könnte sagen statt mit Pauken und Trompeten mit Theater, Gesang, Film und Trommeln, am Wochenende (22. und 23.) eine sehr disziplinierte und erfolgreiche Gruppe aus dem Consol Theater, der Mut macht zu weiteren !STAGE-Projekten.
Von Silke Sobotta
GE. Sie kommen als Schulabbrecher, als Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, oder auch als Abiturienten, die noch ziellos sind, was ihre berufliche Zukunft angeht. Wenn sie nach neun Monaten gehen, dann haben die meisten von ihnen, in diesem Jahr 80% (!), einen Ausbildungsvertrag, eine Perspektive und ganz viele Einblicke, Erfahrungen und neue Freunde gefunden.
Die Berufsorientierungs-Maßnahme !STAGE wird von der Agentur für Arbeit finanziert und die Absolventen werden auch über die Berufsberatung der Agentur an das Consol Theater, das die Maßnahme beherbergt und durchführt, weiter verwiesen. Am Wochenende verabschiedet sich nun der neunte !STAGE-Jahrgang und zeigt, was er in neun Monaten am Consol Theater alles gelernt hat.
Denn das mehrstündige Abschlussprogramm wird komplett von den jungen Leuten gestaltet, denen aber die Mitarbeiter, Künstler und Dozenten des Hauses hilfreich zur Seite standen. Am Freitag (22.) und Sonntag (23.) kann man sich ab 20 Uhr jeweils auf das Theaterstück „Die Dummheit“ des argentischen Autors Rafael Süregelburd, eine Tanzchoreografie, eine Gesangsdarbietung, vier Kurzfilme und eine Trommelpräsentation freuen. Außerdem waren die Stagies auch zuständig für die Auswahl des Theaterstückes und dessen Reduzierung von rund drei auf weniger als zwei Stunden, die Kostüme, das Bühnenbild, die Plakate und nicht zuletzt den Pressetext zur Einladung. Man könnte sagen: Ein volles Programm gestaltet von 15 jungen Erwachsenen, die an den beiden Tagen auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, stehen werden.
Die !STAGE-Projektleiterin Ulrike Brockerhoff, die das Projekt von Anfang an begleitet hat, ist begeistert, „weil sich alles immer weiterentwickelt hat. Wenn das Consol Theater im Herbst sein 10-Jähriges feiern wird, dann sind auch alle ehemaligen Stagies dazu eingeladen.“
Berufsberaterin Christine Hüttenhein ist ebenso angetan von dem Erfolg: „Bei der Berufs- oder Studienberatung geben meine Kollegen und ich den Hinweis auf das Projekt, sobald wir merken, das ein gestalterischer Beruf für den Ratsuchenden in Frage kommt.“ Natürlich ist auch sie beeindruckt von den Zahlen, denn von jedem !STAGE-Jahrgang werden am Ende 60 bis 70% in einen Ausbildungsplatz, zu einem Schulabschluss oder ähnliches vermittelt. In diesem Jahr liegt die Messlatte mit 80% extrem hoch.
Die Teilnehmer haben einen Stundenplan mit 39 Wochenstunden, der alle Berufsbereiche des Theaters beinhaltet, im technischen wie auch künstlerischen Bereich. Neben den praktischen Erfahrungen, die am Theater gesammelt werden können, absoliveren die Stagies auch ein Praktikum, das je nach Interesse im Haus oder in anderen Unternehmen stattfinden kann. „Wenn sich ein Teilnehmer für Theatermalerei oder Schneiderei interessiert, versucht er, ein Praktikum am MiR zu bekommen, weil diese Berufe dort zu finden sind. Wer sich für Gartenbau interessiert, wird sein Praktikum dort machen“, schildert Georg Kentrup vom Consol Theater. Und weiter: „Der Begriff der Orientierung ist das A und O, weil hier alles ausprobiert werden kann.“
Einer der sechs jungen Herren, die zum neunten !STAGE-Jahrgang gehören, ist Marvin Schulze, der am Grillo-Gymnasium sein Abitur machte und danach noch unentschlossen war, wie es weitergehen soll. Seine Tendenz ging in Richtung Immobilienbranche, sein Weg führte ihn zum Theater. Ein Widerspruch?
„Eigentlich schon, aber letzendlich bin ich positiv überrascht. Ich bin in den neun Monaten viel selbstbewusster geworden, ich habe an meiner Aussprache gearbeitet und meinen Ruhrgebietsdialekt ebenwo wie meine Nuschelei abgelegt. Außerdem bin ich teamfähiger geworden, obwohl ich früher eher ein Einzelgänger war. Und im September fange ich schließlich eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann an“, freute sich der 21-Jährige, der von sich selbst sagt, dass er unmusikalisch ist und trotzdem bei der Abschlusspräsentation die Basstrommel schlagen wird und viel Spaß daran hat.
Die 19-jährige Alexandra Noack hatte durch ihre Schwester, die ebenfalls Stagie war, von dem Projekt erfahren und es für sich entdeckt. Sie beginnt im Herbst eine schulische Ausbildung zur Bewegungspädagogin.
Christine Hüttenhein weiß, dass am Consol Theater die Stärken und Schwächen der Teilnehmer herausgearbeitet werden, die dann auch in eine Bewerbung einfließen und sich positiv auswirken können.
„Die wenigsten kommen, weil sie Schauspieler werden wollen, zu uns“, verrät Ulrike Brockerhoff. „Aber einer von ihnen ist heute tatsächlich Schauspieler.“
Auf jeden Fall sind die jungen Leute dank verschiedener Workshops und der umfangreichen Unterweisungen auf vieles im Beruf gut vorbereitet.
Karten für die Shows gibt es noch unter Tel. 9882282.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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