Das Mädchenzentrum blickt auf 30 Jahre Geschichte zurück
Im September 1988 hoben Birgit Dale, Claudia Gertz, Gabi Griesche, Gisela Haciabdurrahmanoglu, Dorette Kahl, Bärbel Kampmann (†), Dorothea Knura, Marianne Muntenbeck, Barbara Schlotmann, Carmen Treppte und Marianne Wodniczak den Verein Mädchenzentrum aus der Taufe. Noch heute sind einige von ihnen aktiv im Verein und blicken auf 30 Jahre Geschichte zum Wohle der Mädchen zurück.
Es hat sich eine Menge getan in den vergangenen 30 Jahren und das Angebot des Vereins Mädchenzentrum hat sich stetig mitentwickelt, ausgeweitet und räumlich verändert. Das wissen nicht nur die Vorstands- und Vereinsmitglieder, Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, sondern auch die Nutznießerinnen: Mädchen und junge Frauen aus Gelsenkirchen.
Anlässlich des runden Geburtstags plant der Verein ein Benefizkonzert, das am Mittwoch, 7. November, ab 18 Uhr in der „flora“ stattfindet. Außerdem wird es von November bis Januar eine weitere Aktion geben, deren Erlöse der Arbeit des Vereins zugute kommen sollen.
Doch zunächst einmal wird auf eine aufregende Zeit geschaut, die hinter den engagierten Frauen des Mädchenzentrums liegt. So wurde die Notwendigkeit eines solchen Vereins von der Stadt früh erkannt und im Frühjahr 1989 stellte die Stadt in einer Bismarcker Hauptschule einen Raum zur Verfügung, in dem zweimal pro Woche Beratungen und Büroarbeiten durchgeführt wurden. Es folgten die ersten Projekte, wie eine Theatergruppe, eine Gruppe für türkische Mädchen und ein internationaler Gesprächskreis.
Überregional engagierte sich der Verein gleich im ersten Jahr mit Mädchenhausinitiativen aus NRW und gründete die Landesarbeitsgemeinschaft Autonome Mädchenhäuser NRW. Im November 1990 erfolgte die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe und im Dezember nahmen rund 180 Mädchen an einem Mädchen-Kultur-Wochenende in der Kaue teil.
Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte wird das Spektrum der Angebote immer weiter ausgebaut. So wurde das Mädchenzentrum 1999 „mobil“, zunächst zwar nur telefontechnisch, aber nun ist eine Mitarbeiterin fast jederzeit für Mädchen in Krisensituationen erreichbar. Im Dezember 2000 wurde ein Traum wahr: Das „Mobile Mädchenzentrum“ nahm Fahrt auf und Diplom-Sozialarbeiterin Elke Brüdigam fährt seitdem mit dem Kleinbus zu ihren Einsätzen.
Mit Susanne van Suntum stößt im April 2002 eine Diplom-Sozialarbeiterin und Sexualpädagogin ins Team, wodurch die Angebotspalette wieder erweitert werden konnte. Neben Angeboten, wie dem Theaterworkshop und Wendo-Kursen, gab es ab 2003 auch Gesundheitsförderungen mit Projekten zur Prävention von sexualisierter Gewalt, Angebote für Mädchen mit Behinderungen und das Projekt „Mädchen gestalten ihren Stadtteil selbst“. Das Internet hielt im Jahr 2004 Einzug: Durch ein Modellprojekt des Paritätischen NRW können Angelika Hecht und Susanne van Suntum Mädchen und junge Frauen seitdem im Internet beraten. Außerdem zog das Mädchenzentrum von Buer an die Liboriusstraße 40 um.
Angeregt durch die gemeinsame Veranstaltung zum Weltaidstag Ende 2004 wurde in Kooperation mit dem Referat Gesundheit der Stadt, dem Gesundheitshaus, Jugendzentrum „The Point“ und anderen im Jahr 2006 ein Arbeitskreis zur Aidsprävention und Sexualpädagogik gegründet. Der Arbeitskreis „aufGEklärt“, dem das Mädchenzentrum angehört, führte geschlechtsspezifische Angebote in Schulen durch.
Das Projekt ViZ (Vielfalt im Zentrum) für Mädchen und junge Frauen mit Behinderungen wurde 2007 in Kooperation mit der Löchterschule durchgeführt. Gruppenangebote, die von Simone Clever durchgeführt werden, hatten zum Ziel, Mädchen und jungen Frauen mit Behinderungen die Teilhabe an der Gesellschaft zu erleichtern.
Das Projekt „Kultur und Zukunft“ gab die Gelegenheit, sich musikalisch (Gründung der Band „Together“), über das Theaterspielen oder die Organisation einer Kulturveranstaltung zu engagieren.
Das Projekt „Daddy Cool und Mama Easy!“ startete 2008 in Kooperation mit dem Referat Bildung und Erziehung, der Abteilung Familienförderung und dem Jugendzentrum „The Point“ und wollte Mädchen und Jungen helfen, konkrete Lebensentwürfe zu entwickeln, indem es über das Leben mit einem Säugling informierte. Auch Realcare-Babys (lebensechte Babypuppen) kamen zum Einsatz.
Seit 2011 gibt es das Projekt „Mädchen in der populären Musik – (k)ein Genderthema?“ mit einem Fachtag, bei dem es darum geht, Erkenntnisse zu bündeln und weiter zu planen. Gefördert wird dieses Projekt durch das Land NRW und die Stadt Gelsenkirchen. Ein Jahr später wurde eine Mädchen-Musik-Akademie durchgeführt.
Auf Initiative des Frauenbüros (Gleichstellungsstelle) wurde unter Beteiligung von Mitarbeiterinnen des Mädchenzentrums, die auch die Geschäftsführung übernommen haben, 2012 das Netzwerk „Zwangsehe“ gegründet.
Seit 2014 widmet sich das Mädchenzentrum auch geflüchteten Menschen. Für syrische Flüchtlinge wurde in Zusammenarbeit mit PariSozial ein Spiel- und Sprachangebot durchgeführt. Die Teilnehmer konnten erste Kontakte knüpfen, sich mit der deutschen Sprache vertraut machen und wurden über öffentliche Einrichtungen und deren Angebote informiert. Im Zuge der Flüchtlingswelle konnte 2016 durch die Gewährung von Sondermitteln des Landes und der Kommune die Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen erweitert werden.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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