Die Jubiläumsfeier musste bereits ausfallen - im Spätherbst ist ein Bürgerfest geplant
Caritas Gelsenkirchen: 100+04. Geburtstag

Das Foto zeigt (von links) Henryk Münzer vom Weißen Haus, Naima Bouharrou vom Liebfrauenstift, Benjamin Schmidt vom Sozialdienst Schule, Caritasdirektor Peter Spannenkrebs und Judith Przygodda, die Teamleitung der Arbeitsmarktprojekte. Foto: Gerd Kaemper
  • Das Foto zeigt (von links) Henryk Münzer vom Weißen Haus, Naima Bouharrou vom Liebfrauenstift, Benjamin Schmidt vom Sozialdienst Schule, Caritasdirektor Peter Spannenkrebs und Judith Przygodda, die Teamleitung der Arbeitsmarktprojekte. Foto: Gerd Kaemper
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Als am 2. Februar 1917 die Caritas in Buer und am 17. November 1921 die Caritas in Gelsenkirchen aus der Taufe gehoben wurden, handelte es sich noch um zwei Städte und zwei Bistümer. Erst die Gründung des Bistums Essen im Jahre 1958 führte zur Verschmelzung, obwohl Buer zu diesem Zeitpunkt schon längst Teil der Stadt Gelsenkirchen war. Aus diesem Grund begeht die Caritas Gelsenkirchen in diesem Jahr ihren 100+04. Geburtstag, nicht mit einem Fest, aber mit der Anerkennung ihrer vielen Mitarbeiter und Ehrenamtlichen.

In einem Gespräch erläuterte Caritasdirektor Peter Spannenkrebs die Entwicklung der Caritas in 100+04 Jahren in Gelsenkirchen, ihren Stellenwert, den sie in der heutigen Stadtgesellschaft hat und betonte dabei, dass das nur den Mitarbeitenden und ehrenamtlich Tätigen zu verdanken ist.
"Caritative Arbeit gab es in den Gemeinden in Buer und Gelsenkirchen bereits lange bevor die Caritas gegründet wurde. Mit der Gründung sollte eine Nachhaltigkeit geschaffen werden, die es bis dahin nicht gab", erinnert Spannenkrebs. "Die Gründung geht zurück auf die Zeit nach dem I. Weltkrieg und die Caritas startete mit einer halben Stelle und einem kleinen Sekretariat. Dabei ging es darum organsierte Hilfe zu leisten in der Armenhilfe, der Jugendfürsorge, Auswandererberatung und auch der Beratung von Ausländern, die mit der Industrialisierung in die Stadt kamen und ihre Papiere ordnen mussten."
Auch zu dieser Zeit gab es "Liebesgaben" aus den USA, die es galt unter den Menschen zu verteilen, die sie nötig hatten. Diese Aufgaben übernahmen damals nach Auskunft von Spannenkrebs vor allem Ehrenamtliche der Gemeinden und Ordenschristen, eben sozial engagierte Männer und Frauen, die einem christlichen Orden angehörten.
"Im Jahr 1926 gab es allein in Gelsenkirchen, in Buer dürften die Zahlen ähnlich gelegen haben, 243 Ordensschwestern, die in der Alten- und Krankenpflege, den Kinderheimen und ähnlichen Einrichtungen tätig waren. Erst vor fünf Jahren haben wir die letzte Ordensschwester verabschiedet", schildert der Caritasdirektor.
Heute zählt die Caritas in Gelsenkirchen rund 800 hauptamtlich und etwa 300 ehrenamtlich Tätige, die sich ebenso bunt wie die Stadt Gelsenkirchen selbst präsentieren. "Wir vereinen in unseren Reihen ganz bewusst alle gesellschaftlichen Schichten, verschiedene Religionen, denn längst sind nicht mehr nur Katholiken hier tätig, und Menschen aus verschiedensten Herkunftsländern, denn genau diese benötigen wir, um mit den Bürgern dieser Stadt in deren Sprache in Kontakt treten zu können. Wir wollen nicht anders sein als Gelsenkirchen selbst und das ist bunt", bekräftigt Spannenkrebs.
Und das ist der Caritas wohl gelungen, denn sie wird nicht als "katholisch" empfunden. "Wir bleiben katholisch, aber wir sind offen für andere. Dabei ist das verbindende Element unser Leitbild, zu dem sich die Mitarbeiter bekennen und das sie in ihrer Arbeit pflegen", schildert der Caritasdirektor.

Jubiläumsmagazin stellt die Arbeit der Caritas vor

In einem Jubiläumsmagazin stellt die Caritas sich und ihre Aufgabenfelder anhand von Menschen, die in diesen tätig sind, vor. Dabei werden den einzelnen Aufgaben auch Leitworte zugrunde gelegt, die von den Mitarbeitenden bei ihrer Arbeit mit Leben gefüllt werden.
So berichtet Benjamin Schmidt aus dem Sozialdienst Schule: "Bildung ist bei der Caritas noch gar nicht so lange ein Thema, aber inzwischen weiß man, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Herkunft und den Bildungschancen. Wir haben festgestellt, dass Kinder, die in Armut oder schwierigen Verhältnissen leben im Schulsystem oft durch das Raster fallen." Das macht sich gerade in der Pandemie bemerkbar, weil diese Kinder zu Hause nicht die Unterstützung bekommen, die sie bräuchten, um schulisch mithalten zu können.
Seit 1984 betreibt die Caritas in Gelsenkirchen das Wilhelm Sternemann-Haus und seit 1992 das Weiße Haus in Buer als Anlaufstelle für Wohnungslose. Unter dem Leitwort "Wir nehmen Menschen an, wie sie sind", berichtet das Jubiläumsmagazin über die dortige Arbeit. Henryk Münzer vom Weißen Haus schildert: "Wir sind an 365 Tagen im Jahr erreichbar und sorgen für Essen, Kleidung, Waschgelegenheiten und die für Wohnungslose wichtige Postadresse. Viele, die auf der Straße leben, verbinden mit der Caritas ganz einfach Hilfe."
In einer Stadt wie Gelsenkirchen, die seit vielen Jahren die Arbeitslosenstatistik anführt, sind Arbeitsmarktprojekte wichtig. Judith Przygodda ist Teamleiterin der Arbeitsmarktprojekte der Caritas und füllt seit 15 Jahren das Leitwort "Wir entwickeln nachhaltige Strategien" mit Leben. "Menschen mit Handicap und Langzeitarbeitslose benötigen Unterstützung, weil sie oft sehr weit entfernt sind vom regulären Arbeitsmarkt." Ihnen werden Aufgaben gegeben, die sie umsetzen können, die ihnen aber auch das Gefühl geben, ein sinnvoller Teil der Gesellschaft zu sein.
"Wir bilden ehemalige Langzeitarbeitslose zu Stromspar-Checkern aus. Damit helfen sie wiederum Menschen, für die die Strom- und Wasserkosten einen tiefen Einschnitt in die finanziellen Mittel bedeuten. Und zusätzlich sorgen sie mit ihrer Tätigkeit für weniger CO2-Ausstoß", berichtet Przygodda.
Naima Bouharrou ist muslimischen Glaubens, hat 12 Jahre lang als Altenpflegehelferin im Nachtdienst gearbeitet ehe sie in den Tagesdienst wechselte. Seitdem qualifizierte sie sich weiter zur Hygienebeauftragten und erwarb den Behandlungspflegeschein. Ende 2019 entschied sich Frau Bouharrou dazu, eine Ausbildung zur Pflegefachkraft im Liebfrauenstift zu beginnen. Für sie ist die Pflege "ein Baum mit ganz vielen Ästen, der immer wieder für Überraschungen sorgt." Besonders gefällt ihr daran, dass der Mensch immer im Mittelpunkt steht.
Alle Tätigkeitsfelder der Caritas sind derzeit von der Corona-Pandemie betroffen, die gleichzeitig ihre Arbeit noch sehr viel wichtiger macht. Denn die Menschen, die sonst die Beratungen aufsuchten, müssen nun anders abgeholt werden, damit ihnen geholfen werden kann. Und Hilfe ist derzeit nötig, egal ob im Kinder- und Jugendbereich, der Altenpflege, der Arbeitsvermittlung oder der Flüchtlingshilfe.

Festveranstaltung fiel aus - Bürgerfest kommt

Doch die Caritas hat in einem Jahr Corona gelernt damit umzugehen und darum wird auch das Jubiläumsjahr anders begangen als ursprünglich geplant. Die für Januar geplante Festveranstaltung mit Oberbürgermeisterin Karin Welge und dem Ruhr-Bischof konnte nicht stattfinden. Dafür gibt es auf der Homepage des Caritasverbandes für die Stadt Gelsenkirchen und auf den Facebook- und Instragram-Kanälen kleine Videos aus den verschiedenen Arbeitsbereichen der Caritas.
Festgehalten wird aber noch an der Planung eines Bürgerfestes, das im November auf der Domplatte in Buer und in St. Urbanus stattfinden soll im Rahmen der Eine-Million-Lichter-Aktion von Caritas International.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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