Besuche sind ab Sonntag grundsätzlich wieder möglich, aber nicht überall gleich
Besuche im Seniorenheim zum Muttertag
Rund 170.000 Menschen in NRW leben in stationären Pflegeeinrichtungen. Seit Wochen dürfen sie aufgrund der Corona-Pandemie keinen Besuch empfangen. „Ich habe wirklich sehr viele Briefe von Angehörigen erhalten, die zum Ausdruck bringen wollten, wie sehr die Menschen in den Pflegeeinrichtungen leiden“, sagte NRWs Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag in einem Pressebriefing und versprach Lockerungen, die ab Muttertag, 10. Mai, in Kraft treten sollen.
Besuche sind grundsätzlich möglich, aber natürlich unter bestimmten Voraussetzungen. Wobei es noch Unterschiede gibt zwischen Pflegebedürftigen, die ihr Zimmer nicht verlassen können, und Senioren, die ihre Besucher auch im Außengelände der Einrichtungen empfangen können. In Gelsenkirchen sorgt die kurzfristige Ankündigung von Minister Laumann für reichlich Hektik.
Der Gelsenkirchener Caritas-Direktor Peter Spannenkrebs erklärt dazu: „Grundsätzlich begrüßen wir diese Lockerung, aber man darf sie auch nicht missverstehen. Denn anders als oft angenommen, bedeutet die Aussage von Minister Laumann nicht, dass die Heime ab Sonntag wieder ganz geöffnet sind.“
Die Caritas-Senioreneinrichtungen in Gelsenkirchen werden darum weiterhin auf die bereits eingerichteten Möglichkeiten der Treffen zwischen Senioren und Angehörigen setzen. Das bedeutet, dass sich Besucher wie schon bisher in der jeweiligen Einrichtung anmelden und einen Termin verabreden. „Die Besuchsmöglichkeiten erfolgen weiterhin entsprechend der Hygienevorgaben und durch eine Schutzwand getrennt. Diese Begegnungsmöglichkeiten werden von unseren Bewohnern wie auch ihren Besuchern bisher ebenso wie die Videotelefonie-Angebote sehr gut und diszipliniert angenommen. Natürlich sind weitere Möglichkeiten der Begegnung angedacht, aber nicht in dieser Kürze der Zeit“, gibt der Caritas-Direktor zu bedenken.
Ähnlich äußert sich auch Corinna Lee, Leiterin Diakoniemanagement und Kommunikation des Diakoniewerk Gelsenkirchen und Wattenscheid e.V. „Die Erarbeitung eines Konzeptes zur Umsetzung der von der Landesregierung vorgegebenen Lockerungen ist im vollen Gange. Aber die Abteilung ist gar nicht in der Lage, in so kurzer Zeit das passende Konzept zu erstellen und in die Tat umzusetzen. Dazu braucht es eine neue personelle Planung und vieles mehr“, schildert Corinna Lee.
Auch im evangelischen Seniorenstift an der Husemannstraße wird dementsprechend das bisher schon gültige Verfahren beibehalten. „Wir haben ja schon Begegnungsmöglichkeiten im Bereich der Außenanlage, die sogar überdacht ist. Daran wird sich auch zunächst nichts ändern. Die Besucher wissen, dass sie sich anmelden und Termine absprechen müssen. Natürlich erfolgen die Besuche auch dann nur unter Einhaltung der Hygienevorschriften. Eine Änderung des Verfahrens wird sich vielleicht in der nächsten Woche ankündigen, wenn das passende Konzept zur Umsetzung erstellt ist“, hofft Corinna Lee.
Die Senioreneinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) schließen sich den Bedenken der anderen Wohlfahrtsverbände an und versuchen, die Lockerung bestmöglich umzusetzen. „Wir haben in den vergangenen Wochen täglich erlebt, wie sehr sich die Menschen in unseren Seniorenzentren den Besuch von Angehörigen wünschen“, so Uwe Hildebrandt, Geschäftsführer des Awo-Bezirksverbandes Westliches Westfalen.
Auch Dedor Nassowitz, der Einrichtungsleiter des Awo-Seniorenzentrums Buer an der Darler Heide 59, beklagt: „Die sichere Umsetzung der vom Land angekündigten Lockerungen setzt uns unter zeitlichen Druck.“ Das Awo-Seniorenzentrum in Buer hatte zum Beispiel seinen Bewohnern Telefon- und Videokontakte zu Familien und Freunden ermöglicht, die gut angenommen wurden.
Darüber hinaus gibt es Besuchsmöglichkeiten im Sinnesgarten, der das Einhalten der Abstände sehr gut ermöglicht. Zum Muttertag werden nun im Außenbereich auch Pagodenzelte aufgestellt, in der Besucher nach vorheriger Terminabsprache Bewohner treffen können. In den Zelten sorgt eine Plexiglasabtrennung für Sicherheit. Zudem steht Desinfektionsmittel bereit, um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Besucher müssen eine eigene Maske mitbringen.
„Auch für bettlägerige Bewohner werden wir auf Wunsch Besuche organisieren. Allerdings gelten dabei dann noch weitere Hygienemaßnahmen“, erklärt Dedor Nassowitz, der die Angehörigen auf dem Postweg über die neuen Möglichkeiten der Besuche informiert. Die Terminabsprachen sollen zum Muttertag auch kurzfristig über den sozialen Dienst oder eine speziell freigeschaltete Handynummer erfolgen.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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