„Bei Anzeichen von Demenz nicht den Kopf in den Sand stecken“
Im Jahr 2005 wurde beim Vater der Gelsenkirchenerin Astrid Kaiser Demenz diagnostiziert. Als sie versuchte, sich zu informieren musste Astrid Kaiser feststellen, dass es in Gelsenkirchen keine Selbsthilfegruppe und auch sonst keine Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige gab. Also gründete sie im Jahr 2006 „aus der Not heraus“ die Alzheimer Gesellschaft e.V. in Gelsenkirchen, die heute rund 80 Mitglieder zählt und in vielen Netzwerken tätig ist.
Wie alles anfing
Aller Anfang ist schwer, das weiß auch Astrid Kaiser, die aus dem Internet die ersten Broschüren zusammenstellte und ausdruckte, um sie am Weltalzheimertag 2006 auf dem Horster Markt an Mann und Frau zu bringen. Inzwischen verfügt die ehrenamtlich engagierte Vorsitzende des Vereins über andere Möglichkeiten und zahlreiche Kontakte.
Das bedeutet für die engagierte Gelsenkirchenerin, dass sie sich aufteilt zwischen ihrer Teilzeitbeschäftigung, der sie drei Tage in der Woche nach geht um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, der Pflege ihrer schwerstpflegebedürftigen Mutter zu Hause und der ehrenamtlichen Tätigkeit für die Alzheimer Gesellschaft. Doch wie es aussieht, bekommt sie alles unter einen Hut.
„Mir ist es wichtig, dass wir die erste Anlaufstelle sind für Betroffene und Angehörige. Darum habe ich ständig offene Augen und Ohren, um neue Entwicklungen in ganz Deutschland möglichst schnell zu erfahren und für uns zu nutzen“, erklärt die Gelsenkirchenerin. Dazu ist sie auf Kongressen in ganz Deutschland unterwegs und auch ständig auf „Betteltour“ um Spendengelder zu sammeln.
Alzheimer ereilt nicht nur Omas und Opas
Dabei weiß sie auch; „Alzheimer/Demenz ist keine Erkrankung von Omas und Opas. Unser jüngster Fall ist gerade mal 47 Jahre alt.“
Als Ziel hat sich die Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft in Gelsenkirchen gesetzt, dass es in jedem Stadtteil eine Selbsthilfegruppe zu Demenz gibt. Bisher sind damit die Feldmark, Bulmke-Hüllen, Horst und Buer abgedeckt, aber es gibt noch weiße Flecken auf der Stadtkarte.
Alz
heimer Gesellschaft: „Geboren auf Kohlen“
Natürlich beteiligt sich auch Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen an der Demenzkampagnenwoche im Juni. Dabei lautet dann am 5. Juni das Motto „Geboren auf Kohle“.
„Wir starten damit um 10 Uhr im Nordsternpark vor dem Heiner‘s. Die Besucher dürfen sich dann auf einen DVD-Vortrag über den Kohleabbau in Horst freuen, ein typisch bergmännisches Catering und vielleicht oder hoffentlich auch auf bergmännisches Kultur- und Gesangsgut“, erläutert Astrid Kaiser die Planungen der Alzheimer Gesellschaft für den Tag. Auf Nordstern gibt es auch die Gelegenheit, kostenlos den Aussichtsturm zu besichtigen und einen Blick auf das Ruhrgebiet von oben zu werfen.
Durch die Hilfe des Reiseunternehmens Nickel können Interessierte mit einem kostenlosen Shuttle-Bus von Horst aus auch zur Zeche Hugo nach Buer und zur Zeche Consolidation in Bismarck fahren. Denn auch an diesen Zechen wird es einen DVD-Vortrag geben mit Infos über den Kohleabbau auch an diesen Zechen.
Zu diesem Aktionstag werden speziell auch die Seniorenheime oder deren Bewohner eingeladen. Aber auch Schulen könnten dazu kommen, damit die Kinder von den Zeitzeugen Infos über die ehemalige Kohlestadt Gelsenkirchen bekommen können.
Wer etwas beitragen möchte ist willkommen!
Gelsenkirchener, die den Tag aktiv oder durch Leihgaben bereichern möchten, sind jederzeit willkommen. Gern würden auch Bergmanns-Accessoires für eine Ausstellung angenommen.
Es ist auch daran gedacht, den Interessierten kleine Präsente mit nach Hause zu geben. Auch hierzu sind Sponsoren erwünscht.
Keiner will die Diagnose erfahren
„Die erste Reaktion, wenn der Verdacht auf Alzheimer bewusst wird, ist es den Kopf in den Sand zu stecken. Dann wird kein Arzt aufgesucht, weil dann die Diagnose gestellt werden könnte. Dadurch ist Alzheimer auch eine häufig verschleppte Krankheit“, weiß Kaiser.
Darum bietet das Arzt Mobil an jedem Weltalzheimertag, der immer am 21. September stattfindet, auf dem Horster Wochenmarkt die Gelegenheit, dass Angehörige ihre Betroffenen vorstellen können. „Das ist ein unverbindliche Sache. Man besucht den Markt und dort dann einfach mal das Arzt Mobil. Manchmal muss man die Betroffenen ein wenig überlisten“, erläutert die Fachfrau, die glaubt, dass auch ihr Vater schon lange vor der Diagnose erkrankt war, wie ihr Fotos mit dem für Demenz-Erkrankte typische total teilnahmslose Blick beweist. „Dieser Blick ist ein sichtbares Kriterium für das Fortschreiten der Alzheimer“.
Mediziner sagen leider „nein, danke“
Bedauerlich findet Astrid Kaiser, dass ein Angebot der Alzheimer Gesellschaft in Gelsenkirchen von den hier niedergelassenen Haus- und Allgemeinmedizinern nicht angenommen wird.
„Wir wollten Schulungen anbieten, damit diese Ärzte, die ja in der Regel den häufigsten Kontakt zu den Patienten haben, mehr über die Erkrankung erfahren und diese bereits in den Anfängen diagnostizieren können. Andererseits wäre es auch hilfreich gerade die Sprechstundenhilfen zu schulen, denn diese haben eine unverfänglichere Kontaktaufnahme zu den Patienten. Beim Arzt selbst verstellen sich viele Erkankte und schauspielern regelrecht. Bei den Mitarbeiterinnen hingegen geben sie sich anders“, Erkenntnisse, die Astrid Kaiser ihrer langjährigen Erfahrung zuschreiben kann.
In Magdeburg hat die Alzheimer Gesellschaft diesen Kontakt herstellen können. Dort nehmen sowohl die Ärzte als auch die Praxismitarbeiter an den Schulungen teil.
Hier kann man in Kontakt treten
Die Alzheimer Gesellschaft Gelsenkirchen bietet jeden 1. und 3. Montag im Monat Sprechstunden an in der Vattmannstraße 2-8. Im Raum 8 finden die Sprechstunden dann von 15 bis 16 Uhr statt.
Eine Kontaktaufnahme zur Alzheimer Gesellschaft ist möglich unter Tel. 169-3538, per mail an astrid.kaiser@alzheimer-gelsenkirchen.de oder auf www.alzheimer-gelsenkirchen.de
Die Alzheimer Gesellschaft finanziert sich über die Mitgliedsbeiträge in Höhe von 15 Euro pro Jahr von und über Spenden.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.