Der Stadtteilladen Bismarck feiert seinen ersten Geburtstag
Auf gute Nachbarschaft
Der im vergangenen Frühjahr als sozialpastorales Projekt des Bistums Essen gestartete Stadtteilladen Bismarck, Bismarckstraße 181, ist bei den Menschen angekommen und wird so gut frequentiert, dass der Laden sprichwörtlich aus den Nähten platzt.
Am Anfang stand eine „aktivierende Befragung“, die gemeinsam mit dem Institut für Stadtteilentwicklung, sozialraumorientierte Arbeit und Beratung der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurde. Dazu wurden 1.200 Haushalte aufgesucht und 260 Gespräche geführt, bei denen in Erfahrung gebracht wurde, was sich die Menschen in Bismarck für ihr Quartier wünschen. „Dieser Start hat uns bei vielen Menschen im Quartier bekannt gemacht“, freut sich die Diplom-Sozialpädagogin Katharina Müller, die gemeinsam mit dem Pastoralreferenten Hans-Georg ‚Arthur‘ Knickmann-Kursch das Leitungstandem des Stadtteilladens bildet.
Dank des niederschwelligen Auftritts des Stadtteilladens mit seiner Ansiedlung mitten im Quartier und der dortigen Hauptverkehrsader, der Bismarckstraße, noch dazu mit einem großen Schaufenster versehen, das auf den ersten Blick zeigt, dass immer jemand vor Ort ist, erfreut sich die Einrichtung großer Beliebtheit. „Wir zählen hier rund 450 Kontakte im Monat. Dabei ist alles möglich im Alter von sechs bis 86 Jahre, jede Bildungsschicht und jede Nationalität fühlt sich hier willkommen und ist hier auch willkommen. Das ist der Vorteil der Quartiersarbeit: Es gibt keine Zielgruppe“, strahlt Katharina Müller.
Hier werden Bewohneranliegen gebündelt und mit den passenden Institutionen verbunden. Man betätigt sich auch als Vermittler zwischen Menschen, die etwas suchen und anderen, die es bieten, als Informationsquelle und auch als Helfer in der Not, der einfach mal ein offenes Ohr für ein Anliegen hat.
„Das Zukunftsprojekt des Bistums Essen sieht vor, dass Kirche eng bei den Menschen sein sollte und den Auftrag des Christentums, sich für einander einzusetzen leben sollte. Und zwar nicht von oben herab, sondern mitten drin und nahe bei den Menschen“, erläuert Knickmann-Kursch, der die Erfahrung gemacht hat, dass die Menschen gern in den Stadtteilladen kommen, auch, aber eben nicht nur, wenn es um religiöse Fragen geht, denn hier liegt die Hemmschwelle wesentlich niedriger als an der Tür des Pastors.
Dass die beiden Akteure im Quartier angekommen sind und Teil von Bismarck geworden sind, beweist auch die Tatsache, dass sich hier Gruppen treffen möchten, die nicht von ihnen iniitiert sind, sondern die anfragen, ob sie sich hier treffen könnten. Das zeigt, dass die Menschen sich hier wohl und gut angenommen fühlen.
Ein Beispiel für dieses Zutrauen ist der Strick- und Häkelkreis, der sich jeden Dienstagnachmittag im Stadtteilladen trifft – nicht, weil Müller oder Knickmann-Kursch dies forciert hätten, sondern weil sich Frauen gefunden haben, die den Stadtteilladen für dieses offene Zusammensein nutzen. Jetzt treffen sich einmal in der Woche deutsche Rentnerinnen mit türkischen Müttern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien zum Handarbeiten. Von Anfängern bis Fortgeschrittenen ist alles dabei.
Aber immer wieder ist auch die räumliche Beengung ein Thema. So musste das Flüchtlings-Kaffeetrinken inzwischen aus Platzmangel in den Franziskussaal verlegt werden.
Dagegen haben die beiden Hauptamtlichen personell keine Probleme. Denn längst stemmen sie nicht alles, was der Stadtteilladen zu bieten hat allein. „Wir hatten von Anfang an einen Arbeitskreis mit Ehrenamtlichen, die hier vor Ort in der Gemeindearbeit tätig waren und sich vor Ort auskannten. Inzwischen haben wir einen Stadtteilladen-Rat gegründet, in dem acht Personen aktiv sind, die bestimmen, was passieren soll, was fehlt und wie es weiter geht. Darüber hinaus zählen wir rund 40 aktive Ehrenamtler an unsere Seite“, schildert Katharina Müller.
Das ist auch wichtig, denn die Aktivitäten sind nicht beschränkt auf den Bereich rund um den Stadtteilladen, sondern auf den gesamten Stadtteil Bismarck. Darum laden Müller und Knickmann-Kursch auch mal in die Siedlung Graf Bismarck oder das Falkenhaus am Greitenstieg ein oder demnächst mal in die Begegnungsstätte Haverkamp, denn auch der Haverkamp gehört zu ihrem Quartier.
Und so befindet sich der Stadtteilladen auch nach einem Jahr weiter im fließenden Prozess und bleibt überall dort am Ball, wo die Menschen etwas bewegt.
Geöffnet ist der Stadtteilladen dazu montags und freitags von 10 bis 13 Uhr sowie dienstags bis donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Durch diese verlässliche Präsenz und die Transparenz, die das Schaufenster bietet, hat sich der Stadtteilladen in dem Jahr seines Bestehens eine sehr hohe Akzeptanz bei den Bismarckern erarbeitet.
Und dann steht ja auch noch das Geburtstagsfest an: Am „Tag der Nachbarn“, Freitag, 24. Mai, wird der erste Geburtstag gefeiert mit einem bunten Fest für alle Generationen. Ab mittags laden die Mitarbeiter des Stadtteilladens bei Getränken und einem Imbiss zum „Essen, Trinken, Quatschen, Schauen, Entspannen und Begegnen“ ein. Zudem kann jeder Nachbar ein Statement zur Frage „Was macht für Sie gute Nachbarschaft aus?“ hinterlassen.
Offiziell startet das Fest um 13 Uhr. Dann wird das große Schaufenster des Stadtteilladens enthüllt, das ein Kunstkurs der Mulvany-Realschule unter der Überschrift „Blick über den Gartenzaun“ zum Geburtstag neu gestaltet hat. Um 15 Uhr werden die Blumenkübel auf dem Bürgersteig vor dem Stadtteilladen von Kindern aus der Nachbarschaft neu bepflanzt – und um 18 Uhr läuft unter der Überschrift „Abendbrot und Füße hoch“ ein Film, der noch einmal die Gelsenkirchener Highlights im Kulturhauptstadtjahr 2010 in Erinnerung ruft.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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