Institut für Stadtgeschichte zu „ Gelsenkirchen - Lass uns reden!“
Auf dem Weg in die offene Gesellschaft?

 Der Integrationsbeauftragte der Stadt, Mustafa Cetinkaya, Dezernentin Annette Berg und der Leiter des ISG, Dr. Daniel Schmidt, freuen sich auf eine weitere Begegnung mit den Bürgern bei der anstehenden Vortragsreihe.
Foto: Gerd Kaemper
  • Der Integrationsbeauftragte der Stadt, Mustafa Cetinkaya, Dezernentin Annette Berg und der Leiter des ISG, Dr. Daniel Schmidt, freuen sich auf eine weitere Begegnung mit den Bürgern bei der anstehenden Vortragsreihe.
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Mit dem Auftakt zur Dialogveranstaltung „Gelsenkirchen - Lass uns reden“, zu der im Juni 2.000 Bürger aus Gelsenkirchen per Zufallsgenerator eingeladen waren und der fast 200 Bürger folgten, hat die Stadt Gelsenkirchen einen neuen Weg beschritten zur Verständigung zwischen Verwaltung und Stadtgesellschaft.

Nun schließt sich das Institut für Stadtgeschichte (ISG) der Reihe an und bittet zum Gespräch über die Frage: „Auf dem Weg in die offene Gesellschaft?“.
Bei der Auftaktveranstaltung und auch der Folgeveranstaltung im Hans-Sachs-Haus ging es um die Themen „Respekt, Toleranz und kulturelle Neugier“ und auch die Vortragsreihe des Institut für Stadtgeschichte beschäftigt sich mit Themen, die dazu passen, wie religiöse Vielfalt, die Emanzipation der Homosexuellenbewegung, migrantische Ökonomie und gemischtnationale Ehen.
Annette Berg, die Dezernentin für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration, freut sich besonders darüber, dass das ISG gemeinsam mit dem Referat Integration und Zuwanderung und hier dem Integrationsaufbetragten der Stadt Mustafa Cetinkaya zusammenarbeitet.
Dr. Daniel Schmidt, den Leiter des ISG, sieht sein Anliegen bei diesem Veranstaltungsreigen zu „Lass uns reden“ darin, dass „es immer hilfreich ist Geschichte zu kennen, auch wenn sie sich nicht unbedingt wiederholt. Aber die Geschichte hilft uns dabei zu verstehen, wie Gesellschaft so wurde wie sie heute ist. Mit den Vorträgen verfolgen wir die Gründe für die Entwicklungen, die wir heute kennen und machen deutlich, welche Gruppen in der Gesellschaft sich wie emanzipiert haben.“
Als ein kleines Beispiel zum Thema des ersten Vortrages, den Prof. Dr. Thomas Großbölting von der Univeristät Münster halten wird zum Thema „Warum ist es so schwer, religiöse Vielfalt zu leben? Eine zeithistorische Erkundung am Beispiel des Ruhrgebietes“, nennt Dr. Schmidt die Trennung nach Religionszugehörigkeit in der Schule. „Es sind nur wenige Jahrzehnte vergangen, seitdem es eine strikte Trennung zwischen evangelischen und katholischen Kindern in der Schule gab. Heute erinnern sich die meisten nicht mehr daran, weil aus dem Gegeneinander inzwischen ein Miteinander wurde. Und das zeigt uns auch, dass Religion nicht zwangsläufig etwas mit Migration zu tun haben muss,“ erläutert Schmidt.
Mit Blick auf den dritten Vortrag, „Chancen für die Stadtentwicklung? Migrantische Ökonomie in deutschen Kommunen“ von Dr. Charlotte Räuchle von der Universität Osnabrück bzw. der FU Berlin, und den letzten Vortrag „....bestehen erhebliche Bedenken gegen diese Ehe...“ - Gemischtnationale Eheschließungen im Deutschland im 20. Jahrhundert“ von Dr. Christoph Lorke von der Universität Münster schildert Dr. Schmidt: „Die Geschichte zeigt uns: Zuerst kommt die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Form der migrantischen Ökonomie und im letzten Schritt dann die Ehe zwischen gemischtnationalen Partnern.“
Dabei ist sich der Historiker der Tatsache bewußt: „Es hätten noch 15 Themen mehr sein können, die zum Format „Lass uns reden...“ gepasst hätten. So hätte auch der Umgang mit Menschen mit Handicap ein Thema sein können, wenn man der Frage nach geht: Wie ist Integration in einer offenen Gesellschaft möglich?“
Als besonders wichtig erachtet Mustafa Cetinkaya die Frage, welche Chancen sich aus der Entwicklung der Gesellschaft ergeben und hier auch gerade aus der Ökonomie. Denn er glaubt, dass sich die Menschen mit Migrationshintergrund, die sich wirtschaftlich engagieren, auch ein Bekenntnis zur hiesigen Gesellschaft ablegen. „Ich freue mich, dass wir diese Vortragsveranstaltung gemeinsam durchführen, damit wir auf diesem Wege Menschen zusammen bringen können, die sich sonst vielleicht nicht begegnen würden“, erklärt Cetinkaya.
Er gibt auch zu bedenken, dass gemischtnationale Ehen oftmals auch interreligiös sind, also gleich zwei Themen miteinander verbinden. Aber auch Schmidts Anmerkung der Trennung innerhalb der christlichen Kirchen bestätigt, denn „früher bedeutete eine Mischehe eine Ehe zwischen zwei Partnern unterschiedlicher christlicher Konfessionen, heute geht es dabei um verschiedene Religionen“, führt Schmidt aus.
Die Vorträge sind kostenlos, dauern rund 45 Minuten, bieten anschließend Gelegenheit zu Gesprächen und Diskussionen und alle Gelsenkirchener sind dazu eingeladen. „Die Referenten sind allesamt Experten auf ihrem Gebiet und wurden von mir angehalten, bei ihren Ausführungen konkret auf das Ruhrgebiet zu beziehen,“ erklärte Dr. Daniel Schmidt. „Die Orte sind mit Bedacht für die jeweiligen Vorträge ausgewählt worden,“ verspricht Mustafa Cetinkaya.
„Wir würden uns freuen, wenn weiterhin viele Bürger unser Dialogangebot begleiten würden. Denn bei den bisherigen Veranstaltungen zu „Gelsenkirchen - Lass uns reden...“ baten die Bürger immer wieder darum, Plattformen zu bieten für den Austausch und die Begegnung miteinander sowie die Teilhabe an Informationen über das, was Stadt ausmacht. Darum möchten wir mit dem Dialogangebot Gesprächsanlässe schaffen, Impulse geben, um miteinander ins Gespräch zu kommen und Menschen zusammen bringen“, wünscht sich Annette Berg.
Dem schließt sich der Integrationsbeauftragte der Stadt an: „Es ist wichtig Neuzugewanderte und Alteingesessene zusammen zu bringen. Das muss organisiert und begleitet werden, denn es kostet beide Seiten Überwundung, kann aber auch Hemmschwellen abbauen.“
Der Historiker Dr. Schmidt bringt es auf den Punkt: „Die Menschen reden viel mehr über einander als miteinander. Darum verstehen wir diese Vorträge als ein Angebot zu Lass uns reden....“

Vortragsveranstaltungen

 „Warum ist es so schwer, religiöse Vielfalt zu leben? Eine zeithistorische Erkundung am Beispiel des Ruhrgebietes“, Vortrag von Prof. Dr. Thomas Großbölting von der Universität Münster am Donnerstag, 12. September, um 18 Uhr in der Neuen Synagoge, Georgstraße 2.
„Homosexuellenbewegung in der Bundesrepublik - Emanzipation, Krise, Integration“, Vortrag von Prof. Dr. Martin Lücke, Freie Universität Berlin am Donnerstag, 26. September, um 18 Uhr im Wissenschaftspark, Munscheidstraße 14.
 „Chancen der Stadtentwicklung? Migrantische Ökonomien in deutschen Kommunen“, Vortrag von Dr. Charlotte Räuchle von der Universität Osnabrück bzw. der FU Berlin im stadt.bau.raum, Boniverstraße 30.
 „....bestehen erhebliche Bedenken gegen diese Ehe...“ - Gemischtnationale Eheschließungen im Deutschland im 20. Jahrhundert“, Vortrag von Dr. Christoph Lorke von der Universität Münster am Donnerstag, 24. Oktober, um 18 Uhr im Wissenschaftspark, Munscheidstraße 14.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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