Apostelkirchengemeinde stellt zukünftige Planungen zu Gebäuden vor
Abschied von drei Kirchen
Im Zuge der 2008/09 vom damaligen Superintendenten Rüdiger Höcker gestarteten Sanierung des evangelischen Kirchenkreises mit Blick auf das Jahr 2020 war klar geworden, dass die drei Großgemeinden im Süden der Stadt Gelsenkirchen auf jeweils drei Kirchen und Gemeindehäuser würden verzichten müssen. Nun verkündete die evangelische Apostelkirchengemeinde, wie es mit den drei geschlossenen Kirchen weitergehen wird.
Dabei handelt es sich um die Paul-Gerhardt-Kirche in Ückendorf, die Gnadenkirche in Schalke und die Pauluskirche in Bulmke. Wobei Pfarrer Dieter Eilert im Gespräch auch daran erinnerte, dass mit der Bleckkirche die vierte Kirche in der Apostelkirchengemeinde bereits seit längerem in ihrer neuen Funktion als Kirche der Kulturen genutzt wird und inzwischen fünf Gemeindehäuser aufgegeben wurden.
Die erste der geschlossenen Kirchen in der Großgemeinde war die Paul-Gerhardt-Kirche, die 2004 aufgegeben und 2006 entwidmet wurde. Es folgte 2012 die Gnadenkirche in Schalke und zu Pfingsten diesen Jahres die Pauluskirche in Bulmke, die aber nicht entweiht wurde.
Das Schicksal der Paul-Gerhardt-Kirche
Die Ückendorfer Kirche war lange Zeit als zukünftige Wohnstätte eines Beginenhofes geplant, doch die Pläne haben sich erschlagen und inzwischen gibt es mit den Brüdern Ulrich Lehmann und Michael Lehmann, Geschäftsführer der Firma Bernhard Bielefeld GmbH & Co. KG, einen neuen Investor, der das an die Kirche angeschlossene ehemalige Jugendheim und den Kindergarten sowie die Hausmeisterwohnung in fünf barrierefreie Wohnungen umwandeln möchte.
Die Kirche und der Turm sollen erhalten bleiben und zukünftig zum Beispiel als Atelier genutzt werden. Die Planungen des Investors besagen, dass später auf dem Gelände ein oder zwei weitere Wohnhäuser entstehen sollen. „Die Kirche aus dem Jahr 1967 steht auf der Denkmalschutzliste und darum sind hier nur denkmalschutzwürdige Umbauten möglich“, schildert Pfarrer Henning Disselhoff.
„Allerdings hat der Zahn der Zeit ordentlich an dem Gebäude genagt, denn der Vertrag mit den Vorgängerinvestoren endete erst Ende 2019 und in dieser Zeit hat es hineingeregnet, so dass der Keller unter Wasser stand, ein Mader hat sich Zugang verschafft und einiges zerfressen. Die Investoren haben bereits begonnen, das Grundstück zu reinigen, warten aber noch auf die Baugenehmigung“, schildert Presbyterin Ursel Nieswandt in Vertretung von Pfarrer Rainer Rosinski.
Die Gnadenkirche wird zum Abrissfall
Die Gnadenkirche wurde nach dem zweiten Weltkrieg in Betrieb genommen und 2012 entwidmet. Seitdem sind die Ambulanten Dienste des Diakonischen Werkes die Erbpachtnehmer und haben die Gebäude als Diakoniestation und Tagespflegeeinrichtung genutzt. Bereits damals war das Gebäude durchfeuchtet und die Kellerräume nicht mehr nutzbar. Anfang diesen Jahres ergab die Prüfung, dass weder eine weitere Nutzung noch eine Renovierung wirtschaftlich machbar wären.
„Es wurde ein Antrag zum Abriss der Gnadenkirche an die Gemeinde geschickt und letztendlich hat das Presbyterium schweren Herzens dem Abriss zugestimmt“, berichtet Pfarrer Dieter Eilert. Denn die Gemeinde hat viel Engagement bewiesen, aber die Zahl der Gemeindemitglieder nahm stetig ab. Der Abriss ist für Ende des Jahres oder das Frühjahr 2021 vorgesehen.
„Das Abendmahlgeschirr und das Kreuz haben in der Christus-Kirche am Trinenkamp eine neue Bleibe gefunden. Die Motivfenster, Altarfenster und die Rosette an der Empore wurden geschaffen von dem Künstler Eduard Bischof und sollen ebenso wie die Orgel ausgebaut und gesichert werden. Die Glocke soll als Erinnerung erhalten bleiben und vielleicht im zukünftigen Demenzgarten einen Platz finden“, erklärt Eilert.
Die Sprecherin des Diakoniewerkes, Corinna Lee, schilderte, dass der Erbbauvertrag im Herbst 2013 zwischen der Gemeinde und den Ambulanten Diensten der Diakonie geschlossen wurde: „Die ersten Pläne sahen die Erhaltung und die Nutzung der Kirche als Tagungszentrum vor, aber die Feuchtigkeit machte diese Pläne zunichte. Wir sind uns im Klaren darüber, dass die Herzen der Gemeinde an den Gebäuden hängen, aber wir hoffen, dass sie mit der Folgenutzung als Ort für einen Demenzgarten, der auch anderen Besuchern als nur den Gästen der Tagespflege geöffnet werden soll, ein wenig tröstet. Dieser Garten bietet den demenziell Veränderten die kognitive und emotionale Gelegenheit, ihre Sinne anzuregen und sich zu erinnern. Für die Glocke könnten wir uns einen Turm vorstellen, der sich auch im evangelischen Seniorenstift bewährt hat und die Bewohner erfreut.“
Pauluskirche als Teil der Baukultur denkbar
„Wir reden über drei Kirchen und drei ganz unterschiedliche Schicksale“, beschreibt Henning Disselhoff die Situation. „Während die Gnadenkirche rückgebaut wird und die Paul-Gerhardt-Kirche einen neuen Investor erhält, wird die Pauluskirche zwar außer Dienst gestellt, aber nicht entwidmet. Denn Baukultur.NRW ist aufgefallen, dass von den rund 6000 Kirchen in Nordrhein-Westfalen etwa 1500 in den nächsten Jahren geschlossen werden. Kirchen sind aber auch Teil der Baukultur und darum wird derzeit über eine Folgenutzung nachgedacht.“
Angedacht ist dabei zum Beispiel eine Nutzung als pädagogischer Raum durch die Schulen in der Umgebung, die da wären das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium, die Hansa-Schule und die Martinschule sowie eventuell die VHS. Es wären dann auch Gottesdienste für die Schulen möglich. Die Webseite www.zukunft-kirchen-raeume.de informiert über die Vorhaben von Baukultur.NRW.
Erhalten bleiben in der Apostelkirchengemeinde weiterhin die Luther-Kirche in Hüllen, die Nicolai-Kirche in Ückendorf und die Christuskirche in Bismarck.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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