Dr. Jan Dreher über Schizophrenie
"90 Prozent lassen sich freiwillig behandeln"

Dr. Jan Dreher ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Klinik Königshof.
 | Foto: Atelier Ralf Bauer
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Dr. Jan Dreher ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Klinik Königshof, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie in Krefeld. Mit uns sprach er über die Krankheit Schizophrenie.

Wie äußert sich eine Schizophrenie?
"Die Schizophrenie ist eine chronische psychische Erkrankung, in der die Realitätswahrnehmung gestört ist. Es treten Wahn und Halluzinationen auf. Die Patienten sehen oder hören Dinge, die andere nicht wahrnehmen, und fühlen sich dadurch geängstigt oder bedroht. Es handelt sich um eine schwerwiegende Erkrankung."

Sind schizophrene Menschen eine Gefahr für sich und andere?
"Die Patienten sind komplett überzeugt, dass ihre Wahrnehmung zutrifft, und leiten daraus Verhaltensweisen ab. Das kann sowohl den Patienten selbst als auch Unbeteiligte gefährden. Etwa, wenn der Patient glaubt, sein Essen sei vergiftet, und er keine Nahrung mehr zu sich nimmt. Oder, wenn er Personen als gefährlich einstuft und diese zum Selbstschutz angreift. Bei den meisten Erkrankten passiert aber nichts."

Wie behandelt man die Krankheit?
"Auf jeden Fall medikamentös, in einer akuten Psychose hilft keine Gesprächstherapie. Man setzt so genannte Antipsychotika, im Volksmund als Neuroleptika bekannt, ein, die die Dopamin-Aktivität im Gehirn dämpfen. Die wirken in der Regel sehr gut. Allerdings lässt sich feststellen, dass je schwerwiegender die Erkrankung ausgeprägt ist, desto schwieriger wird es, geeignete Medikamente einzusetzen, deren Nebenwirkungen nicht schwerwiegend sind."

Wie hoch ist die Zahl der Zwangseinweisungen und Zwangsmedikationen bei schizophrenen Patienten?
"Das kann ich nur anhand der Zahlen unserer Klinik einschätzen. Da kommen ca. 90 Prozent freiwillig und ca. zehn Prozent per Zwangseinweisung. Eine Zwangsmedikation muss durch ein Gericht festgelegt werden. Hier sind die Hürden stark gestiegen. Die Folge ist, dass immer wieder Patienten für eine lange Zeit eingeschlossen werden müssen, weil sie in der akuten Psychose Medikamente ablehnen, aber in Freiheit eine Gefahr für sich oder andere darstellen."

Gibt es Zahlen, in welcher Lebensphase Menschen an Schizophrenie erkranken und was die Ursachen sind?
"Die Krankheit tritt im jungen Erwachsenenalter verstärkt auf, bei Männern um die 18 Jahre, bei Frauen etwas später, um den 21. Geburtstag. Die Krankheit hängt mit dem Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn zusammen. Oft, aber nicht immer ist eine Drogengeschichte vorangegangen, Amphetamin-, Kokain- oder Cannabiskonsum. Wer plötzlich mit dem Konsum aufhört, kann in eine Cannabis-Entzugspsychose rutschen."

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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