110 wählen: Damit es dabei bleibt: „my home is my castle“

Von der Gelsenkirchener Polizei wird die Kampagne des Landes „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ leicht abgewandelt. Hier heißt es „Riegel vor! Wachsam ist sicherer“. Damit soll erreicht werden, dass sich die Bürger mehr um ihr Umfeld und ihre Nachbarschaft „kümmern“, die Augen und Ohren offenhalten und bei Ungereimtheiten zum Telefon greifen. 
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  • Von der Gelsenkirchener Polizei wird die Kampagne des Landes „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ leicht abgewandelt. Hier heißt es „Riegel vor! Wachsam ist sicherer“. Damit soll erreicht werden, dass sich die Bürger mehr um ihr Umfeld und ihre Nachbarschaft „kümmern“, die Augen und Ohren offenhalten und bei Ungereimtheiten zum Telefon greifen.
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Am 12. Oktober hat der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger in Düsseldorf die landesweite Präventionskampagne „Riegel vor! Sicher ist sicherer“ vorgestellt, um die Zahl der Wohnungseinbrüche gerade in der „dunklen Jahreszeit“ zu reduzieren. Die Gelsenkirchener Polizei hat das Thema „Wohnungseinbrüche“ schon längere Zeit als Schwerpunkt ihrer Arbeit gesetzt und kann erste Erfolge feiern.

Von Silke Sobotta

GE. „Auch wenn wir stolz sind auf eine Aufklärungsquote, die bei 20 % liegt, so bleiben immer noch rund 80 % der Wohnungseinbrüche ungeklärt“, gibt Kriminaldirektor Jörg Henschel, der Leiter der Direktion Kriminalität der Gelsenkirchener Polizei, zu bedenken. Und das zu recht, denn die dunkle Jahreszeit, in der statistisch gesehen die meisten Einbrüche passieren, steht gerade erst am Anfang.

Mit Blick auf Gelsenkirchen bekommt „das Kind einen neuen Namen“, denn was bisher schon unter dem Motto „Aufmerksamer Nachbar“ lief, wird nun zu „Riegel vor!“. Dabei hofft Henschel, dass sich der Slogan zum Markenzeichen entwickeln wird.
„Wir wollen nun in einem nächsten Schritt die Bürger direkt ansprechen und in die Pflicht nehmen. Nur so können die Polizei und die Bürger wie ein Team zusammenarbeiten und den Tätern ein Schnippchen schlagen“, erläutert Jörg Henschel das Anliegen.
Den Bürgern legt er ans Herz, immer wenn ihnen etwas auffällig oder ungewohnt erscheint, die Service-Nummer der Polizei, die 110, anzurufen: „Es geht dabei nicht um Spionage, sondern darum wachsam zu sein. Darum wandeln wir in Gelsenkirchen den Slogan ‚Riegel vor! Sicher ist sicherer‘ auch ab und sagen: Riegel vor! Wachsam ist sicherer.“
Eine schnelle Reaktion der Polizei ist nur möglich, wenn die Bürger sich nicht scheuen, ihre Beobachtungen sofort zu melden. Darum ermutigt der Kriminaldirektor die Bürger, lieber einmal zu viel die 110 zu wählen als zu wenig, denn dazu ist die Servicenummer da.
Leider funktioniert diese Meldung bisher noch nicht. Wie der Kriminaldirektor schilderte, mussten Zivilbeamte, die sich als „Einbrecher versuchten“, eher die Feststellung machen, dass Bürger, die sie bemerkten, die Rolläden runter ließen, um nichts zu sehen, zu hören und sagen zu müssen. Doch das ist genau der falsche Weg, wenn es darum geht, sich selbst und andere zu schützen. „Eine funktionierende Nachbarschaft ist die beste Prävention“, weiß der Fachmann.
Um die Zahl der erwischten Täter zu erhöhen ist die Gelsenkirchener Polizei dazu übergegangen, mit den benachbarten Städten zu kooperieren. „Den Tätern ist es egal, ob sie auf dieser Seite in der Zuständigkeit der Gelsenkirchener oder auf der anderen Straßenseite der Bochumer, Herner oder Gladbecker Polizei einbrechen. Wir können sogenannte reisende Täter aber nur dingfest machen, wenn wir stadtgrenzenübergreifend agieren“, verrät Henschel.
Auch Polizeidirektor Klaus Sitzer macht den Bürgern Mut, zum Telefon zu greifen, die 110 zu wählen und „komische Dinge“ zu melden. „Ob es sich dabei um eine banale Beobachtung oder eine Straftat handelt, entscheiden dann die Profis. Die Kollegen der Leitstelle, die den Anruf entgegen nehmen, sind derart sensiblisiert, dass ihr Polizeiinstinkt sofort geweckt wird, wenn ihnen Ihre Beobachtung verdächtig erscheint. Das kann ein unbekanntes Auto in der Siedlung sein, unbekannte Personen, die sich auffällig nach der Gegend erkundigen, und vieles mehr.“
Sitzer schickt Beamte der Hundertschaften in die Siedlungen, die die Bürger auf ihren Leichtsinn aufmerksam machen. Das kann das Kippfenster sein, während man selbst im Garten Hand anlegt, oder andere Kleinigkeiten, die einem Einbrecher reichen, um schnell rein und wieder raus zu kommen.
Um sich im Vorfeld zu informieren, was man tun kann, um sich zu schützen, steht das Kommissariat Vorbeugung unter Leitung von Hans-Jürgen Fleischmann zur Verfügung: „Wir beraten auch Architekten und Häuslebauer bereits beim Bau und machen Hausbesuche bei Einbruchsopfern oder Senioren. Eine Beratung in fünf Minuten am Telefon gibt es bei uns aber nicht“, erläutert Fleischmann.
Eine Stunde Zeit muss man erübrigen, um sich zu informieren, was wo an Sicherheitsmaßnahmen oft schon für kleines Geld greift. Pro Jahr führt das Kommissariat Vorbeugung rund 400 solcher Beratungen durch, würde aber gern viel öfter zum Einsatz kommen und zwar nicht erst nach einem Einbruch.
Als gutes Beispiel für einen funktionierenden Schulterschluss zwischen Polizei und Bürgern führte Hans-Jürgen Fleischmann die Gruppe „Aufmerksame Nachbarn“ aus Ückendorf an. Hier haben Ehrenamtler ein Netzwerk geschaffen, das nicht nur bemerkenswert, sondern vorbildlich ist und schon bald andernorts ähnlich umgesetzt werden soll.
Ein kleiner Hinweis für alle Langfinger: Die Aufklärungsquote der Polizei Gelsenkirchen konnte bei Wohnungseinbrüchen von 11,21 auf 17,51 % gesteigert werden und bei Tageswohnungseinbrüchen von 11.76 auf 19,94 %. Der Anteil der versuchten, aber nicht durchgeführten Einbrüche liegt im Stadtgebiet bei über 40 %, was der Kriminaldirektor auch auf das verbesserte Bewusstsein der Bürger für ihre Nachbarschaft zurückführt.
Den erwischten Einbrechern drohen empfindliche Haftstrafen, die sich durchaus auf mehrere Jahre belaufen können.

Tipps der Polizei:
Jeder Hinweis ist wichtig und erwünscht
Sei wachsam
Wähle 110
Verhalte Dich selbstbewusst
Du bist auch für Dein Wohlbefinden verantwortlich
Sichere Dein Haus, Deine Wohnung
Eine gute Nachbarschaft schützt

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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