Jan Specht, Stadtrat von AUF Gelsenkirchen
Wie umgehen mit der unkontrollierten Entwicklung der zweiten Corona-Welle?
Laut WHO verzeichnen die EU-Länder aktuell den höchsten weltweiten Anstieg der Corona-Fallzahlen mit rund 70.000 neue Fällen – mehr als in den USA!
„Ich habe Kritik an Krisenstab und Gesundheitsamt“, soJan Specht, Stadtverordneter für AUF Gelsenkirchen. „Sie scheinen die Problematik eher zu unterschätzen. Gemessen an der Entwicklung der vergangenen Wochen auch in den umliegenden Städten war zu erwarten, dass Gelsenkirchen Risikogebiet wird. Warum wird dann nicht vorausschauender eingegriffen? Zu kritisieren ist auch die Grundlinie, dass alles der Wirtschaft untergeordnet wird und gleichzeitig der Alltag, Versammlungen im öffentlichen Raum massiv eingeschränkt werden. Der öffentliche Raum – an der frischen Luft – ist aber nicht das Problem. Hier finden wichtige Demonstrationen, Warnstreiks und Arbeitskämpfe statt. Diese Grundrechte dürfen nicht eingeschränkt werden.
Das Testzentrum in Gelsenkirchen muss wieder geöffnet werden! Schnelle und viel mehr Testmöglichkeiten sind nötig! Es mehren sich Berichte, dass Kontaktpersonen und ihr Umfeld tagelang im Unklaren bleiben.
Sorgen bereitet vor allem die Situation an den Schulen und in den Kitas. Die Ad-hoc-Kommission SARS-CoV-2 der Gesellschaft für Virologie warnt vor der Vorstellung, dass Kinder keine Rolle in der Pandemie und in der Übertragung spielen. Richtig ist, dass bei ihnen COVID-19 glücklicherweise leichter verläuft. Laut RKI haben sich in Gelsenkirchen aktuell 115 Kinder zwischen 5 und 14 Jahren infiziert, 57 Kinder zwischen 0-4 Jahren sind oder waren erkrankt – insgesamt sind es 1473
Betroffene in unserer Stadt. Das ist ernst zu nehmen!
Zumal wir viel zu wenig über die Langzeitfolgen wissen. Heißes Eisen ist die Schulöffnung, die JETZT vorbereitet werden muss! AUF ist für die Öffnung der Schule nach den Herbstferien! Eine Planung ist sofort nötig, um schnell alle Klassen- und Lehrerzimmer mit Luftreinigern (HEPA-Filter und UV-Lampe) auszustatten. Ich bin auch dafür, dass die Zahlen der Infektionen an Schulen veröffentlicht werden und halte die Gefahr der Stigmatisierung für nicht so groß. Wenn sich dann herausstellt, dass es in ärmeren Stadtteilen mehr Fälle gibt, dann muss die Verhältnisse anprangern, die dazu
führen: Menschen mit niedrigeren Einkommen sind auf den ÖPNV angewiesen, leben oft in beengteren Wohnverhältnissen und arbeiten oft in Berufen mit viel Kontakt zu anderen Menschen wie in der Pflege, im Einzelhandel .... Sie müssen sofort unterstützt werden, zum Beispiel durch kostenlose FFP2/3-Masken. Überhaupt hat sich die Maskenpflicht als sehr effektiv erwiesen und sollte ausgeweitet werden.“
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