"Stirbt die Biene - Stirbt der Mensch"
Tankstellen für Biene, Brummer und Co.
Der Verlust an Fluginsekten in Deutschland ist alarmierend, in einem viertel Jahrhundert verloren wir ca. 75% des Insektenreichtums in Deutschland.
Laut stastita werden wir zukünftig 2% des derzeitigen Insektenreichtums pro Jahr verlieren, sodass uns voraussichtlich in einem halben Jahrhundert der nahezu vollständige Verlust unserer Insekten auf der Erde droht. Die sich daraus ergebenden Folgen für unser ökologisches Gleichgewicht sind bisher noch nicht absehbar!
BUND – Friends of the Earth Germany- Textauszüge und Links wie folgt:
Besorgniserregende Aufmerksamkeit erregte im Oktober 2017 eine Studie aus Krefeld. Ehrenamtliche Biolog*innen konnten dank langjähriger Feldforschung einen drastischen Schwund von Fluginsekten belegen. Im Schnitt ging die Menge – genauer: die Biomasse – der Insekten, die an 60 Orten vor allem im Rheinland in ihre Netze flogen, binnen 27 Jahren um etwa drei Viertel zurück!
Wie ist dieser erschreckende Verlust zu erklären? Auch wenn das im Einzelnen noch nicht erforscht ist – die Ursachen des Insektensterbens liegen auf der Hand. Um zu retten, was noch zu retten ist, sollten wir den mutmaßlich wichtigsten Faktoren rasch etwas entgegensetzen. Diese sind:
1. Verarmung der Landschaft:
Die industrielle Landwirtschaft hat Deutschland eines Großteils seiner einstigen Vielfalt beraubt. Ob Weiden und Streuwiesen, Hecken oder feuchte Senken – verbreitet fielen sie in den vergangenen Jahrzehnten der "Flurbereinigung" zum Opfer. Aus einer klein parzellierten und artenreichen Kulturlandschaft wurde so eine eintönige und strukturarme Agrarwüste, die Wildtieren und Wildpflanzen kaum noch Nischen bietet. Ihre intensive Bewirtschaftung mit immer größeren Maschinen und schnellwüchsigen Sorten sowie das Verschwinden von Ackerbrachen und Feldrändern taten ein Übriges. All dies verdrängte die Natur und damit die Mehrzahl der Insekten aus unserer Kulturlandschaft.
2. Agrargifte
Die intensive Landwirtschaft hat viele Nachteile. Mit der großflächigen Vermaisung und Verrapsung, eintöniger Fruchtfolge und anfälligen Hochleistungssorten züchtet sie sich die passenden "Schädlinge" förmlich heran. Als Antwort auf dieses hausgemachte Problem greifen Bäuer*innen zu immer wirksameren Giften. Weltweit am häufigsten kommt heute Glyphosat zum Einsatz. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde, dass sie den Einsatz überlebt. Damit trägt Glyphosat ganz maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei. Traurige Berühmtheit erlangte auch die Stoffgruppe der Neonikotinoide. Diese Nervengifte stören unter anderem das Orientierungsvermögen der Bienen und schwächen ihr Immunsystem. Problematisch und wenig untersucht ist schließlich auch die kombinierte Wirkung verschiedener Pestizide auf Wildtiere.
Übrigens: In der ökologischen Landwirtschaft sind chemisch-synthetische Pestizide tabu.
3. Überdüngung:
Deutschland hat nicht nur in den Städten ein Stickstoffproblem, beim Kampf gegen die Luftverschmutzung durch dreckige Diesel. Gravierend wirkt sich ein Zuviel an Stickstoff auch in der Natur aus. Hauptverantwortlich ist hier wieder die Agrarindustrie. Mittels Kunstdünger und der Gülle aus der Massentierhaltung gelangt sehr viel Stickstoff in die Umwelt. Regional kommt es dadurch zur Überdüngung von Böden und Gewässern. Zudem wird der Stickstoff großräumig über die Luft verbreitet. Betroffen von dieser unerwünschten flächenhaften Düngung sind alle Lebensräume. Geschädigt werden auch streng geschützte Lebensräume, deren Wert gerade darin besteht, dass sie von Natur aus nährstoffarm sind und vielen spezialisierten Pflanzen- und Tierarten ein Refugium bieten. Unter ihrer Entwertung leiden nicht zuletzt zahllose Insektenarten.
4. Intensive Forstwirtschaft:
Deutschlands zweitwichtigste Landnutzung ist die Forstwirtschaft. Doch sie nutzt den Wald nach wie vor mit zu hoher Intensität. So hinterlassen schwere Erntemaschinen im Wirtschaftswald verdichtete Böden, es gibt viel zu wenige alte Bäume und kaum dickes moderndes Holz – wichtige Lebensräume für eine Fülle von Insekten. Pestizide, die zur Bekämpfung von Schwammspinner, Maikäfer und Co. versprüht werden, machen der Insektenfauna zusätzlich zu schaffen. Naturwälder und Waldwildnis frei von forstlichen Eingriffen sind hingegen noch immer Mangelware.
5. Versieglter Boden:
Die deutsche Wirtschaft wächst, und mit ihr die Zahl neuer Siedlungen, neuer Gewerbegebiete und Straßen. 66 Hektar fruchtbarer Boden verschwinden derzeit jeden Tag unter Asphalt und Beton, Lebensraum unzähliger Insekten, oberirdisch wie unterirdisch. Ein wahnsinniger Flächenverbrauch! Eigentlich wollte die Bundesregierung diesen Verlust bis 2020 auf 30 Hektar bremsen. Doch sie tat nichts dafür. Nun will sie bis 2030 auf unter 30 Hektar kommen – und wird auch dieses Ziel verfehlen, wenn sie das Problem nicht bei der Wurzel packt (etwa mit einer Vorschrift, dass jede Neuversieglung anderswo durch einen Rückbau von Straßen, Parkplätzen et cetera ausgeglichen wird).
6. Tödliches Licht:
Wussten Sie, dass die Mehrheit der Insekten nacht¬aktiv ist? Und die meisten Arten von Licht angezogen werden? Geschätzt eine Milliarde Insekten lassen ihr Leben in einer einzigen Sommernacht allein an Deutschlands Lampen. Sie verbrennen oder sterben aus Erschöpfung. Zudem stört das künstliche Licht ihren Tag-Nacht-Rhythmus und ihr Jagd- und Fortpflanzungsverhalten.
Die Lichtverschmutzung nimmt weltweit zu, wie Satellitenbilder Jahr für Jahr dokumentieren. Auch in Deutschland, obwohl hier immer mehr LED-Lampen zum Einsatz kommen. Diese sind zwar relativ insektenverträglich, im Betrieb aber deutlich günstiger. Das führt dazu, dass viele Kommunen ihre Beleuchtung ausweiten.
7. Naturfeindliche Privatgärten
Drei Prozent unserer Landesfläche nehmen private Gärten ein. Darin verteilen die Deutschen jedes Jahr rund 600 Tonnen Pestizide. Wegen diesem Gifteinsatz und ihrer häufig sterilen Gestaltung eignen sich viele Gärten nur sehr eingeschränkt als Lebensraum für Insekten. Dabei wären sie so wichtig als Oasen der biologischen Vielfalt in der heute stark verarmten Kulturlandschaft.
Ergänzender Link zum Thema vom
NABU – (Naturschutzbund Deutschland) e.V.
„Wie können wir nun unseren heimischen Insekten unter die Flügel greifen?“
Indem wir unseren Insekten ein Stück Lebensraum in Form von Wildwiesen zurückgeben. In unserem Stadtgebiet finden wir in erster Linie kultivierte und wildblumenarme Grünflächen vor, die einer ökologischen Wüste gleichen.
Die Rekultivierung von „Kulturwiesen“ in „Wildwiesen“ ist ein einfacher und kostengünstiger Vorgang. Zuerst muss die feste Grasnarbe bis zu einer Tiefe von ca. 10 bis 15 cm entfernt werden, danach wird eine Lage Sand aufgebracht und der Boden mit geeigneter Erde eingeebnet, anschließend gesät und zum Schluss gut bewässert. Die Auswahl von Wildblumensamen bestimmt die Art von Insekten, die man an diesen Stellen unterstützen möchte und die damit verbundene Pflege. Wildwiesen müssen nur wenig und während der Brutzeit gar nicht gemäht werden. Sie säen sich selbst wieder aus und binden CO2 in Form von Stickstoff im Boden ein. Stickstoff ist ein Dünger und sorgt somit für eine natürliche Ausbreitung im Wiesenareal. Blüh- und Wildwiesen wären somit eine Bereicherung für unsere Wildtiere im Stadtgebiet und würden zusätzlich einen wertvollen pädagogischen Beitrag für Kinder und Familien leisten.
Ergänzender Link zum Thema von
Wildwiesen e.V.
Link zum Ausschuss für Umwelt, Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Gabriele Etgeton
1. Vorsitzende des
Kreisverbandes Gelsenkirchen
( Für Bildmaterial und Texte sind die Anbieter auf den verlinkten Webseiten selbst verantwortlich )
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