Pflegekraft - eine aussterbende Spezies
Pflege im Jahr 2022 – eine Berufsgruppe am Limit

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Nach zwei Jahren Pandemie, die wie ein Brennglas auf den Zustand in der Pflege wirkte, sind viele Probleme zwar sichtbarer geworden, aber leider werden diese vom Gesetzgeber und den Arbeitgebern nur unzureichend angegangen. Pflege braucht Entlastung und das nicht irgendwann, sondern jetzt.

Viele Pflegenden haben sich in der Coronazeit, teilweise auf Ihrer Arbeitsstätte, mit dem Coronavirus infiziert. Der erhöhte Arbeitsaufwand bei den Coronapatienten tat in dieser Überlastungsphase für den eigenen Körper noch sein Übriges. Sodass heute viele Pflegenden über Erschöpfungszustände leiden und was tun die Klinikbetreiber: Sie quetschen die noch vorhandenen Mitarbeitenden wie eine Zitrone aus. Wann begreifen sie endlich, dass die Zitrone absolut leer ist dort nichts mehr zu holen ist?

Wie soll man sich um das Wohlergehen anderer kümmern, wenn das eigene Wohlergehen mit Füßen getreten wird? Derzeit gehen in NRW Mitarbeitende der sechs Unikliniken für mehr Entlastung, nicht nur in der Pflege, auf die Straße. Sie kämpfen um Selbstverständlichkeiten: geregeltes Frei, eine reelle 39 Stunden Woche, und vor allem mehr Personal. Also, das was in anderen Berufen bereits seit Jahren Standard ist.

Hier muss man aber was klarstellen: Patientinnen und Patienten werden nicht unterversorgt durch die derzeit Streikenden, sondern die Pflegekräfte streiken, weil die ihnen anvertrauten Menschen unterversorgt sind und das schon seit Jahren. Sie streiken, weil sie Ihre Arbeit in Ihrer normalen Arbeitszeit nicht schaffen. Viele Pflegekräfte verlassen den Beruf, oder reduzieren ihren Stellenanteil, um überhaupt noch am eigenen Familienleben teilzunehmen. Die Balance zwischen Arbeit und Freizeitgestaltung ist in diesem Bereich sehr stark aus dem Gleichgewicht geraten.
So kann und darf das hier in Deutschland nicht weitergehen, wir müssen auch unsere Pflegekräfte mehr Acht geben, denn wenn sie nicht mehr in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen, dann gute Nacht liebe „Geiz ist Geil Gesellschaft“.

Erkennt die Notlage der Pflegekräfte

Nun gilt es für die übrige Bevölkerung, diese Notlage der Pflegenden zu Erkennen und Verständnis für sie aufzubringen. Dieser Streik ist das letzte Aufbäumen, der noch in der Pflege beschäftigten, die meisten Pflegekräfte sind nach teilweise 50-56 Wochenstunden fix und fertig und können nicht mehr. Es geht bei diesem Streik nicht mehr um die Bezahlung, es geht vielmehr um die Akzeptanz des Feierabends, darum das die Pflegenden wieder Pflege können, dass sie auch mal wieder Zeit zum Zuhören haben. Denn viele betroffene Patientinnen und Patienten in Krankenhäusern sind mit Ihrer Situation vollkommen überfordert, da kann mal ein Ohr zum Zuhören und Mut zusprechen Wunder wirken. Das alles ist aber nur noch sehr selten zu realisieren. Um diese, in der Pflege so wichtige Empathie zu zeigen, werden andere Tätigkeiten zurückgestellt, aber letztendlich müssen diese auch erledigt werden und das gelingt meist nur durch Überstunden. Welche Pflegekraft kann den in Ihrer Schicht ihre zustehende Pause auch wirklich nehmen? Welche kann pünktlich Feierabend machen, welche Pflegekraft springt nicht mehrmals im Monat bei Dienstausfälle ein?

Die Pflege kann nicht mehr- wann merkt Ihr das mal?

Selbst Euren Applaus konnten sie nicht hören, weil sie noch Arbeiten waren oder vollkommen erschöpft ins Bett gefallen sind. Also hört mit dem Klatschen auf und unterstützt eine Berufsgruppe, die sehr wichtige Aufgaben in unserer Gesellschaft übernimmt. Stellt Euch nur kurz mal eine Welt OHNE Pflegekräfte vor – wenn man gesund ist, scheint das noch einfach zu sein. Aber kranke und verletzte Menschen in den Kliniken oder im Ambulanten Pflegediensten brauchen sich das nicht vorstellen - sie erleben die Hast und die Eile im Pflegealltag tagtäglich.

Pflegekräfte sind auch Menschen – wann behandeln wir sie endlich auch so ???

Autor:

Wolfgang Schieren aus Gelsenkirchen

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