Neues Leben auf Bergmansglück

Hans-Jürgen Schneider (links), Michael von der Mühlen und Prof. Dr. Hans-Peter Noll stellten das Zukunftskonzept für das Gelände der ehemaligen Zeche Bergmannsglück in Hassel vor. Foto: Stadt GE | Foto: Foto: Stadt GE
  • Hans-Jürgen Schneider (links), Michael von der Mühlen und Prof. Dr. Hans-Peter Noll stellten das Zukunftskonzept für das Gelände der ehemaligen Zeche Bergmannsglück in Hassel vor. Foto: Stadt GE
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Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne, und wo neues Leben entsteht, da geht es turbulenter zu. Da sind sich die Anwohner der Bergmannsglück-Siedlung, der Eigentümer des Geländes, die RAG Montan Immobilien und die zukünftigen bzw. neuen Mieter einig. Doch es gibt noch Uneinigkeiten im Bergmannsglück.

Von Silke Sobotta

Hassel. Fakt ist aber auch, dass die Neunutzung der Zechenbrache Bergmannsglück wichtig ist für die Stadt. Denn so kann ein großer Arbeit- und nicht zu vergessen Steuergeber in der Stadt gehalten und kleinere hinzugewonnen werden. Das ist ein Pfund, das in Gelsenkirchen weder die Stadtverwaltung noch die Politik aus den Augen lassen dürfen.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, wenn Stadtdirektor Michael von der Mühlen, der Vorsitzende des Stadtentwicklungs- und Planungsausschusses, sowie SPD-Ratsfraktionsvorsitzender Dr. Klaus Haertel und auch Werner Wöll, der Ratsfraktionsvorsitzende der CDU, stolz und hoch erfreut sind über die Entwicklung in Hassel. Als einen „Glücksfall“ bezeichnet der neue FDP-Ratsfraktionsvorsitzende Jens Schäfer die Ansiedlung von Haus Vogelsang.
„Das ist ein Glückslos für Gelsenkirchen und ein Hauptgewinn für den Stadtteil Hassel“, schreibt Werner Wöll in einer Pressemitteilung. „Wir können stolz sein, das sich THS wohnen und Evonik wohnen, die im Zusammenwachsen befindlich sind und das drittgrößte Wohnungsunternehmen Deutschlands werden, in Gelsenkirchen ansässig bleiben werden. Essen hätte diesen Großkonzern auch gern gehabt, aber Gelsenkirchen hat den Zuschlag bekommen“, erklärte Dr. Klaus Haertel.
Diese Entwicklung bedeutet aber auch, dass die THS-Hauptverwaltung im Nordsternpark zu eng wird für den neuen Großkonzern. Zu dem neuen Konzern gehören dann auch die vereinigten Dienstleister der bisher zwei Wohnungsunternehmen. Das sind die Haus Vogelsang GmbH (HVG), die für das Grünflächenmanagement zuständig ist, das RHZ, das als Kleinraparaturmanagement tätig ist, die Multimedia Marienfeld, die als Multimedia-Dienstleister die Wohnungen mit TV, Radio, Telefonie und Internet versorgt, und die Firma Skibatron, die vielen bekannt ist als Wärmezähler.
Gemeinsan haben diese Dienstleister rund 800 Mitarbeiter, die nun von Horst, aus Gladbeck und aus Datteln-Ahsen nach Bergmannsglück ziehen und der Zechenbrache neues Leben einhauchen sollen. Dabei sind sich Hans-Jürgen Schneider, Vorstandsmitglied von Evonik wohnen und THS, und Ewald Steimann von HVG sicher, dass die Zahl der Mitarbeiter sich den neuen räumlichen Möglichkeiten anpassen werden.
Prof. Dr. Hans-Peter Noll, der Vorsitzende der Geschäftsführung der RAG Montan-Immobilien GmbH, ließ noch einmal die Geschichte von Bergmannsglück aufleben. Das Grundstück wurde 1903 abgeteuft und 1905 begann der Kohleabbau. In den 60er Jahren wurde die Zeche stillgelegt und nur noch als Zentrallager genutzt, das aber 2008 ebenfall stillgelegt wurde. „Seitdem gilt unser Bestreben der Wiedereinführung der Brache in das Stadtgebiet und das macht nur Sinn durch die Ansiedlung von Betrieben. Die Flächenreaktivierung war das Ziel und dabei ist wichtig, was der Kunde wünscht, der nun in Evonik gefunden wurde. Aus unserer Sicht ist das Vorhaben genau das, was der Stadtteil braucht: die Perspektive auf Arbeits- und Ausbildungsplätze, denn sowohl Haus Vogelsang als auch RHZ bilden aus“, erläuterte Noll.
Prof. Noll zeigte sich auch stolz, dass der Mietvertrag bereits seit dem 1. September vollzogen ist und damit die Planungen wasserdicht sind. „10 Hektar Grundfläche auf einen Schlag zu vermarkten, ist nicht einfach, darum gilt mein Dank dem Kunden für sein Vertrauen, Michael von der Mühlen für eine wieder einmal positive Entwicklung eines RAG Grundstückes, der Politik für ihre Entscheidung und meinen Mitarbeitern, die die Ideen erarbeitet haben.“
In die Zukunft blickte Dr. Klaus Haertel, der zum einen die Ausbildungsplätze, die alle drei Jahre neu zu vergeben sind, ins Spiel brachte, aber auch das Leben rund um das Gelände, wo die Geschäfte, die nach dem Verlust der Schachtanlage wegfielen, wieder neu angesiedelt werden könnten. „Die Aufgabe, die jetzt ansteht, lautet: die bestmögliche Lösung für alle zu erzielen.“
Für Ewald Steimann ist der unterschriebene Mietvertrag bereits die bestmögliche Lösung: „ Ich erlebe diesen Tag mit großer Freude, denn wir hatten seit Jahren das Problem der Standortfrage. Der Betrieb musste schon aufgeteilt werden und ein Teil befindet sich in Ückendorf an der Almastraße. Wir hatten sogar einen Umzug auf dieses Gelände in Planung, doch die Planungen wurden von der Entwicklung des Unternehmens überrollt und die dort zur Verfügung stehende Fläche ist bereits wieder zu klein für uns. Das ehemalige Zentrallager der RAG auf Bergmannsglück ist für uns ein Glücksfall, denn es bietet uns über 10.000 Quadratmeter Raum in Bestandshallen, die sofort für uns nutzbar sind. Ebenso steht die ehemalige Verwaltung der VKR leer und bietet uns nur 300 Meter entfernt einen Verwaltungssitz, den wir noch im Herbst diesen Jahres beziehen werden.“
In das bestehende Verwaltungsgebäude ziehen dann auch die Verwaltungen von RHZ, Multimedia Marienfeld und Skibatron ein, so dass die Dienstleistungen von THS und Evonik tatsächlich vereint sein werden.
Die Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine (GBV), die die Planungen ebenso wie die Anwohner mit zwiespältigen Gefühlen verfolgt haben, sind erfreut, dass sie bei den Planungen berücksichtigt werden und das Werkstatt-Labor zur Nutzung erhalten. Dieter Denneborg von der GBV schilderte, dass der Verein mit dem Abriss von Christus König seine Bleibe verloren hatte.
Für Prof. Noll ist auch klar, dass das Alfred-Schmidt-Haus erhalten werden muss, darum wurde der Mietvertrag mit der Familie des Bergbau-Künstlers einvernehmlich weitergeführt. Dass die Bergmannsglücker Vereine in die Halle einziehen ,bedeutet für Noll auch die Chance, dass der historische Ort, der damit erhalten bleibt, als Spielort für die ExtraSchicht etabliert werden könnte.
Als einziges denkmalwertes Gebäude auf dem Areal wurde nach Aussage von Stadtbaurat Michael von der Mühlen das Fördermaschinengebäude mit der Maschine darin ermittelt. Ansonsten bleiben die von HVG, den vereinten Dienstleistern und der Gemeinschaft Bergmannsglücker Vereine genutzten Gebäude erhalten. Alles weitere wird sich im Rahmen der Neubesiedelung innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre entscheiden.
Den Bergmannsglückern liegt aber auch der Erhalt der Torhäuser am Herzen, die sich „vielleicht im Logo von HVG wiederfinden könnten, weil sie von der Gartenstadt zum Gartenbaubetrieb führen“, wie eine anwesende Bürgerin anregte.
Überhaupt scheint bei den Bürgern noch Gesprächsbedarf zu bestehen. Dieser kann unter anderem am heutigen Mittwoch (14.) um 18.30 Uhr im Gemeindesaal der Markuskirche an der Biele im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung zur Zukunft des Geländes Bergmannsglück diskutiert werden.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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