Am 2. Jahrestag des Mordanschlags in Buer:
(Junge) Frauen setzen kämpferisches Signal gegen Gewalt gegen Frauen
Kämpferische Frauen und einige Männer folgten der Einladung des Frauenverbands Courage zu einer Kundgebung und Demonstration auf dem Goldbergplatz in Buer gegen Gewalt an Frauen. Wir starteten mit zirka 30 Personen, es schlossen sich mehrere Passanten und Jugendliche, teils aus Palästina oder der Türkei. Sie mobilisierten Freunde über WhatsApp, so dass die Aktion auf bis zu 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern anwuchs, geprägt von Jugendlichen, Mädchen wie Jungs!
Nur wenige Meter vom Kundgebungsort entfernt hatte auf den Tag genau vor zwei Jahren Faruk P. versucht, die Gelsenkirchnerin „Seda“ – Mutter zweier Kinder – mit über 20 Messerstichen zu töten. Zuvor hatte er sie drei Jahre gestalkt und ihr gedroht, sie zu töten.
Glücklich waren an diesem Tag alle, dass „Seda“ überlebte, weil sie mutig gegen den Angreifer ankämpfte und weil sie Hilfe von Passanten bekam. Eine besondere Freude war, dass „Seda“ selbst an der Kundgebung teilnehmen, die Demonstration mit anführen und eine tiefgehende und für alle begeisternde Rede hielt, in der sie ihre Erfahrungen verarbeitete. Sie klagte an, dass über drei Jahre Anzeigen von ihr an Justiz und Behörden ins Leere laufen gelassen wurden, sie in ihrer Bedrohung als Frau nicht ernst genommen und der Mordanschlag hätte verhindert werden können. Dabei geht es ihr um alle Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Ihre Botschaft ist, ihr Leben lang zu kämpfen gegen Gewalt an Frauen weltweit, nicht zu schweigen und dass sich eine breite Bewegung entwickelt bis es eine wirkliche Befreiung für Frauen gibt. Bei vielen Nachbarn, türkischen Freundinnen und Freunden, wie Passanten stieß das auf großes Interesse und Bewunderung, Respekt und Stolz: dass die Sache nicht nach zwei Jahren vergessen wird, sondern der Kampf weiter geht. Dabei hat sie den Rückhalt einer breiten Solidaritätsbewegung in Gelsenkirchen und darüber hinaus die ganze Zeit erhalten; von der Alevitischen Gemeinde, von AUF Gelsenkirchen, dem Frauenverband Courage und dem Freundeskreises Seda, der MLPD und des Jugendverbands REBELL, wie von verdi.
Bemerkenswert viele Jugendliche schlossen sich der Aktion an und ergriffen – das erste Mal in ihrem Leben bei einer Kundgebung – das Wort am Offenen Mikrofon. Sie erklärten ihren Respekt und Solidarität, sprachen über die verschiedensten Facetten von Gewalt an Frauen, die Wirkung des Sexismus an Schule oder im Internet, aber auch über ein wachsendes Bewusstsein, sich gegen sexistische Anmache zur Wehr zu setzen unter dem Motto „Nein heißt Nein!“. Ein wirklicher Jugendprotest! Mit gemeinsamen Zumba“ unter Regie der ehemaligen Zumba-Trainierin „Seda“ schlossen wir die Kundgebung ab. Viele trugen sich in Listen ein, um in Kontakt zu bleiben. Es wurden 52,50 Euro Spenden gesammelt.
Tropfnass, aber glücklich und stolz gaben wir uns am Ende das Versprechen, dass unsere Solidarität und Kampf gegen Gewalt an Frauen weitergeht. Anlässe dafür gibt es genug, gerade in Zeiten von Corona.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.