Interview mit SPD-Präsidiumsmitglied Manuela Schwesig
Hoher Besuch im Fritz-Steinhoff-Haus in Bismarck: Die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Manuela Schwesig war einer Einladung der Gelsenkirchener Sozialdemokraten gefolgt, um sich über das Projekt „Bildung(s)gestalten“ vor Ort zu informieren. Nach dem offiziellen Teil nahm sich die Sozialministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern noch Zeit für ein Gespräch mit dem Stadtspiegel.
Im Rahmen ihrer zweitägigen Tour durch Nordrhein-Westfalen machte sie einen Zwischenstopp in Gelsenkirchen. Im Gespräch mit dem Stadtspiegel erzählt die 38-Jährige was Sie an den „Bildung(s)gestalten“ beeindruckt, warum Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern gar nicht so unterschiedlich sind und welche Themen die Bundesregierung vernachlässigt.
Stadtspiegel: „Frau Schwesig, Sie reisen zwei Tage lang durch NRW, haben einen vollen Terminkalender. Was hat Sie nach Gelsenkirchen geführt?“
Manuela Schwesig: „Ich bin regelmäßig in den Bundesländern unterwegs, um mich über die dortigen Gegebenheiten und Entwicklungen zu informieren. Hier in Gelsenkirchen interessiert mich natürlich das interessante Projekt der Bildung(s)gestalten. Zudem habe ich aber auch einen sehr guten Draht zu Joachim Poß, den ich sehr als kompetenten Gesprächspartner schätze, wenn es um das Thema Familie und Finanzen geht. Denn schließlich ist es auch für uns immer wichtig, die Projekte zu finanzieren.“
„Bei den von Ihnen erwähnten Bildung(s)gestalten geht es darum, dass in der offenen Kinder- und Jugendarbeit so genannte Bildungslandschaften gestaltet werden. Wie bewerten Sie das Projekt?“
„Das geht ohne Frage genau in die richtige Richtung. Zunächst einmal ist es schön, dass sich Kinder und Jugendliche hier engagieren und sich für ihre Belange einsetzen. Sie sind aktiv und tun etwas. Das finde ich einfach gut. Darüber hinaus begrüße ich das Engagement vieler Eltern, die sich hier ebenfalls beteiligen und die Anliegen und Bedürfnisse ihrer Kinder unterstützen.“
„Was hat Ihnen besonders gut gefallen?“
„Besonders beeindruckt hat mich, dass die Träger vor Ort zusammenarbeiten. Diese Verzahnung ist bei solchen Projekten von entscheidender Bedeutung. Schließlich geht es doch darum, dass die Kinder eine Wertschätzung erfahren, die sie sonst nicht erhalten.“
„Betreten Sie beim Thema Bildung(s)gestalten Neuland oder kennen Sie ähnliche Projekte bereits?“
„Wir haben ähnliche Probleme in den östlichen Bundesländern. Auch wir haben Gebiete, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Und wenn Arbeitsplätze wegfallen, haben wir mit den Folgen genauso zu kämpfen wie die Menschen in Gelsenkirchen. Diese Problematik darf aber nicht auf dem Rücken der Kinder ausgetragen werden.“
„Wo genau sehen Sie Parallelen zum Projekt Bildung(s)gestalten?“
„Bei uns in Mecklenburg-Vorpommern gibt es beispielsweise so genannte Beteiligungswerkstätten. Hierbei wird die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen in Schule und Freizeit gefördert. Auch wir wollen die Kinder dazu motivieren, sich in die Gestaltung ihres Lebensumfeldes einzubringen. Das geht in dieselbe Richtung wie hier in Gelsenkirchen mit den Bildung(s)gestalten.“
„Á prospos Richtung. Die Richtung, die die Bundesregierung beim Thema Familienpolitik vorgibt, gefällt Ihnen bekanntlich überhaupt nicht.“
„Das stimmt. Jede Familie benötigt eine gute Bildung und Betreuung für ihre Kinder und Jugendlichen. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass entsprechende Angebote im Hinblick auf die Kinder- und Jugendarbeit das Elternhaus ersetzen können. Dem ist sicherlich nicht so. Doch die Bundesregierung macht sich keinen Kopf darüber, dass es ergänzende Angebote geben muss. Sie klammert dieses Thema völlig aus, und für Familienministerin Kristina Schröder sind solche Anliegen offenbar kein Thema.“
„Was nehmen Sie mit von Ihrem heutigen Besuch in Gelsenkirchen?“
„Ich habe hier hautnah erlebt, dass es Jugendliche gibt, die Interesse daran haben, ihre Freizeit und ihr Lebensumfeld mit zu gestalten. Und, was mir genauso wichtig ist, ist die Tatsache, dass es hier Frauen und Männer gibt, die sich für dieselbe Sache engagieren. Das zeigt mir, dass wir mit unserer Forderung, in Schule und Bildung zu investieren, auf dem richtigen Weg sind.“
Infos zu Manuela Schwesig: Manuela Schwesig wurde in Frankfurt (Oder) geboren. Die Diplom-Finanzwirtin (FH) ist seit 2003 Mitglied der SPD. Am 13. November 2009 wurde die 38-Jährige zur stellvertretenden Parteivorsitzenden der SPD gewählt. Seit 2008 ist sie Sozialministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern und wurde beim Landes-Parteitag Mitte März zur stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt.
Autor:Markus Tillmann aus Essen-Kettwig |
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