IG BAU Emscher-Lippe-Aa warnt vor steigender Altersarmut für Frauen
Studie: 30.500 Gelsenkirchenerinnen in „atypischer Beschäftigung“
Unsichere Jobs sind meist Frauensache: In Gelsenkirchen arbeiteten Ende letzten Jahres rund 30.500 Frauen in Teilzeit, Mini - Job oder Leiharbeit.
Damit machten sie zwei Drittel der „atypischen Beschäftigung“ aus, wie eine gleichnamige Untersuchung der Hans – Böckler - Stiftung zeigt.
In ganz NRW waren demnach knapp 2,5 Millionen Frauen atypisch beschäftigt. Das teilt die IG Bauen – Agrar - Umwelt (IG BAU) mit und warnt zugleich vor einer zunehmenden Altersarmut für Frauen: „Prekäre Jobs führen zu niedrigeren Rentenansprüchen.“ Dabei seien Zeiten der Schwangerschaft oder Kindererziehung noch nicht einmal berücksichtigt.
„Wenn Politik und Wirtschaft nichts unternehmen, dann werden Frauen bei der Rente immer öfter zu Verliererinnen“, sagt Susanne Neumann, Bezirkschefin der IG BAU Emscher – Lippe - Aa. Besonders besorgniserregend sei der Trend, dass Teilzeit immer mehr zum Normalarbeitsverhältnis für Frauen werde.
So gab es nach Angaben der Böckler - Studie in Gelsenkirchen zuletzt 16.124 Teilzeit-Arbeiterinnen – 63 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Demgegenüber haben Ende letzten Jahres nur 4.232 Männer in Teilzeit gearbeitet. Außerdem waren mit insgesamt 14.066 Mini-Jobberinnen 59 Prozent aller geringfügig Beschäftigten in der Stadt weiblich.
Gartenbau und in der Floristik bekommen sie kaum Vollzeitstellen, sondern Teilzeit - oder Mini - Jobs.
Die Folge ist, dass Frauen trotz jahrzehntelanger Arbeit im Alter zum Sozialamt gehen müssen“, so Gewerkschafterin Neumann. Zudem fehlten Frauen wegen Erwerbsunterbrechungen häufig mehrere Jahre an Rentenbeiträgen. Und auch nach einer Scheidung stünden viele Frauen mit leeren Händen – aber oft mit dem alleinigen Sorgerecht – da.
„Die Folge davon ist eine weiter zunehmende Altersarmut bei Frauen“, ist Susanne Neumann sicher. Unternehmen und Politik müssten deshalb gleichermaßen gegensteuern. „Statt Frauen nur für wenige Wochenstunden einzustellen, sollten Firmen vollwertige Jobs schaffen – für Frauen und Männer“. Weniger zu arbeiten, müsse eine individuelle Entscheidung sein und kein Zwang. Für Reinigungskräfte sei Vollzeit mittlerweile fast eine Seltenheit, obwohl sich das viele Beschäftigte wünschten.
Eine zentrale Voraussetzung für höhere Renten sei natürlich die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern, so die Gewerkschafterin. Mittlerweile habe die Politik die Bedeutung von „Equal Pay“ erkannt und ein Lohngerechtigkeitsgesetz auf den Weg gebracht. Neumann spricht von einem „Schritt in die richtige Richtung“, kritisiert jedoch, dass Beschäftigte erst in Betrieben ab 200 Mitarbeitern einen Auskunftsanspruch über die Bezahlung der Belegschaft haben. Damit greife das geplante Gesetz nur in Teilen des Handwerks und der Reinigungsbranche.
Eine entscheidende Maßnahme wäre es, so die IG BAU, Phasen der Erwerbslosigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung aufzuwerten. Susanne Neumann: „Zeiten der Schwangerschaft und Erziehung müssen endlich anerkannt werden – zum Beispiel durch Extra - Rentenpunkte“.
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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